Lindenfels. „Ein toller Klang, nachdem der Orgelbauer da war“, meinten die Besucher nach dem Orgelkonzert in der evangelischen Kirche in Lindenfels. Die Orgel war kurz zuvor neu gestimmt worden – und das merkte man ihr an. Stolz auf den neuen Klang des unter Denkmalschutz stehenden Instruments ist auch Organist Jens Hebenstreit. „Ich spiele gerne auf dieser Orgel.“
Nach dem Termin in Lindenfels musste er noch in Kirschhausen ein Konzert geben. Der vorweihnachtliche Stress für Organisten.
Die evangelische Kirche war zu dem Konzert schön geschmückt worden mit Kerzen. Diese bildeten einen sehr intimer Rahmen für die Aufführungen. Es war ein Termin, bei dem die Zuhörer zur Ruhe kamen in der hektischen Vorweihnachtszeit. Jochen Ruoff vom Kirchenvorstand führte durch das Programm und erzählte Wissenswertes zu den einzelnen Komponisten.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Zum Auftakt spielte Jens Hebenstreit die Toccata in F-Dur von Johannes Späth, einem Barockkomponisten. Späth lebte von 1664 bis 1719. Es war ein sehr schwungvolles Stück, bei dem Jens Hebenstreit seine Finger über die Tasten der Orgel gleiten ließ.
Im Anschluss gab es Stücke des Kirchenmusikers Johann Sebastian Bach: „Gott durch deine Güte“ und „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“, eine Kantate nach einem älteren Kirchenlied. Beim Zuhören ahnt man, welche Gegenwartskomponisten, ihre Melodien frei nach Johann Sebastian Bach komponiert haben.
Mit Pfeifen und Dudelsäcken
Zu den bekanntesten Kirchenmusikern zählt auch Georg Friedrich Händel. Die Pifa ist der Titel eines Musikstücks aus dem Messias-Oratorium von Händel. In einem Werkführer zu Händels Oratorium wird Pifa als „Pfeiferstück“ übersetzt.
Eine Orgel besteht aus vielen Pfeifen, durch die Luft strömt, um Töne zu erzeugen. Musiker vom Land, die Pifferari, pflegten in der Adventszeit in die Stadt zu kommen, um dort mit Pfeifen und Dudelsäcken zu musizieren. „So hat es sich wohl angehört“, meinte Jochen Ruoff.
Ein Vorläufer vom Dudelsack ist die Sackpfeife. Dabei handelt es sich um ein Instrument, das auch in Kirchen gespielt wurde. Organist Jens Hebenstreit bediente die Pfeifen wunderbar. „So kann Händel auch klingen“, meinte eine Besucherin nach dem Konzert.
Das Pastoral vom italienischen Jesuiten und Missionar Domenico Zipoli klang wie für italienische Kirchen gemacht. Anschließend hörte das Publikum Johann Ludwig Krebs, ein deutscher Komponist und Organist. Krebs spielte die 1739 fertiggestellte Trost-Orgel am Hof Friedrich III. in Altenburg. Sein Stück Siziliana hat eine schmerzhaft süße Melodik und wechselte zwischen 6/8- und 12/8-Takten. „Noch als Greis war Ludwig Krebs ein Jüngling in der Begeisterung, wenn er vor der Orgel saß.“ So hat es ein Altenburger Bürger beschrieben. Hebenstreit brachte ein Stück voller Klang, das für Wärme in der Kirche sorgte.
Zum Abschluss hatte er die Toccata von Joseph Gabriel Rheinberger mitgebracht. Rheinberger war Komponist, Organist und Musikpädagoge, geboren in Lichtenstein und 1901 gestorben in München. Jens Hebenstreit mag die Stücke von Rheinberger: „Sie lassen Orgeln klingen.“
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels_artikel,-lindenfels-zum-konzert-in-lindenfels-eine-frisch-gestimmte-orgel-_arid,2030178.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels.html