Lorsch. Vieles hat sich im Laufe der Zeit verändert – auch die Fastnacht. Heute zählt Lorsch dank mehrerer Fastnachtsvereine zu den Fastnachtshochburgen in der Region. Die Anfänge spielten sich einst in bescheidenem Rahmen ab. Alkoholische Getränke mussten die Besucher noch selbst mitbringen. Ein Brikett oder ein Stück Holz hatte jeder Gast ebenfalls abzugeben, der 1947 an der ersten Sitzung der Närrischen Drei teilnehmen wollte. Der Saal im Gasthaus „Im weißen Kreuz“ wurde damit geheizt.
Ein Stück weit „Fastnacht anno dazumal“ soll jetzt auch im Paulusheim lebendig werden. Weder Getränke noch Briketts sollen die Besucher mitbringen, die am 9. Februar (ein Sonntag) in die Karolingerstraße kommen werden – zahlreich, wie die Veranstalter um Pfarrer Michael Bartmann hoffen: Gute Laune und Geld, um den Eintrittspreis zu bezahlen, reichen aus. Die Beitragshöhe orientiert sich zwar nicht an den Preisen von früher. Dass 15 Euro pro Karte zu entrichten sind, hat damit zu tun, dass es sich um eine Benefiz-Veranstaltung handelt.
Großer Saal kann beheizt werden
Alle Einnahmen sollen dem Jugendhaus St. Paulus zugute kommen. Das zentral gelegene Haus, das unter anderem Gruppenräume für die Jugendarbeit der katholischen Pfarrei beherbergt, ist bereits 60 Jahre alt und hat Sanierungsmaßnahmen nötig. Schon 2024 wurde mit verschiedenen Veranstaltungen – unter anderem Cocktailabenden – Geld für das Paulusheim gesammelt. Derzeit etwa lässt sich wegen einer defekten Anlage nur der große Saal zuverlässig beheizen. Dort wird jetzt auch die Benefiz-Fastnacht stattfinden.
Das gesamte Programm werde ehrenamtlich erarbeitet, hebt Pfarrer Bartmann hervor. „Es ist alles hausgemacht“, unterstreicht er den besonderen Charakter der närrischen Veranstaltung, die dabei gerne den Charme früherer Fastnachtstermine in den Mittelpunkt rücken will. Büttenreden bildeten anfangs den Schwerpunkt einer Sitzung, Ballettgruppen in der heute üblichen großen Zahl gab es auf der Bühne früher noch nicht.
Idee des einstigen Funken-Chefs
Die Benefiz-Sitzung im Paulusheim soll nicht als eine Konkurrenz zur den abendfüllenden Sitzungen der Fastnachtsvereine missverstanden werden. Die erste Idee für eine Veranstaltung von „Fastnacht wie früher“ sei vor einigen Jahren gemeinsam mit dem einstigen Chef der Bürger-Funken entstanden, dem vor drei Jahren verstorbenen Hans-Jürgen Brunnengräber, berichtet Bartmann. Eine „klassische“ Fastnacht mit Vorträgen und bekannten Fastnachtsliedern als Ergänzung zu heute üblichen Party-Fastnachtsveranstaltungen schwebte ihnen vor.
In den 1980er Jahren standen Bartmann und Brunnengräber in der Nibelungenhalle selbst zusammen auf der Bühne, sie traten etwa als Duo „Mary und Gordie“ auf, erinnert Bartmann. Ein kurzer Mitschnitt aus dem damaligen Programm soll am 9. Februar zu sehen sein.
Dass er ein erfahrener und begeisternder Fastnachter ist, beweist der Lorscher Pfarrer jedes Jahr in der fünften Jahreszeit: Mit seinem Humor steckt der in Bensheim aufgewachsene und lange in Mainz tätige Pfarrer sein Publikum an – ob als Margit Sponheimer oder als Monsignore Carnevale.
Aloys Leidner, langjähriger Fastnachter und Musiker, gehörte gleichfalls zur Runde derjenigen, die sich eine Veranstaltung „Fastnacht wie früher“ gut vorstellen konnten. Er wird am 9. Februar für die musikalische Unterhaltung sorgen. Im Paulusheim soll auch Dr. Andreas Adams mitwirken, der bei den Sitzungen der Bürger-Funken viele Jahre lang mit geschliffenen Büttenreden in der Rolle als „Mephisto“ brillierte.
Auch der Pfarrer steigt in die Bütt
Messdiener werden am Programm der hausgemachten Fastnacht mitwirken – und natürlich steigt auch Bartmann selbst in die Bütt. „Logisch“, sagt der Lorscher Pfarrer. In welcher Rolle er auftreten wird, entscheide er spontan. Im Paulusheim war er unter anderem bereits als „Dr. Psych“ zu erleben, bei der Frauenbund-Fastnacht.
Um das Paulusheim in Schuss zu halten, reichen Lippenbekenntnisse nicht, wiederholt der Pfarrer, der sich auch etwas mehr Engagement der Nutzer wünscht.
Von der Benefiz-Fastnacht soll nun „jeder Cent“ dem Jugendhaus zugute kommen. Platz für rund 200 Besucher bietet die Veranstaltung im Februar, die bewusst kein überlanges Programm haben wird. Sie werde deshalb auch für Gäste richtig sein, die sich närrisch gut unterhalten wollen, sich an Fastnachten der 1950er bis 1980er Jahre erinnern, aber keine vier- oder fünfstündige Sitzung besuchen möchten.
Getränke und einen Imbiss – etwa Mettbrötchen – wird es zur Stärkung geben. „Stimmung wird schon sein“, ist sich Pfarrer Michael Bartmann bereits sicher. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr, Einlass ist ab 15 Uhr. Karten für die Benefiz-Fastnachtsveranstaltung für das Paulusheim sind im katholischen Pfarrbüro erhältlich sowie nach den Gottesdiensten.
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