Lorsch. Während der Corona-Pandemie war es in Lorsch zwar möglich, große Veranstaltungen wie etwa den Weihnachtsmarkt zu feiern, der noch sehr viel größere Fastnachtsumzug mitten durch die Stadt aber fiel aus. Zwei Jahre in Folge mussten die Bergsträßer auf das beliebte Spektakel zum Abschluss der fünften Jahreszeit verzichten. Jetzt ist die Pause vorbei. Am 21. Februar (Dienstag) sollen sich wieder zahlreiche närrische Fußgruppen und Motivwagen durch die Straßen schlängeln, gute Stimmung verbreiten, bejubelt von Tausenden von Zuschauern.
Beim Verein Lorscher Fastnachtszug (VLF) hat inzwischen die Anmeldung für interessierte Gruppen begonnen. Eine Hand voll Anmeldungen ist bereits eingegangen. Bis spätestens zum 3. Februar (Freitag) sollten Teilnehmer ihren Meldebogen ausgefüllt abgegeben haben. Kontaktperson für den Verein ist im Stadthaus Anja Grün. Cheforganisator für den von der Stadt Lorsch veranstalteten Umzug ist Ralf Kleisinger. Ein letztes Mal übernimmt der erfahrene Organisator diese Aufgabe, die mit jeder Menge Arbeit vor allem für die Sicherheit einher geht. Kleisinger, Kämmerer der Stadt, hatte bei der Hauptversammlung erklärt, nicht mehr für das Amt des VLF-Vorsitzenden zu kandidieren, das er bereits rund 20 Jahre ausfüllte und das mit viel Zeit und Verantwortung verbunden ist. Bürgermeister Schönung will die Aufgabe an der Vereinsspitze künftig selbst mit dem bewährten Team koordinieren.
Bislang meist knapp 100 Beiträge
Knapp 100 Nummern haben bisherige Lorscher Fastnachtsumzüge meist umfasst. Dass auch der nun anstehende 61. Gaudiwurm wieder so lang und unterhaltsam wie gewohnt wird, wünschen sich alle Fastnachtsfans. Ob es gelingt, bleibt noch abzuwarten. Zwar gibt es keine Corona-Einschränkungen mehr, aber dafür andere Hürden, die als Spaßbremse fungieren könnten.
Die gestiegenen Preise gehören zum Beispiel dazu. Für die Mitwirkenden und die Besucher bleibt der Umzug zwar weitgehend ein Gratis-Vergnügen. Um den Fastnachtszug auf die Beine zu stellen, müssen die Veranstalter in diesem Jahr aber mehr Geld ausgeben als zuvor. Zum Beispiel haben sich die Kosten für die Security und das Wurfmaterial erhöht (siehe Bericht unten).
Der Popcorn-Preis hat sich mehr als verdoppelt
Rund 20 000 Euro hat der Fastnachtsumzug bislang jährlich gekostet, diesmal rechnet Ralf Kleisinger mit 25 000 bis 30 000 Euro. Ob Energiepreise oder Stundenlöhne, fast alles ist teurer geworden. Auch manche Einsatzkräfte, die früher geholfen haben, und dafür nicht viel mehr als eine kräftige Brotzeit als Lohn erwartet hatten, wollten künftig ihren Dienst anders in Rechnung stellen. Für das DRK etwa sollen 4000 Euro fällig werden.
7500 Euro betrug früher der jährliche Zuschuss der Stadt für den Umzug. Gehofft wird, dass die Stadtverordneten einen erhöhten Zuschuss noch freigegeben werden. Ohne die langjährigen Sponsoren geht zudem nichts. Jeder kann den Umzug auch privat unterstützen, indem er für 2,50 Euro eine der Plaketten kauft, die in Lorscher Geschäften zur Mitfinanzierung des Zugs zu haben sind.
Wer ein Beispiel für eine enorme Kostensteigerung hören möchte, der muss Ralf Kleisinger nur nach dem Wurfmaterial fragen. Das Eis und die Süßigkeiten, die von den Umzugsteilnehmern großzügig ins Publikum geworfen werden, sind nicht allein bei den Kindern unter den Zuschauern immer sehr begehrt. Allein das Popcorn hat sich deutlich verteuert.
„Ach, wenn sich der Preis nur verdoppelt hätte“, sagt der Cheforganisator des Lorscher Umzugs. Hat er früher die Riesenpackung mit 100 kleinen Tüten für 4,80 Euro erstanden, soll er heutzutage einen Preis von 17,90 Euro bezahlen. Viele Alternativen bieten sich aber nicht, manche Hersteller gebe es überhaupt nicht mehr. Die Lorscher Vereine, die Süßigkeiten im Wert von je 20 Euro zur Verfügung gestellt bekommen, werden in diesem Jahr daher mit etwas weniger Popcorn pro Gruppe auskommen müssen.
