Winterkasten. Vier Bühnen, 26 Chöre, 500 Stimmen, 42 davon in einem reinen Männerchor: Martinis Männer. Die Männergesangvereine Liederkranz Winterkasten und Eintracht Beerfurth traten unter diesem Namen gemeinsam beim dritten Sing-Chorfestival des Gesangvereins Eintracht Fränkisch-Crumbach auf.
Die beiden von Jürgen Martini geleiteten Chöre boten das, was sich die Freunde traditioneller Männerchöre wünschen: Vom männerchor-typischen Weinlied über Shantys und Popsongs bis zum Opernchor war alles dabei. Beim zweiten Auftritt der Männer war die katholische Kirche prall gefüllt.
Jürgen Martini hatte für dieses Mini-Konzert seinen Sängern ein Programm auf den Leib geschneidert, das die Gäste gleich mehrmals zu stehenden Ovationen brachte: „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern, „Let it be“ von den Beatles, „You raise me up“ von Westlife, der Gefangenenchor aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco und zum Abschluss das Paradestück, „Das Tal in den Bergen“ von Bepi de Marzi.
Der Winterkäster Vize-Chorleiter Joachim Schramm begleitete bei einigen Stücken auf dem Akkordeon, Jochen Meier auf der Gitarre. Besonders beeindruckend war sein Solo bei „You raise me up“.
Das Programm dauerte rund sechs Stunden
Ihren ersten Auftritt im Park vor der Sarolta-Kapelle hatten die Sänger als Appetithäppchen benutzt. Sie schmetterten zum Auftakt das Weinlied, huldigten ihrem Chorleiter mit „Du passt so gut zu mir“ von den Comedian Harmonists, nahmen sich selbst auf die Schippe mit „Nehm’n Sie’n Alten“ von Otto Reutter und gingen dann virtuell auf hohe See mit den Shantys Santiano, „The Wellerman“ und „What shall we do with a drunken sailor“.
Die Gastgeber nutzten wie bei den ersten beiden Festivals 2022 und 2023 die geografischen Gegebenheiten ihres Heimatortes perfekt. Gesungen wurde in der evangelischen und der katholischen Kirche. Beide begeisterten Sänger und Publikum mit ihrer Akustik. Außerdem gab es zwei Freilichtbühnen im Sarolta-Park, der sich zwischen den Gotteshäusern erstreckt. Die Örtlichkeiten lagen weit genug auseinander, um sich nicht in die Quere zu kommen, und doch nahe genug beieinander, um allen zu Fuß einen Besuch abzustatten.
Dennoch war es unmöglich, alle Chöre zu hören, denn auf allen vier Bühnen wurde rund sechs Stunden lang ununterbrochen gesungen. Eine organisatorische Meisterleistung von Sing-Manager Jochen Nösinger und seinem Team. Im Herbst vergangenen Jahres waren bereits die ersten Einladungen verschickt worden. 26 Chöre sagten zu und – das freute den Organisator besonders – nahmen dann auch tatsächlich teil. Zwölf Bühnen-Manager hatten die Technik im Griff und waren bei Bedarf auch einmal streng, wenn ein Chor sein Zeitbudget nicht einhalten wollte.
Bernd Sandtner, Vorsitzender des ausrichtenden Vereins, würdigte Nösingers Leistung bei der Begrüßung. Gemeinsam mit ihm stand er im Laufe des Nachmittags mit dem „Crumbacher Chor“ unter der Leitung von Werner Utmelleki auch selbst zweimal auf der Bühne.
Sandtner hatte seinen Blick gegen den Himmel gewandt, aus dem es zu Beginn ein wenig nieselte. Doch bis auf diese feinen Tröpfchen zum Start blieb es trocken. Der Platzregen begann erst, nachdem der letzte Ton gesungen war. „Alle sind trocken nach Hause gekommen“, freute sich Nösinger.
Auch ein Chor aus Belgien war zu hören
„Es waren einige Chöre dabei, die ich selbst noch nie gesehen oder gehört hatte“, erzählte er. „Alle haben auf ihre Art Klasse gezeigt.“ Das galt unter anderem für den Frauenchor Beerfurth. Dessen Chorleiterin Kerstin Kredel stand noch mit drei weiteren Chören auf der Bühne. Aber auch der gastgebende „Crumbacher Chor“ und der Odenwälder Shanty-Chor glänzten mit ihren Darbietungen.
Das Einzugsgebiet des Festivals reichte erstmals über die Grenzen Deutschlands hinaus: Der gemischte Chor Kantilene unter der Leitung von Martine van de Voorde war aus Aalst in Belgien angereist. Auch Verona und Prag waren für ihre Konzertreise infrage gekommen, doch die Belgier hatten sich für den Odenwald entschieden.
Jochen Nösinger ist wie Kantilene-Sänger Jan Verbeeck Mitglied in einem Verein, der sich dem Wohl der norwegischen Fjordpferde verschrieben hat. Bei einem Treffen des Vereins in Norwegen kam der Kontakt zustande.
Trotz allen Engagements hätte der Gesangverein Eintracht die Organisation des Festivals nicht alleine stemmen können. Der Verein Crumbacher Denk-Mal und die Crumbacher Landfrauen waren für die Bewirtung zuständig. Bei der Finanzierung half eine Reihe von Sponsoren.
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