Schlierbacher Kerb

Kerwezug in Schlierbach: Schweinepest, Sommerregen und die kaputte Kirchturmuhr

Von 
Jutta Haas
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Die Löschdrachen der Feuerwehr präsentierten sich im Kerwezug als – Drachen. © Thomas Neu

Schlierbach. Aktuelle Themen, die die Bürger von Schlierbach bewegen, fanden sich heute Nachmittag im Kerwezug wieder. Mit viel Fantasie, mit gestalterischem Können und vor allem mit Witz zeigten die Schlierbacher, was sie so über die Zustände in der Welt und in ihrem Dorf denken.

Zwei Kanonenschläge ertönten, und schon tuckerte der kleine Bulldog los mit der Botschaft „Alleweil kumme se“. Polizeidiener Andreas Kuznik und Bürgermeister Maximilian Klöss als Schirmherr folgten.

Schlierbacher Mütter und Kinder schenkten fleißig Aperol aus. Für die Kinder gab es Wassereis. Ebenfalls in Orange gekleidet, spielten die Bensemer Roabdigalle auf. Im Schlierbacher Umzug darf der traditionelle Plugskeisch nicht fehlen. Zwei junge Menschen sitzen dabei auf einem schrägen sich drehenden Holzrad.

Die „Kerb-Affen“ schaukelten sich durch den Umzug: „Die Kerb-Affe imme uff de Flucht vor Kade.“ Von Brandau war die Kerwejugend gekommen, diesmal mit einer Schelle. Dann gab es eine kleine Aufführung, denn die Kirchturmuhr ist kaputt. Damit fällt das Elf-Uhr-Geläut aus, und das Mittagessen steht nicht pünktlich bereit. Im Kerwezug wurde eine überzeugende Lösung präsentiert.

Ein Hochhaus hilft gegen die Wohnungsnot

Viel Diskussion gibt es um das Baugebiet „In der Bain“. Es könnte noch ein drittes Baugebiet geben: die „Pienz3“. Dort könnte ein riesiges Hochhaus entstehen – die Schlierboch Towers –, was die Wohnungsnot lindern würde. Bei der leeren Stadtkasse und wenig Baugrund die optimale Lösung. Ein Scheich würde unterstützen und investieren.

Eine tolle Idee hatte die Schlierbacher Kinderfeuerwehr. Die Nachwuchs-Brandschützer steckten unter einem langen roten Tuch mit einer grünen Kappe mit Zacken: Gemäß ihrem Namen „Löschdrachen“ waren die Jungen und Mädchen als mehrköpfiger Drache unterwegs.

Die Schluchtenflitzer, die Nachwuchsabteilung der Interessengemeinschaft Motorsport Schlierbachtal, waren auf ihren Mopeds als „Wels-Angels“ dabei und sorgten für reichlich Dieselduft. Mit Fischmasken auf dem Kopf erinnerten sie an den Wels-Alarm im Brombachsee in Franken.

Ein Wels im See, die Schweinepest im Wald: die Kerwesau, diesmal gleich zwei Männer im rosa aufgeblasenen Kostüm, wurden deshalb angeleint durch den Ort getrieben. Die „WiLi-Boys“ lassen sich nicht kaufen, das wurde beim nächsten Motiv deutlich. Da kann ein Scheich noch so dicke Scheine an den Stammtisch der Fußball-Spielgemeinschaft bringen. „De Scheich kaafd de Fuball uff, äwwer mer mache liewe oaner druff.“

Auch das Klima war Thema: Ein Liegestuhl, ein wärmender Ofen und ein Grill, aus dem das Regenwasser sprudelt, verdeutlichten den Sommer 2025.

Ein Bierautomat ersetzt die Gastwirtschaften

Die Schlierbacher dürfen auf Unterstützung aus Winterkasten hoffen: Die kaputte Brücke in der Ortsmitte kann nämlich repariert werden. Die Winterkäster Kerbjugend kam mit Schippe, Bohrer und natürlich einem Kasten Bier vorbei, um das zu erledigen. So kann der städtische Haushalt entlastet werden.

Dann wurde es laut, wie bei einer Versteigerung. Der Slogan „3, 2, 1 – meins“ galt der evangelischen Kirche. Dem Thema hatte sich die Feuerwehr angenommen. Alles muss raus wegen der Kirchenreform, selbst das Fahrrad vom Pfarrer.

Was machen die Schlierbacher, wenn alle Gastwirtschaften dicht sind? Sie lassen sich nicht unterkriegen und organisieren einen Bierautomat und dazu Tische und Bänke. Die Glattbacher Kerbjugend präsentierte sich als „Baum-Pflanzservice“. Damit zeigten die jungen Mitglieder ihre Unterstützung bei der aktuell laufenden Baumpflanz-Challenge.

Ein heikles Thema in der Stadtpolitik ist die Erhöhung der Grundsteuer: „Wo geht die Reise noch hin?“, war hier die Frage. Während sich die einen im Whirlpool mit Sekt in der Hand aalen, müssen die anderen in der Zinnwanne baden mit Wasser, das mühsam auf dem Herd erhitzt wird.

Nun kam eine Glaskugel mit Kerweparrer Robin Hördt und seinem Mundschenk Justin Hördt. „Die Gloaskuggl verreed, woas ehr uns niemols soage deed.“ Die Brassband Gut druff beendete den Umzug durch Schlierbachs Straßen.

Versteigerung bei der Kirche: weil das Geld fehlt, muss „alles raus“. © Thomas Neu
Nach der Grundsteuer-Erhöhung ist es aus mit dem Bad im Whirlpool. © Thomas Neu
Die „Kerwesäue“ mussten wegen der Schweinepest diesmal an die Leine. © Thomas Neu

Freie Autorin

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