„Wir tun alles, was geht – aber es kostet eben einen Haufen Geld“, berichtet Ralf Kleisinger aus seiner langen Erfahrung rund um die beliebte Großveranstaltung, die unter anderem viele Familien mit Kindern anzieht. Ob man sich den großen Lorscher Fastnachtszug in der bisherigen Art und Weise auch künftig noch leisten kann, wird möglicherweise zu diskutieren, wenn die Preisentwicklung anhält. Vielleicht könnte ein zweijähriger Rhythmus im Wechsel mit einer anderen Kommune eine Alternative darstellen.
Mannheim und Ludwigshafen praktizieren dieses Modell. Auch 2023 aber fällt der Zug, der 200 000 Besucher anzieht, dort überraschend aus, erinnert Kleisinger. Zu hohe Kosten und zu wenig Helfer sind Grund dafür. sch
Gehofft wird, dass weiterhin viele Fastnachtfreunde Freizeit für den Umzug investieren. Wenn sich immer weniger die Mühe machen wollen, als Fußgruppe oder mit einem gestalteten Motivwagen teilzunehmen, würde es nicht viel für die Zuschauer zu sehen geben. Nicht jeder Verein, der in der Vergangenheit selbstverständlich beim Umzug dabei war, wird aber nahtlos an die Tradition anknüpfen können. In manchem fehlt mittlerweile schlicht der Nachwuchs, der die nötige Zeit in einen Umzugsbeitrag steckt, wissen VLF-Mitglieder. Da der Fastnachtsdienstag zwar ein Festtag für Narren, aber kein arbeitsfreier Feiertag ist, kann sich zudem nicht jeder Berufstätige problemlos frei nehmen.
Beleidigendes ist nicht erlaubt
Auch einige Vorgaben sind für alle zu beachten, die sich in den Zug einreihen möchten. Insgesamt 16 Bedingungen sind in Lorsch zu erfüllen. „Beleidigende und diskriminierende Darstellungen“ sind zum Beispiel zu unterlassen, aus den Fahrzeugen oder von Fußgruppen darf auch kein Alkohol ans Publikum ausgegeben werden. Streng sind die Sicherheitsvorschriften. Bei Verstößen werde der entsprechende Beitrag aus dem Zug genommen, bestätigt Ralf Kleisinger. Die umfangreichen Teilnahmebedingungen werden aber allgemein akzeptiert, sie sind nicht neu, sondern seit Jahren Usus in Lorsch, erinnert er.
Hochprozentiges wird ausgekippt
Ebenfalls selbstverständlich sind inzwischen die Maßnahmen, die Alkoholmissbrauch vermindern sollen. Polizei und Security werden auch diesmal wieder Rucksack-Kontrollen bei Jugendlichen vornehmen. Entdecken sie dort Hochprozentiges, kippen sie die Flaschen umgehend auf die Straße aus.
Weil der Lorscher Fastnachtszug ein Ereignis mit deutlich mehr als 5000 Teilnehmern ist, sind die gesetzlichen Richtlinien der Versammlungsstättenverordnung zu beachten. 130 Einsatzkräfte werden vor Ort dafür sorgen, dass die Großveranstaltung reibungslos und friedlich über die Bühne geht. Dazu gehören unter anderem auch zwei Notärzte.
In Lorsch sorgen die Veranstalter zudem wieder dafür, dass viele öffentliche Toiletten aufgestellt werden. Sowohl am Aufstellplatz für die Teilnehmer als auch entlang der Zugstrecke und ebenso zum Beispiel am Bahnhof werden mobile WC-Wagen stehen, die kostenlos genutzt werden können.
Mehrere Moderatoren, die auf der Strecke verteilt die Zugnummern kommentieren, wird es in diesem Jahr nicht geben. Aus Kostengründen werden die Extra-Informationen nur am Marktplatz rund um die Ehrentribüne zu hören sein, berichtet Ralf Kleisinger auf Nachfrage.
Nicht verzichtet wird auf die Stoppelhopser. Mit dieser Trophäe werden die jeweils schönsten Fußgruppen und Motivwagen ausgezeichnet. Nicht nur die Juroren hoffen, dass es im Fastnachtsumzug einen spannenden Wettstreit um die besten Beiträge geben wird.
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