Kerb - Kerweparrerin Katharina Rehse und Mundschenk Sabina Roth nahmen in Seidenbuch das Ortsgeschehen aufs Korn

Von neuen Hosen und offenen Toiletten

Von 
Jutta Haas
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Seidenbuch. "Isch begrieß die Leit von iverroal"- zur Seidenbucher Kerweredd freuten sich Kerweparrerin Katharina Rehse und Mundschenk Sabina Roth über zahlreiche Gäste auf dem Sportplatz. Sie waren dem tollen Umzug durch die Straßen des Ortes (wir haben berichtet) gefolgt und hatten es sich inzwischen gemütlich eingerichtet. "Ihr seid do un des is schäi, donn konns jetz ja a vorwärts gäi", reimte Katharina Rehse schon einmal und schlug das Kerwebuch auf.

"A Red zu holde is net leischt, ma konn souveel versaue. Doch fleißisch hebbt ehr feer G'schischte g'soigt, drum tu isch misch jetzt mo traue." Im Kerwebuch hatten die fleißigen Schreiber so manche Geschichte und Possen festgehalten, die nun zur Unterhaltung der Kerwegäste beitrugen. Die hatten hoffentlich genügend Geld zum Feiern dabei. Denn im vergangenen Jahr hatte ein Seidenbucher Pech, denn er trug zur Kerb eine neue Hose und darin fehlte der Geldbeutel. "In der olde wor des Geld und hat ihm donn g'fehlt." Für dieses Jahr bekam er einen neuen Beutel - einer zum "um de Hals rum binne".

Eine Kerb ist auch für gute Laune ein Garant, aber offensichtlich nicht für jeden Zeitgenossen. Ein Gast "schwoft als gäbs kon Moje, doch plötzlich hod der gonz onnere Sorje". Ihm tut nämlich die Schulter weh. Und schuld daran soll die Frau sein, die er die ganze Nacht über den Tanzboden geführt hat. Anschließend ist er mächtig am Schimpfen. "Mer häwe die Dame ougestifft, um Disch kräftig zu ritteln, in der Hoffnung, die dut deer doi Brummbärischkeit ausschitteln", gaben Katharina Rehse und Sabina Roth ganz offenkundig zu. Das Lied vom "Maschendrahtzaun" war einem Rehbock gewidmet, der Seidenbuch unsicher macht. "De Rejbock is do un will wohl a bleiwe, un dut uff de Gloashitt die Nerve uffreiwe. Der frisst sich so dorsch vun Goarde zu Goarde." Viele Leckereien in den Gärten locken den Rehbock an. Gemüse und Blumen sind vor ihm nicht sicher, egal was die Bürger versuchen. "Idee häwe die Leit, um ihr Sach zu beschitze: beim oane blitzt, beim onnern stinkts, doch wos bringts?", wurde munter in der Kerweredd weiter gereimt.

Ungewöhnliche Blicke

Ein Bürger hatte die beste Idee: Um und über den Salat, "aach um die Bohne un des onner Gemies", wird ein gigantischer Maschendrahtverhau angebracht. "Wie der jetzt ernte will - des is bestimmt e komplizierte G'schischt", so die Überlegung der Symbolfiguren der Kerb. Eher kompliziert ist die folgende Geschichte für Frauen, die Veranstaltungen im Sporthaus besuchen. Den Männern ist es offensichtlich völlig egal, wenn sie in den Pausen die Tür von der Toilette offenstehen haben. Sich beschwerende Frauen werden mit dem Hinweis "Ihr Fraue wolld doch a mol wos sehn" kurzerhand abgewiesen. Katharina Rehse und Sabina Roth widersprachen energisch und wollen eine automatische Tür beim Vereinsvorsitzenden beantragen.

Mit dem Hinweis: "Hier owe uff de Gloashitt, do holde mer zusomme", startete die Kerweredd in die Kurzgeschichten. Gute Tipps gab es gratis. Etwa wenn bei einer Feier ein Gast sagt: "Ich konn nimmeij trinke". Er bekommt ganz schnell den Ratschlag, den Mund zu öffnen und zu schlucken. Mit einem ordentlichen Feierlied ging die gelungene Kerweredd zu Ende.

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