Medizin - Die Winterkäster Eleonorenklinik bietet Patienten viele Möglichkeiten, fit und gesund zu werden

Reha inmitten des Odenwald-Idylls

Von 
Monika Hälker
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Lindenfels. Die Eleonorenklinik - eine kleine Perle im Odenwald. Mitten in einer grünen Idylle mit Blick auf den Wald und ein paar schottische Hochlandrinder bietet das durchaus schmucke Reha-Haus unterhalb des Kaiserturms am Ortsausgang von Winterkasten beste Voraussetzungen, um auf dem Weg zur Gesundung Energie zu tanken. CDU-Landratskandidat Christian Engelhardt besuchte am Freitag die medizinische Einrichtung, durch die ihn der Chefarzt Dr. Hans-Peter Filz führte. So konnte er zum Schluss nur seine Hochachtung für eine "Leuchtturm-Institution", wie er es nannte, bekunden.

Träger der Einrichtung ist die Deutsche Rentenversicherung. Anders als viele Krankenhäuser schreibt die Eleonorenklinik schwarze Zahlen. Dr. Filz ist stolz auf einen beachtlichen jährlichen Gewinn. Das Haus verfügt über 180 Betten, die in 2014 zu 98 Prozent belegt waren. Die Patienten, die die Rehabilitation wahrnehmen, sind zu 60 Prozent Diabetes- und Adipositas-Erkrankte; die weiteren 40 Prozent belegen Patienten in der Nachsorge bei einer Tumorerkrankung. Neben dem ärztlichen Personal bietet die Einrichtung 140 Mitarbeitern einen qualifizierten Arbeitsplatz.

Viele Sportmöglichkeiten

Soweit die Daten und Zahlen. Doch was macht das Erfolgsrezept dieser Klinik aus, die mit so guten Ergebnissen vor allem im Bereich Diabetes und Adipositas aufwarten kann und eine der zwölf Lehrkliniken für Ernährungsmedizin in Deutschland ist? Der Rundgang bietet einen Einblick.

Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Einen Patienten schien es nicht davon abzuhalten, zu seinen Walking-Stöcken zu greifen und durch die wohl zehn Zentimeter dicke Schneeschicht zu stapfen. Andere suchten die Bewegung lieber drinnen, schwangen sich auf die Trainingsgeräte in den Therapieräumen, traten in die Pedale, joggten im gemäßigten Tempo auf dem Laufrad oder schwitzten beim Krafttraining. Christian Engelhardt und seine Begleiter der CDU Lindenfels äußersten sich angetan von der Ausstattung in den Gymnastik- und Therapieräumen.

Dr. Filz führte die Besucher zur Abendessenszeit durch die Mensa. Jeder Tisch war mit Gruppen besetzt, die gemeinsam das Essen genossen. Jeder holte sich das vom Buffet, was ihm schmeckte. Keine "von oben verordnete" Schmalkost für den Übergewichtigen und keine Maßregeln für den Diabetiker. Zum Erstaunen der Gäste. Dr. Filz unterstrich, dass sich nicht mit einer Brechstange Verhaltensweisen verändern lassen, die sich bei den Patienten über Jahrzehnte eingeschliffen haben.

Es seien die Kleinigkeiten, die den Erfolg bringen: "Ein bisschen Bewegung, ein bisschen gesunde Ernährung, ein bisschen mit Genuss essen und regelmäßiger Schlaf". Dr. Filz spricht von einem "multimodularen Ansatz", in dem viele Facetten und Disziplinen zusammenwirken.

"Wir vertreten unsere Arbeit mit Begeisterung", betonte der Chefarzt. "Motivation ist Rehabilitation." In dem Zusammenhang dürfte eine weitere Besonderheit stehen - der Tante-Elenore-Laden, der einen Querschnitt aus einem Supermarktangebot abbilde und jedem frei zugänglich ist.

Sicherlich: Das medizinische Personal klärt die Patienten auf, und die Küche im Hause setzt Maßstäbe für eine gute und gesunde Ernährung. Der Patient wird aber nicht der Verantwortung für sich selbst entbunden.

Auch die Kindertagesstätte in Winterkasten profitiert von der Eleonorenklinik, wie Ortsvorsteher Alfons Moritz einfließen ließ. Sie wird mit Essen beliefert.

Im positiven Klima kann Gesundheit gedeihen. Dass wissen Dr. Filz zufolge auch die Mitarbeiter zu schätzen. "In unserem Haus kündigt niemand, bevor er in den Ruhestand geht", machte er auf die geringe Fluktuation aufmerksam. Er betonte die gute Aus- und Weiterbildung. Die meisten der 140 Angestellten kommen aus der Region.

Probleme bereite es allerdings, geeignete Ärzte zu finden. In den Großstädten finden sich eher die medizinischen Zentren, an die sich Ärzte gern anbinden.

Dr. Filz informierte die Gäste über einen weiteren Baustein in der medizinischen Versorgung: die Nachsorge der Tumorpatienten. Im Stoma-Raum leiten zwei spezialisierte Therapeuten Patienten zu einer Selbstversorgung an, die nach einer Darmoperation dauerhaft oder vorübergehend mit einem Stoma leben müssen. Nicht nur Patienten nach Magen- und Darmtumoren werden hier onkologisch betreut, sondern auch solche, die andere Krebserkrankungen überstanden haben. Selbst Dialyse-Patienten können aufgenommen werden - dank einer engen Vernetzung mit weiteren Kliniken.

Die Geschichte der Klinik

Viele Jahre nannte man die Eleonorenklinik in Winterkasten "Lungenheilanstalt". Obwohl sie bereits zur Eröffnung 1905 den Namen ihrer Schutzherrin, der Großherzogin Eleonore von Hessen, erhalten hatte.

1954 übernahm die Landesversicherungsanstalt Hessen das Haus, baute großzügig um und richtete dort im Frühjahr 1959 ein Sanatorium für innere Krankheiten ein. 150 Betten standen zur Verfügung.

Ab 1962 konzentrierte sich die medizinische Arbeit zunehmend auf chronische Stoffwechselerkrankungen, die sprunghaft anstiegen. Dazu zählt unter anderem Diabetes.

In den 80er Jahren standen wiederum Sanierungen an. Es wurde renoviert, ausgebaut und angebaut. Man passte sich einem modernen Standard an. 2008 schloss man eine letzte Maßnahme ab und stellt nun über 180 Patientenbetten zur Verfügung.

Mit weiteren Sanierungsarbeiten soll nun neuesten Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen Rechnung getragen werden - bei laufendem Betrieb eine Herausforderung für alle Beteiligten.

Durchschnittlich werden in Winterkasten 2500 Patienten im Jahr behandelt. Zur Ausstattung gehören unter anderem ein Bewegungsbad, eine Sauna, mehrere Gymnastikräume und verschiedene Therapieräume mit medizinischen Trainingsgeräten. moni

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