Lindenfels. Gesund bleiben möchte jeder Mensch. Doch auch Krankheiten oder Unfälle gehören zum Leben dazu. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand innerhalb kürzester Zeit, so sollten Betroffene möglichst schnell zu einem Arzt kommen, um versorgt zu werden. Jörg Oberkinkhaus, Fachbereichsleiter Rettungsdienst im Kreis Bergstraße, zeigte in einem Vortrag bei der Lindenfelser Gesundheitsmesse die Möglichkeiten der Hilfe im Krankheitsfall auf.
„Die Rettungsdienste stehen jederzeit zur Verfügung. Der ärztliche Bereitschaftsdienst schließt die Versorgungslücke, wenn Hausärzte am Abend oder Wochenende nicht erreichbar sind.“ Doch oft könnten Patienten beide Systeme nur schwer voneinander unterscheiden. „Die Anzahl der Einsätze in lebensbedrohlichen Fällen ist seit Jahren unverändert, dennoch wird der Rettungsdienst immer häufiger gerufen“, berichtete Jörg Oberkinkhaus. „Ein Rettungswagen, der zu einem nicht lebensnotwendigen Einsatz unterwegs ist, kann im wirklichen Notfall nicht mehr eingesetzt werden.“
First Responder überbrücken die Zeit, bis der Rettungswagen da ist
Zu den schwerwiegenden Fällen, in denen der Notruf 112 gewählt werden sollte, gehören der Verdacht auf Schlaganfall oder Herzinfarkt sowie Verbrennungen und Unfälle. „Husten, Schnupfen und Fieber bei einer Erkältungskrankheit gehören sicherlich nicht dazu.“
Ein Rettungswagen, wie er bei der Gesundheitsmesse zum Kennenlernen bereitstand, hat eine komplette notfallmedizinische Ausstattung. Nach dem Wählen der Notrufnummer 112 setzt sich eine Rettungskette in Gang. Bei bewusstlosen Menschen oder bei einem Atemstillstand werden auch die First Responder alarmiert. Zuerst diejenigen, die per Handyordnung in einem Umkreis von 500 Metern aufgefunden werden, dann die nächste First-Responder-Gruppe.
Die wichtige Einheit, Lindenfels hat bei der Ortsvereinigung des DRK auch eine solche Gruppe, ist meist schneller am Ort als ein Rettungswagen. Der sollte innerhalb von zehn Minuten eintreffen.
Aber auch jeder Einzelne kann im Notfall etwas tun, zum Beispiel mit der Herzdruckmassage. Die Mitglieder der First-Responder-Gruppe des Lindenfelser DRK zeigten, wie es geht. „Mit jeder Minute, in der nichts gemacht wird, sinkt die Überlebensrate um zehn Prozent“, so Jörg Oberkinkhaus.
Bitter ist es dann, wenn ein Rettungswagen in der Nähe nicht zur Verfügung steht und Ersatz von weiter her angefordert werden muss. Deshalb gibt es für Hilfe bei Bagatellerkrankungen die Rufnummer 116 117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. „Hier brauchen Sie etwas Geduld“, warb Jörg Oberkinkhaus um Verständnis.
Der Bereitschaftsdienst hilft, aber man benötigt Geduld
Der Anruf kommt in einer Zentrale in Frankfurt an. Nach der Wartezeit haben die Anrufer Fachpersonal am Telefon. Sie werden um Auskunft über die Beschwerden gebeten, es wird nach dem Gesundheitszustand und der Medikamenteneinnahme gefragt. Es kann die Empfehlung ausgesprochen werden, eine Praxis des ärztlichen Bereitschaftsdienstes aufzusuchen. Solche Einrichtungen gibt es nach der Schließung der Praxis in Lindenfels im Mai unter anderem noch im Kreiskrankenhaus in Heppenheim, in Darmstadt und in Erbach.
Hilfe zur Selbsthilfe bekommen Betroffene bei typischen Erkältungskrankheiten. Kommen aber Symptome wie hohes Fieber, Schüttelfrost, Atemnot und Verwirrtheit hinzu, dann ist es Zeit, den Rettungsdienst zu rufen. Verspannungen im Rücken und Muskelschmerzen sind ein Thema für den Hausarzt. Sind sie aber mit starken Schmerzen verbunden, die in den Arm oder in die Körpermitte ausstrahlen, ist das wieder ein Fall für den Rettungsdienst. Durchfall und Erbrechen sind unangenehm, aber erst dann ein Fall für den Rettungsdienst, wenn Blut im Spiel ist oder der Kreislauf kollabiert.
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