Lorsch. Einen persönlichen Eindruck vom Naturschutzgebiet Weschnitzinsel verschaffte sich jetzt die hessische Umweltministerin Priska Hinz. Der Kreisverband Bündnis `90/Die Grünen Bergstraße hatte gemeinsam mit der Lorscher Grünen-Fraktion zu einer Begehung eingeladen. Mit dabei waren unter anderem der Geschäftsführer des Gewässerverbandes Ulrich Androsch, der Vorstandssprecher des Kreisverbandes der Grünen, Matthias Schimpf, und Rainer Hennings vom Verband Hessischer Fischer.
Priska Hinz zeigte zu Beginn auf, weshalb die Renaturierung der Weschnitz von großer Bedeutung sei. Während sich die Klimakrise weiter zuspitze, sei es notwendig, Flüsse und Bäche zu verlangsamen, um Überschwemmungen zu verhindern. Dazu müssten Begradigungen von Flüssen wieder rückgängig gemacht und die Fließgeschwindigkeit durch Inseln abgebremst werden. Gleichzeitig sorge die Renaturierung für eine Erholung der Natur und die Rückkehr von verloren geglaubten Tier-, Fisch- und Pflanzenarten.
Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) muss bis spätestens 2027 ein guter ökologischer Zustand in Gewässern hergestellt sein. Das Projekt Weschnitzinsel wird mit Mitteln zur Umsetzung der WRRL, sowie mit Mitteln der Natura 2000 zu 100 Prozent vom Land Hessen finanziert. Natura 2000 ist der Name eines europaweiten Gebietsnetzes aus Schutzgebieten für Flora und Fauna Habitat-Gebieten, sowie EU-Vogelschutzgebieten.
Nach der Begrüßung machte sich die Gruppe auf den Weg zur Herrenbrücke, um von dort die Weschnitzinsel zu begehen, deren Zugang der Öffentlichkeit ansonsten aus Naturschutzgründen verwehrt bleibt. Die Besucherlenkung funktioniere gut. Nur der eine oder andere Spaziergänger folge den Anweisungen seines Handy-Navis und befinde sich plötzlich mitten im Schutzgebiet.
Dort, am Ufer der Weschnitz, wurde ein Bild der aktuellen Situation der Weschnitz wiedergegeben. Für rastende Vogelarten, wie Kiebitze, ist das Gebiet ein willkommener Rückzugsort. Auch Biber lassen sich mittlerweile wieder im Gebiet der Weschnitzinsel blicken und finden dort ein neues Zuhause.
Rainer Hennings gab einen Überblick über eine durchgeführte Kontrollfischung, die auf einer Flussstrecke von etwa 500 Metern durchgeführt wurde. So wurden Barben, Gründlinge, Schmerlen und vereinzelte Aale und Steinbeißer gefunden. Auch vereinzelte Flussbarsche wurden gefunden, sowie fünf Welse, die dem Fluss entnommen wurden. Alle anderen Fische durften weiterschwimmen. Im Magen der Welse fand man Überreste von Ratten, Jungwelsen und auch die eines Huhns, vermutlich ein Bläss- oder Teichhuhn.
Umweltministerin Priska Hinz sprach zum Ende der Veranstaltung von der Notwendigkeit, Kläranlagen weiter auszubauen, um eine Überlastung der bestehenden Anlagen zu vermeiden, die durch ein voranschreitendes Wachstum der Bevölkerung unweigerlich eintreten werde. Der Ausbau der Kläranlagen auf Reinigungsstufe drei, also mechanisch, biologisch und chemisch, habe zu einer enormen Verbesserung der Wasserqualität geführt. Doch müsse man auch die Bevölkerung besser darüber informieren, wie der Wasserkreislauf, die Umwelt beeinflusst. fw
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