Fastnacht

Bürger-Funken begeistern die Lorscher mit Las-Vegas

Bürger-Funken begeistern mit bester handgemachter Fastnacht in der zweimal ausverkauften Nibelungenhalle. Dabei ging’s ab nach Las Vegas.

Von 
Nina Schmelzing
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„Poison Ivy“ hieß der Beitrag des Gardeballetts, für den die jungen Fastnachterinnen mit jeder Menge Applaus belohnt wurden. © Lotz

Lorsch. War’s das jetzt? Haben die Besucher auf dem Wingertsberg gerade die letzte Fastnachtssitzung im ehrwürdigen Gemäuer erlebt? „Nach der Sitzung reißen wir die Hütte ab“, rief Präsident Tobias Graf jedenfalls voller Tatendrang in der zweimal ausverkauften Nibelungenhalle einen historischen Moment aus. Wann die Bagger zur Sanierung anrollen, weiß zwar noch kein Mensch, ebenso, ob die Lorscher, notfalls vielleicht sogar nach Einhausen ausweichen müssen. Aber egal, wie es kommt: die Bürger-Funken haben am Wochenende eine tolle Abschiedsparty geschmissen.

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Ein Finale, das großen Spaß machte und das Zeug dazu hat, lange bestens in Erinnerung zu bleiben. Vom Text bis zum Kostüm handgemachte Fastnacht, original made in Lorsch – eine enorme Leistung, hervorragend präsentiert und dabei alles andere als kleinstädtisch.

Funken entführten nach Las Vegas - Tanzmariechen zeigten einen Weltklasse-Auftritt

Die Funken entführten ihr Publikum diesmal vielmehr nach Las Vegas, die weltberühmte Unterhaltungsmetropole. Was die Fastnachter auf der Bühne bieten, könnte auch dort begeistern. Janina Karle und ihre Tanzmariechen etwa legen einen Weltklasse-Auftritt aufs Parkett. Die jungen Tänzerinnen – und insbesondere ihre Chefin – zeigen minutenlang eine Folge von Spagat-Sprüngen und fliegen, Saltos und Rad schlagend, ohne Hilfsmittel, nur mit eigener Körperkraft, immer wieder höchst gekonnt durch die Luft.

Das Showballett sowie die Vegas-Revue mit Elvis sorgten im zweiten Teil des vierstündigen Programms für stimmungsvolle Unterhaltung. © Lotz

In atemberaubendem Tempo und anmutig wirbelt das Quintett über die Bühne, bringt überaus gelenkig Akrobatik vom Feinsten dar. Die Fußspitzen sind öfter am Ohr als auf dem Boden zu sehen, aber selbst bei anstrengendsten Vorführungen behalten die Mariechen ein Lächeln im Gesicht. Das Publikum war hingerissen. Es gab verdientermaßen Riesen-Applaus für diesen „Megahammer“.

Magier verzaubert den Lorscher Bürgermeister

Ganz anders, aber gleichfalls perfekt inszeniert, fasziniert Mathias Koob als ein Nachfolger von Siegfried und Roy, erfolgreichste deutsche Magier in Las Vegas. Als Zauberkünstler leiht er sich von einer Besucherin 20 Euro – das Geld werde er für sie vermehren, verspricht er. Gesagt, getan. Geheimnisvoll zusammen- und wieder auseinandergefaltet überreicht er der verdutzten Sarah anschließend einen 40-Euro-Schein. „Magic Koob“ hat noch mehr Tricks auf Lager. Als er den Lorscher Bürgermeister im Publikum entdeckt, läuft er sofort auf ihn zu. Er wolle ihn verzaubern, informiert er und lässt Konfetti über den Kopf des Verwaltungschefs regnen. Nun, so kündigt der Zaubermeister an, werde in Lorsch die Grundsteuer wieder sinken. Kräftiger Beifall der Lorscher, die Koob allen Erfolg dafür wünschen dürften.

Mitreißend war der Auftritt der Tanzmariechen um Janina Karle (Mitte). Die Gruppe legte einen grandiosen Auftritt aufs Parkett. © Bild Lotz

Koob lässt rote Tücher verschwinden, einen Tisch schweben und zaubert aus einer leeren Packpapiertüte eine volle Flasche Bier – im Publikum freut sich ein Gast über die süffige Stärkung. Zum Schluss hext der große Meister mit „Abrakadabra“ sogar das Bürger-Funken-Showballett herbei.

Showballett lässt die Halle beben

Die 16 jungen Damen in Rot mit farblich passendem Kopfschmuck lassen mit „Let’s Get Loud“ von Jennifer Lopez und einem Medley des Superstars die Halle beben. Zugabe, fordern die Zuschauer lautstark. Das Showballett, trainiert von Gitte Kolb und Marlies Zengerle, erfüllt den Publikumswunsch gern – und sie sind nicht die Einzigen, die zur Freude des Publikums länger auf der Bühne bleiben.

