Lorsch. Auch wenn die Corona-Zeit eine Aktion „Sauberes Lorsch“ wie in den vergangenen Jahren nicht erlaubte, so hatte sich die Stadtverwaltung doch eine Möglichkeit ausgedacht, wie man weggeworfenen Müll in der Gemarkung einsammeln kann. Nach einem Aufruf in der Zeitung meldeten sich 230 Kinder, Jugendliche, Familien sowie einzelne Erwachsene, um den Abfall auf Spielplätzen, an Straßenrändern, im Wald, an den Autobahnböschungen, auf dem Olympia-Waldsportplatz und im Osten und Norden der Gemarkung mit Greifern und bloß mit behandschuhten Händen zu beseitigen.
Ein gutes Beispiel waren die Brüder Jonas und Henri, elf und neun Jahre alt, vom Leichtathletikclub LC Olympia. Ihre Mutter hatte sie auf die Sammelaktion aufmerksam gemacht. „Da wollten wir der Natur helfen“, versicherten sie. Koordiniert hatte das Ordnungsamt der Stadt Lorsch die Aktion und bei Leiter Rainer Dluzak gingen 223 Meldungen von freiwilligen Helferinnen und Helfern aller Altersgruppen ein.
Dazu zählten Einzelgruppen, Familien, Gruppen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit Werner Groß, die im Wald rund um die Raststätte-West Müll sammelte, Mitglieder von PWL und CDU, die entlang der Straße nach Einhausen und am Pendlerparkplatz arbeiteten. Auch die Feuerwehr und die Pfadfinder beteiligten sich, und zwar entlang der Nibelungenstraße und im Wald hinter der Autobahn A 67.
Mitglieder der Fußballabteilung der Olympia waren gleichfalls mit von der Partie. Es war das größte Kontingent an diesem Tag. Es hatten sich 20 Fußballer auf dem Sportplatz eingefunden, wo zwei Mähroboter das Gras kurz hielten. Mit dabei war der Vorsitzende Christian Eichhorn und mit Walter Hartmann der Vorsitzende des Ältestenrats. Hinzu kamen 60 Mitglieder der Leichtathletikabteilung mit dem Vorsitzenden Erhard Schäfer und Claudia Specht.
Entlang der Autobahn
Sie hatte es nicht leicht, trotz eines Straßenplans, den vielen kleinen Gruppen ein Sammelrevier zuzuweisen, immer unter Beachtung der Corona-Beschränkungen. Dazu gehörte der Sportplatz selbst, der Birkengarten, der Weg entlang der Autobahnböschung, der Platz rund um das Schwimmbad. Über die Autobahnbrücke A 67 ging es in den Wald und bis zur Raststätte-West.
Die dort zu verteilenden blauen Abfallsäcke reichten nicht aus und es mussten Säcke nachgeliefert werden. Die Sammelgebiete der Feuerwehr entlang der Nibelungenstraße und in der Fortsetzung der Platz der PWL waren wegen der vorbeirasenden Fahrzeuge nicht gerade ungefährlich.
Die Sammlerinnen und Sammler waren aber zum größten Teil mit gelben Warnwesten bekleidet. Werner Groß machte darauf aufmerksam, dass manche Lkw-Fahrer, die übers Wochenende dort campierten, ihre Notdurft im Wald verrichteten. Durch den so hinterlassenen Müll und Exkremente gehe es auch um die Verhinderung der Ausbreitung der afrikanischen Schweinegrippe, warnte er.
Helfer hatten viel zu tun
Mitarbeiter des Lorscher Ordnungsamts verteilten an alle Helfer Verpflegungsbeutel mit Laugengebäck, Äpfeln und einem Getränk. Sie mussten auch die an verschiedenen Plätzen abgestellten Müllsäcke und größere Fundstücke im Laufe des Tages abholen. Das war keine leichte Aufgabe bei der Größe des Sammelgebiets.
In den verschiedenen Helfergruppen zeigten sich manche angeekelt von dem, was Menschen – meistens absichtlich – weggeworfen hatten. Schweine seien sauberer, lautete ein Kommentar einer jungen Frau. Eine andere Helferin stellte ei der Aktion fest: „Wir haben noch viel zu tun“.
Landwirt Peter Helmling, der in der Gruppe der PWL anpackte, zeigte nach knapp einer Stunde auf einen vollen Müllsack. „Den kannst du kaum noch heben“, sagte er. Gefunden wurden unter anderem: Viele Plastikflaschen, kleine Schnapsflaschen, Getränkedosen, Unterwäsche, Zigarettenkippen, Zigarettenschachteln, Kondome, Kunststoffverpackungen, eine CD-Box, Werbebroschüren, Corona-Gesichtsmasken, eine „halbe Küche“, Radkappen, ein noch gut erhaltenes Fahrrad, ein silbernes Grillgerät, eine vergoldete rostige Armbanduhr.
Lager und Latrine im Wald
Es wurden auch verschiedene „Lager“ im Wald entdeckt und geräumt. Decken, Schuhe, Schnürsenkel, vergammelte Textilien, Hygiene-Artikel und auch Teile eines Eternit-Dachs wurden entfernt. Viel Abfall hatten wohl Fernfahrer rund um die Autobahnraststätten verstreut.
Als besonders eklig entpuppte sich eine „Latrine“ im nahen Wald, die allerdings nicht beseitigt wurde. Die zahlreichen Freiwilligen sammelten am Einsatztag jeweils etwa drei Stunden, bis sie sich, an unterschiedlichen Plätzen, mit einem Imbiss stärkten.
Die Mitarbeiter des Lorscher Betriebshofs mussten alle an verschiedenen Plätzen abgestellten Müllsäcke und größere Fundstücke transportieren. Der Müll wurde in Container des Betriebshofs geleert und als Restabfall gebührenpflichtig entsorgt.
Der Lorscher Ordnungsamtsleiter Rainer Dluzak zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Früher sei die Müllaktion eine landesweite Aktion gewesen und da habe man den Abfall noch kostenlos entsorgen dürfen, erinnerte er im Rahmen seiner Bilanz.
Die Leichtathleten gehören nicht einer Abteilung des SC Olympia an. Der Leichtathletikclub LC Olympia ist seit vielen Jahren ein eigenständiger Verein. Wir haben den Text entsprechend korrigiert.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch_artikel,-lorsch-ein-grill-ein-fahrrad-eine-uhr-und-jede-menge-leere-flaschen-_arid,1795910.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-olympische-spiele-2021-in-tokio-_dossierid,246.html