Albert-Schweitzer-Haus - Darmstadt gibt Ferienspiele und Jugendfreizeit an freie Träger / Sozialdezernentin: Sanierung würde rund zwei Millionen Euro kosten

Widerstand gegen die Schließung

Von 
Stefanie Hanus
Lesedauer: 

Dem Albert-Schweitzer-Haus in Lindenfels droht das Aus. Die Stadt Darmstadt will ihre Freizeiten künftig an freie Träger vergeben.

© Funck

Lindenfels. "Das Albert-Schweitzer-Haus ist unser Zuhause", "Das kann man uns nicht nehmen": Die Facebook-Kommentare, die die geplante Schließung der Jugendeinrichtung in Lindenfels hervorgerufen hat, zeigen vor allem eins: Fassungslosigkeit. Auch für Akin Fehn, den Vorsitzenden des Freundeskreises Albert-Schweitzer-Haus (ASH), kam die Nachricht zum Aus der Einrichtung als Schock. "Das ist ein fatales Signal, wenn jetzt eine Einrichtung wie das Schweitzer-Haus dichtgemacht wird", erklärt Fehn. Im Internet machen die Freunde des beliebten Feriendomizils jetzt mobil: mehr als 1600 Mitglieder zählt die Facebook-Gruppe "Albert-Schweitzer-Haus-bleibt" nach Angaben von Fehn bereits.

Vertrag wurde 2011 verlängert

Erster Stadtrat Otto Schneider war zwei Tage nach der Hiobsbotschaft aus Darmstadt zunächst darum bemüht, die Fakten auf den Tisch zu bekommen. Aus Darmstadt, so Schneider, sei am Tag nach dem Beschluss lediglich eine E-Mail eingetroffen, die kurz und knapp über die Entscheidung informierte. "Uns als Stadt hat das sehr erstaunt, zumal erst im vergangenen Jahr der Erbbaupachtvertrag für das Haus mit Darmstadt verlängert worden ist", so Schneider.

Die Sparvorgaben der Darmstädter Sozialdezernentin Barbara Akdeniz beinhalten, dass sämtliche Jugendfreizeiten und die Ferienspiele an freie Träger übergeben werden. "Angesichts der überaus prekären Haushaltssituation sind solche Schritte sicher bitter, aber nötig." Die Entscheidung, das ASH nicht mehr städtisch zu betreiben, sei vor allem den hohen Kosten geschuldet, die eine notwendige Sanierung des Gebäudes mit sich bringen würde. "Die Prüfung unseres Eigenbetriebs hat ergeben, dass rund zwei Millionen Euro nötig wären, um das Albert-Schwitzer-Haus nach baulichen und pädagogischen Anforderungen zu modernisieren", erklärt Akdeniz auf BA-Nachfrage. Berechnungen, die sowohl bei Akin Fehn als auch beim Lindenfelser Grünen-Fraktionschef Jochen Ruoff auf Unverständnis stoßen: "Wenn davon die Rede ist, dass das Haus sanierungsbedürftig ist, stimmt das so nicht: Geplant waren Modernisierungsarbeiten. Die Struktur des Hauses ist in Ordnung", sagt Jochen Ruoff.

Wirtschaftliche Einbußen

Dass das Aus für das ASH auch ein herber Schlag für Lindenfels wäre, wie Ruoff es formuliert, sehen der Vorsitzende der SPD-Fraktion Stefan Ringer und Erster Stadtrat Otto Schneider ähnlich. "Auf das Albert-Schweitzer-Haus entfallen in unserer Statistik mehrere Tausend Übernachtungen und es wird eine Pauschale für das Freibad gezahlt", so Schneider. Zudem, so Ruoff, kaufe das ASH in Lindenfels seine Lebensmittel und gebe Dienstleistungen im Handwerk in Auftrag.

Auch wenn die Darmstädter Planung vorsieht, das Haus am Ende des Jahres zu schließen, wollen die Lindenfelser sich für den Erhalt einsetzen. In der nächsten Stadtverordnetenversammlung soll das Thema zunächst zur Sprache gebracht werden. Auch Freundeskreis-Vorsitzender Fehn zeigt sich zuversichtlich: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Darmstädter und Lindenfelser lassen sich das Haus nicht so einfach wegnehmen."

Keine Kündigungen geplant

Am kommenden Mittwoch wird Barbara Akdeniz für ein Gespräch mit den Mitarbeitern des Jugendheims vor Ort in Lindenfels sein. Betriebsbedingte Kündigungen unter den zehn Mitarbeitern soll es nicht geben. Neben dem Heimleiter sind derzeit acht Hauswirtschafts- und Reinigungskräfte beschäftigt - davon zwei in Vollzeit - sowie eine Teilzeitkraft für die Verwaltung. Auch Sozialdezernentin Barbara Akdeniz zeigt eine Perspektive für das Lindenfelser Haus auf: "Es heißt ja nicht, dass die Freizeiten im Albert-Schweitzer-Haus unter einem freien Träger nicht auch weitergeführt werden können."

Das Albert-Schweitzer-Haus (ASH) in Lindenfels ist ein ...

Das Albert-Schweitzer-Haus (ASH) in Lindenfels ist ein Freizeitenhaus der Stadt Darmstadt. Errichtet wurde das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg als Erholungsort für Kinder und Jugendliche.

1958 wurde das Lindenfelser Haus auf den Namen "Albert Schweitzer" getauft.

Als erlebnispädagogische Angebote stehen ein Ökopark und ein Kräuterriechgarten zur Verfügung. Zu den Sport- und Spielmöglichkeiten gehören Basketballplatz, Kletterwand und Tischtennishalle.

Freizeiten im ASH werden sowohl im Sommer als auch im Winter angeboten. han

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Burgfest Lindenfels
  • Lindenfels-Festival