Alle Funken-Tanzgruppen müssen Zugaben geben, mehr als vier Stunden Unterhaltungsprogramm bieten die Fastnachter. Das Gardeballett kommt in giftgrünen Kostümen, ebenfalls selbst geschneiderte Kreationen, verwandelt sich mit roten Langhaarperücken in „Poison Ivy“-Heldinnen. Die jungen Frauen, trainiert von Julia Häusler und der diesjährigen Graf-Philipp-Ordensträgerin Jenny Bender, heizen die Halle ordentlich auf.

Die Tanzgarde sorgt für Applaus

Sascha Günthner, stellvertretender Funken-Vorsitzender, mimt den Chefdompteur seiner Schützenabteilung, die als bunte Truppe die Bühne rockt. Die zweite Tanzgarde bringt einen Einarmigen Bandit aus den USA mit, bekommt viel Applaus für ihren schnellen Tanz zu Abbas „Money, Money, Money“. Die Jüngsten der Nachwuchsgarde begeistern das Publikum Beine schwingend ebenso wie die erste Tanzgarde mit einer sehr schönen Choreografie.

„Steht auf, wenn ihr Narren seid“, singen die „Laureshämmer“ – und das Publikum lässt sich das nicht zweimal sagen. „Verliebe dich nie in das Mädchen hinter der Theke“, schmettern die fünf eleganten Herren mit schwarzen Melonenhüten und roten Fliegen. Der Saal steht – und setzt sich natürlich auch nicht, als Angie Helm an der Reihe ist, die Margit Sponheimer der Lorscher Funken. „Wir trinken auch mit denen, die im Himmel sind“ trällert Helm und die Zuschauer heben ihre Gläser und stimmen textsicher ein, als ein „Hoch auf die Liebe“ erklingt.

Magier Mathias Koob ließ Tische schweben. © Lotz

Auch Lady Gaga und Elvis, der rote Rosen ins Publikum verteilt, machen für die Funken einen Abstecher nach Lorsch zur Vegas-Revue. „Love Me Tender“ schmachtet Presley ins Mikro. Aber wo gibt es das schon, dass auch Büttenredner lautstark Zugabe-Rufe ernten? Bei den Bürger-Funken. Ihre „Tabaknäherin“ Marion Walter weiß nämlich haargenau, was in Lorsch Sache ist. Dass der Martinsumzug wegen Personalmangel ausfiel, empört die Brunnenfigur, dass das alte Spritzenhaus fort ist, eher weniger. „Gelöscht wurde dort vor allem der Durst“, kommentiert sie den Feuerwehrhaus-Abriss trocken.

Lorscher lieben es eng

Ganz und gar nicht einverstanden ist die Tabaknäherin mit der Entscheidung, den Weihnachtsmarkt auf dem Karolingerplatz zu belassen. Zugig und schlammig wie im berüchtigten Heavy-Metal-Dorf Wacken sei es dort. Die Lorscher liebten es aber „eng“, fordert die Tabaknäherin vom Kulturbüro einen sofortigen Umzug zurück in die schmalen Innenstadtstraßen. Jubel im Publikum, das zustimmend applaudierend auf den Stühlen steht.

Auch der Lorscher Bürgermeister ist ein Bürger-Funke. Diesmal übernahm er eine Rolle im Tinder-Sketch von Dana Grün und Anna-Lena Dluzak. Bei den beiden Single-Frauen, per Dating-App auf der Suche nach dem idealen Mann, blitzt jedoch jeder ab. Ein sportlich radelnder Boss, der ihnen zu schnell unterwegs ist, findet ebenso wenig Gnade vor ihren kritischen Augen wie jeder andere.

Feuertaufe für die neue Stabführerin

Eine feste Größe ist der Spielmannszug. Angela Krix als neue Stabführerin bestand ihre Feuertaufe bravourös. Laura Blust und Lena Brunnengräber sorgten für ein stilvolles Opening, Stephan Straub mit der Deko dafür, dass die Halle zum Abschied wunderhübsch wirkte. Am Donnerstag (8.) lassen es die Funken zur Altweiberfastnacht dort noch einmal krachen.

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Begleitet vom Duo „Take Two“ ging es nach Programmschluss der Premieren- und der Gala-Sitzung ab Mitternacht mit Tanzmusik weiter. Und das wird auch 2025 so sein. „Wir feiern Fastnacht sowieso / ganz egal ist uns dann wo“, versicherte Präsident Graf, dass alle Fastnachter auf jeden Fall auch künftig und auch ohne Nibelungenhalle auf die Funken und eine Superstimmung werden zählen dürfen.

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