Pflege

Mit Demenzkranken in der Lindenfelser Lebensburg richtig sprechen

Von 
Gisela Grünewald
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Etwa 20 Bewohner hat das Lindenfelser Heim Lebensburg, viele davon leiden an Demenz. Die Pfleger kennen die richtigen Wege, mit ihnen zu kommunizieren. © Funck

Lindenfels. 20 Bewohner leben derzeit im Lindenfelser Pflegeheim. Viele davon leiden an Demenz. „Ein Pfleger kümmert sich bei uns um vier Bewohner“, so Inhaber und Pflegedienstleiter Frank Hartmann. Er hat die Lebensburg vor einem Jahr gekauft.

Hartmann arbeitet schon lange in der Pflege. Das Konzept des Pflegeheims in Lindenfels hat ihn überzeugt. „Unsere Mitarbeiter wissen, wie man mit Menschen mit Demenz sprechen muss“, so der Heimleiter. Inzwischen hätten sich Bewohner und Mitarbeiter an das Tragen von Masken vor Mund und Nase gewöhnt: „Wir beobachten, wie für unsere Bewohner die Kommunikation mit den Augen immer wichtiger wird.“ Für Menschen mit Demenz sei es wichtig, das Gesicht der Person zu sehen, die mit ihnen spricht. Aber freundliche und zugewandte Gespräche auf Augenhöhe seien auch mit Maske möglich.

Es geht auch mit der Maske

„Alle Bewohner sind geimpft, auch die Angehörigen“, so Hartmann. Die Bewohner dürften von ihren Kindern oder Ehepartnern besucht werden. Allerdings würden die vorher getestet. Auch dreifach geimpfte müssten einen Corona-Schnelltest machen. „Bei uns hat sich das bewährt“ sagt Hartmann von der Lebensburg.

Die Angehörigen dürfen unter Einhaltung der Maskenpflicht auch mit auf die Zimmer der Heimbewohner. Die an Demenz erkrankten Heimbewohner erkennen ihre Angehörigen inzwischen auch mit Maske vorm Gesicht, erzählt der Pflegedienstleiter. Fotos aus dem gemeinsamen Leben oder Musik helfen beim Erkennen. Frank Hartmanns Tipp: „Pfeifen oder summen sie ein Lied, das sie Zuhause gesungen haben.“

Viele Besucher hätten auch schon Erfahrung darin, wie sie am besten mit ihren Partnern oder Eltern sprechen. Viele Bewohner der Lebensburg wurden Zuhause gepflegt, bis es nicht mehr ging. Gerade in der Coronazeit bedeutete es für sie: „24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, für den Angehörigen mit Demenz dazu sein. Das schafft auf Dauer keiner“ so Irene Eckstein aus Rimbach.

Eckstein musste ihren Ehemann wegen eigener Krankheit ins Heim geben. Anfangs war es schwer für sie. Dann merkte sie, dass ihr Mann gerne im Heim lebte. Es war immer etwas los. Er freute sich, wenn Sie ihn besuchte.

Wie haben aber Angehörige den Kontakt gehalten, als sie das Heim aufgrund der Coronapandemie nicht betreten durften? Telefonieren ist schwierig, aber mit Videotelefonie gelang es den Angehörigen, Kontakt zu halten. Oder am gekippten Fenster. „Beim ersten Anruf hat es gedauert, bis meine Frau mich erkannt hat, dann hat es gut geklappt“, so erzählt es ein Besucher.

Vor Corona hat er seine Frau jeden Tag im Alten- und Pflegeheim besucht. Sein Gesicht und seine Stimme waren ihr vertraut. Mit Maske vorm Gesicht, getrennt durch eine Plexiglasscheibe, oder am Bildschirmtelefon, wurde es aber schwierig.

Leitfaden mit elf Tipps

Der Ehemann fragte die Pflegerinnen, wie er mit seiner an Demenz erkrankten Frau wieder in Kontakt kommen könne. Ich mit meiner an Demenz erkrankten Ehefrau wieder in Kontakt. Nadesha Garms, vom Diakonischen Werk Bergstraße, Koordinatorin Demenz-Netzwerk Weschnitztal gibt folgenden Tipp: „Falls der Kontakt mit den Augen nicht reicht, darf der Angehörige mal kurz die Maske hochziehen“. Denn an Demenz erkrankte Menschen lesen gerne in den Gesichtszügen des Gesprächspartners.

Garms empfiehlt pflegenden Angehörigen die „Elf Tipps zur besseren Verständigung mit Menschen mit Demenz“, herausgegeben von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Auf einer Seite sind elf Bilder mit Alltagssituationen und Handlungsanleitungen zu sehen. Denn trotz seiner Erkrankung bleibt ein an Demenz erkrankter ein Mensch. Ein Mensch, der nach und nach sein Gedächtnis verliert.

„Führen Sie Gespräche auf Augenhöhe“, raten deshalb Garms und Hartmann: „Behandeln Sie ihren Angehörigen nicht wie ein Kind.“ Die Kommunikation sollte zugewandt und freundlich sein.

Einfache, kurze Sätze zu sprechen, ist ein weiterer Tipp. Außerdem empfiehlt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, sehr langsam und deutlich zu sprechen: „Unterstreichen Sie ihre Worte durch Gesten und Mimik.“ Zum Beispiel könne man dem Angehörigen die Größe des Enkelkinds vom Boden aus mit der Hand andeuten: „Er ist so groß.“

Die Sprache der Bilder

Eine Besucherin der Lebensburg erzählt, wie sie der Uroma Bilder ihres Urenkels zeigt Der Uroma sei der Name des ersten Urenkels inzwischen geläufig, sie frage nach ihm. Sie lebt inzwischen im Seniorenheim in einem Doppelzimmer. Sie freut sich, nicht mehr allein zu sein. Als sie von ihren Angehörigen noch Zuhause gepflegt wurde, war das eine echte Herausforderung für die ganze Familie. Inzwischen muss sich die Besucherin auch um ihre Mutter kümmern. „Es war hart für mich, als sie im Krankenhaus war. Erst gar keine Besuche, dann wir mit Maske hinter der Glasscheibe“, blickt sie zurück. Nun ist die Mutter in Kurzzeitpflege nach der Rehabilitation.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft rät pflegenden Angehörigen: „Achten Sie auch auf die Gefühle, die mitschwingen. Geben Sie ihrem an Demenz erkrankten Angehörigen viel Zeit zum Antworten. Hören Sie genau hin und achten Sie auf dessen Körpersprache.“ Wehre er beispielsweise mit den Händen die Frage ab, bringt er zum Ausdruck: „Ich möchte das nicht.“

Auch sollten Besucher, die ihre dementen Angehörigen im Pflegeheim besuchen, keine „Warum, Weshalb, Wann und Wo-Fragen stellen“. Stattdessen Loben und Anerkennung zeigen. Beispielsweise für das schöne Zimmer oder die schicke Kleidung. Vielleicht ein Fotoalbum oder die Lieblingsschallplatte der Mutter mitbringen. Sich gemeinsam den Soundtrack anzuhören, der die Betroffenen ihr ganzen Leben begleitet hat, sich dazu Fotos aus Jugendzeit und Ehe anzuschauen, und so auch etwas über das Leben in der Nachkriegszeit zu erfahren, gehört auch zu den festen Bestandteilen der Besuche „Seit ich sie nicht mehr selber Zuhause pflege ist unser Zusammensein sehr harmonisch“, sagte eine Frau, die regelmäßig ihre Mutter in der Lebensburg besucht.

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