Rimbach. „Das ist alles etwas aus dem Ruder gelaufen“, titelt Thorsten Böhner. Doch genauso, wie sich das der Autor gedacht hatte, setzten es die Akteure des Oberstufentheaters an der Rimbacher Martin-Luther-Schule (MLS) schließlich um. Eine polizeiliche Nachtwache, bei der ein Überfall nicht vereitelt werden konnte, ein Bankräuber, der von seinen Opfern so genervt war, dass er sich nur noch die Haare raufen konnte, und Fernsehshows, die ihre Studiogäste vertauscht hatten – das alles lief nämlich nicht so wie gedacht.
Zwischen Wahn und Sinn balancierten die Schüler, die souverän in ihren Rollen aufgingen, mit ihrem Stück „Große Haie, kleine Fische“. Wenig gekünstelt, eher glaubhaft authentisch agierten beispielsweise Polizist Leonid Axt und Inspektor Irene Elisabeth Doyle (Klara Schaffert).
Mit Perücke und Piepsstimme
Auch Sergeant Diane Mary Williams (Lena Frank) nahm man ihre Rolle voll ab. Die Souffleusen Leonie Laupichler und Emma Oberle jedenfalls hatten wenig zu tun, denn die Nachwuchs-Akteure hatten ihre Rollen auch textlich verinnerlicht.
Unter der Gesamtleitung von Stefanie Englert brillierten die Darsteller in verschiedenen Sketchen, die für die Schule etwas abgewandelt wurden, in der Originalfassung von Böhner aber mit Titeln wie „Geld her“, „Nachtwache“, „Bis zum bitteren Ende“, „Verkehrte Welt“, „Billiger geht’s nimmer“ und „Double TV“ überschrieben waren. Die Maskenbildnerin Klara Schaffert hatte ganze Arbeit geleistet und aus Lea Marie König die leicht demente und sehr schwierige ältere Dame Frau Höschen gezaubert.
Mit Perücke und Brille, die Stimme in den höchsten Oktaven piepsend, trieb sie mit ihren Anrufen Polizist Leonid zur Weißglut. Dargestellt wurden auf humorvolle und überspitzte Art und Weise mehr oder weniger alltägliche Situationen.
Wie ein eingespieltes Ehepaar beispielsweise gemeinsam mit einer wenig motivierten Bankangestellten einen Möchtegern-Räuber zutextete oder der Polizist seine nächtlichen Anrufer gar nicht mehr ernst nahm.
Das Technikteam der Martin-Luther-Schule sorgte zudem für eine professionelle Umsetzung: Die Helfer hatten die Mikrofone und Geräuscheinspielungen im Griff. Da ertönte mal Musik, mal das Telefonklingeln, dann fiel ein Schuss.
Im Fast-Food-Restaurant
Bei den Ermittlungen mochte dagegen nichts so recht klappen, einmal auch, weil die Beamten nicht rechtzeitig am Tatort sein konnten, sondern bei der Fast-Food-Kette noch auf Milch für ihren Kaffee warteten. Und die Geisel Frau Kaiser (Lilli Frank) hatte dummerweise gerade keine Milch zuhause.
Die vom Autor vorgegebenen Hauptszenen hatte das MLS-Ensemble durch einen eigenen Rahmen aus selbst kreierten Szenarien miteinander verbunden und damit zu einer runden Sache gemacht: Mal träumte der Polizist vom Ausgang eines Falls, mal wurde das Gesehene zusammengefasst. Dabei hatten die talentierten Darsteller reichlich Gelegenheit, schrullige Typen skurril zu präsentieren. Mit selbst erstellten filmischen und musikalischen Einlagen war die Illusion perfekt.
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