Lorsch. Zum zweiten Gartenstammtisch des Obst- und Gartenbauvereins in diesem Jahr begrüßte Vorsitzender Klaus Eberle 30 Frauen und Männer. Mit Thomas Brecht aus Biblis, dem neuen Vorsitzenden des Kreisverbands, hatte er einen Fachmann eingeladen zum Thema Biodiversität. Dass er nicht schon lange ein Fachmann sei auf dem Gebiet von Natur und Garten, machte Brecht klar. „Ich habe bis vor sechs bis sieben Jahren mit Garten nichts zu tun gehabt. Erst als Rentner habe ich mich wieder in das Thema eingearbeitet, und mein Umfeld wieder der Natur zurückgegeben“.
Es wurde schnell deutlich, dass sich Brecht nicht als Oberlehrer verstand. Biodiversität heiße biologische Vielfalt. „Damit wird die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde bezeichnet, inklusive der Arten, der genetischen Variation innerhalb der Arten und der Vielfalt der Ökosysteme“, erklärte er. Biodiversität gebe der Natur die Möglichkeit, dass Pflanzen und Tiere eine breite Vielfalt entwickeln könnten.
Die Artenvielfalt könne auch im persönlichen Leben gestaltet werden. Als Beispiele nannte er Reisighaufen, in die sich Igel zurückziehen können, Blumen für die Insekten, Brennnesseln für Käfer, Blattläuse würden von Vögeln und Marienkäfern gefressen, Rasen solle man wachsen lassen, nicht gleich kurz schneiden, Bio-Samen diene dem Naturschutz. Es entstand eine rege Diskussion.
Kein Kunststoff im Hochbeet: Holz kann verrotten
„Ich suche Alternativen, um dazuzulernen“. Das war eine seiner Feststellungen, als es um das Thema „Hochbeete“ ging. Im Grunde sei das Thema bekannt und dennoch gebe es immer wieder Möglichkeiten, es zu vertiefen. Eine Nachfrage ergab, dass einige Teilnehmer eigene Hochbeete angelegt hatten. Die könnten relativ leicht selbst gebaut werden aus Holz oder aus Steinen. Steine speicherten Wasser, erhitzten aber auch ein Hochbeet. Holz, möglichst nicht aus Paletten, verrotte im Laufe der Jahre, ähnlich wie ein Weidengeflecht.
Sie habe seit zehn Jahren ein von einem Schreiner gezimmertes Hochbeet, verkündete eine Teilnehmerin. Jetzt sei ein Stempel morsch und müsse ausgewechselt werden. Im Handel würden auch viele Hochbeete angeboten, zusätzlich aus Kunststoff, was vermieden werden solle, oder aus Metall. Das roste oder sei teuer, wenn nichtrostendes Edelmetall verwendet werde, meinten Diskussionsteilnehmer. Die Besucher kannten sich aus, wussten auch, dass Hochbeete wegen ihrer Höhe für Rollstuhlfahrer leicht zu bewirtschaften seien. Wichtig war für Thomas Brecht aber der Kunststoff. Den sollte man möglichst aus dem Garten raushalten.
Ein Hochbeet aus Holz solle nicht mit einer Kunststofffolie abgedichtet werden, auch eine Plane solle nicht darübergelegt werden. Alternativ könne ein solches Beet auch mit alten Fenstern abgedeckt werden, die aber wegen zunehmender Hitze im späten Frühjahr wieder entfernt werden müssten. Das sei eine Möglichkeit der Nachhaltigkeit, meinte eine Teilnehmerin.
Plötzlich Plastik im Magen: Das Material bereitet Probleme
Generell gehöre Kunststoff nicht in den Garten. Das Material sei weltweit ein Problem. Es lande in der Umwelt, Tiere futtern es, ersticken oft daran. Fische nähmen es im Wasser auf und es lande hinterher im menschlichen Magen. „Wir sammeln zwar eifrig Kunststoffflaschen zur Entlastung der Umwelt, wissen aber eigentlich nicht, was der Kunststoff in uns oder mit uns anrichtet“, verdeutlichte der Referent.
Diskutiert wurde auch der Aufbau eines Hochbeets. Unten sollte ein engmaschiges Drahtgitter gelegt werden zum Schutz vor Mäusen. Darüber gehören Holzschnitzel oder Reisig, es muss mit Sand aufgefüllt werden, danach mit Kompost und Pflanzerde. Ein Hochbeet bietet die Möglichkeit zur Biodiversität. Das liegt an der Art der Bepflanzung, an der Verwendung von Mulchmaterial, was gut ist für Regenwürmer, die den Boden auflockerten. Der Boden dürfe nicht umgegraben werden, auch wenn die alte Erde irgendwann erneuert werden müsse. Das sei der Tod der Mikroorganismen. „Meine Oma hat gesagt, der Boden solle mit einem Dreizack gelockert werden, das erhalte die Bodenkultur. Manchmal ist es gut, auf die Alten zu hören, die haben Erfahrung“, so Brecht.
Ein Hochbeet soll im Herbst aufgebaut, beim Bepflanzen die Fruchtfolge beachtet werden. Nicht immer nur Salat oder Radieschen säen, besser seien sortenreine Tomaten. Die Samen könnten verwendet werden für das kommende Jahr. Tomaten können jedes Jahr erneut gepflanzt werden, so die Experten. Irgendwann müsse ein Hochbeet geöffnet und die verbrauchte Erde erneuert werden, dann helfe Kompost beim Wachsen der Pflanzen.
Kokosmatten im Drahtgeflecht sind gut geeignet
Werde Kohlrabi gepflanzt, sei es nicht notwendig, ihn zu düngen, auch nicht mit organischem Dünger. Hornspäne könnten verwendet werden zum Erhalt eines biologisch sauberen Bodens. Blattläuse seien in einem Hochbeet nicht zu finden. Eventuell vorhandene Engerlinge müssten rausgelesen werden. Chemische Spritzmittel seien nicht geeignet zur Schädlingsbekämpfung.
Eine Alternative für ein gesundes Hochbeet demonstrierte Thomas Brecht mit Schafswolle, Kokosmatten oder Holzwolle, alles in einem Drahtgeflecht. Das mitgebrachte Material, in Mattenform, zu erwerben im Fachhandel, durften die Besucher handgreiflich begutachten.
Die Matten könnten im Beet an die Wände geklebt werden oder auch zur Abdeckung im Boden. Sie verrotteten mit der Zeit, würden zu nützlichem natürlichem Dünger. Er werde Vorträge anbieten zu diesem Thema, so Thomas Brecht. Die Zuhörer dankten mit Applaus, Klaus Eberle bedankte sich beim Referenten mit einer Flasche Wein. ml
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch_artikel,-lorsch-gartenstammtisch-hochbeet-garten-_arid,2312749.html