Winterkasten. „Wenn die Joahreszeite hoamwärts rolle, un die Kloane net mäi ins Schwimmboad wolle“, dann ist es nicht nur Herbst geworden. Dann wird auch in Winterkasten die Kerb gefeiert. Kerwevadder Laurin Ehrhardt, Mundschenk Sebastian Kredel und Kerweprinzessin Ariane Ehrhardt hatten nach dem Umzug das Goldene Buch aufgeschlagen, in dem sich einige Anekdoten aus dem Dorfleben fanden, die nun zum Besten gegeben wurden. Doch erst einmal hallte der Spruch: „Die Windekäschde Kerb – Sie lebe hoch!“ durch die Halle.
„Wie jedes Joahr die selwe Leier, zum Joahreswechsel braucht’s e Feier“, berichtete Laurin Ehrhardt aus einer örtlichen Familie. Und was wird an Silvester gemacht? Der Raclette-Grill wird aus dem Schrank geholt. Aus der Gruppe bringt jeder etwas Leckeres mit und schon kann es losgehen. Hier handelte es sich um „en Raclettgrill mit Mercedes Stern“. Mit viel Hingabe wurde das Gerät aufgebaut und der Tisch festlich gedeckt. Mit Sekt konnte der Abend beginnen.
Doch die „Rind- un Huhn- un Putespieße“ wollten nicht gar werden. Dagegen stellt einer der Gäste bald fest: „Es werd gonz haaß an moine Boa.“ Unter dem Tisch war also offensichtlich mehr Hitze als auf dem Grill. „Als die Rauchentwicklung iwwehoand nimmt, mäigt der Besitzer des Gerätes, dass do äbbs net stimmt.“ Beim Anheben des Gerätes merkte die Runde dann recht schnell, dass die Grillplatte aus Marmor falsch unten eingebaut worden war anstatt oben.
Manchmal läuft es eben nicht gut – auch in der folgenden Geschichte. „Windekäschde sin liewe Leit, die helfe jedem – jedezeit.“ Einer verlieh seinen Kleinbus an Freunde, um denen beim Umzug zu helfen. „Du konnscht moi Audo hou“, wird ihm als Tausch angeboten. Mit dem Auto des Freundes fährt der Winterkäster nun zur Arbeit. Abends muss er allerdings feststellen, dass er nicht mehr nach Hause kommt: Die lieben Kollegen hatten ihn völlig eingeparkt. Also bittet der Winterkäster seine Freunde, ihn abzuholen. Doch die sinnd „noch Mädde beim Kischde Schlaafe, wenn de hoam willscht, muschde leider laafe“.
Die falsche Brille landete im Mülleimer
Die Pointe der Geschichte lag bei dem zugeparkten Auto. „Friehe wor’s mol die Perle vum Ourewald, äwwe heit isses oafach ner noch oalt“, berichtete Laurin Ehrhardt. Eine alte überlackierte Kutsche mit schiefen Achsen und kaputten Blinkern war auf dem Hof einer Autofirma abgestellt. Und da dachten die Werkstattkollegen, dass dieses Auto nur deshalb dasteht, weil es alsbald in die Schrottpresse soll.
Eine Winterkästerin unternahm einen Kinobesuch am Sonntagmittag. „An de Kass die Tickets kaafe, un dann noch zur Snackbar laafe. Popcorn, Nachos, Haribo, jetzt gäiht’s lous, un all sin froh.“ Für diesen Film wurde ein 3D-Brille gebraucht. Damit sind die Effekte täuschend echt. Der Film mit den Minions hatte wirklich Spaß gemacht. „Es Licht gäiht ou, de Film gäiht aus, es ströme die Leid in Schare raus.“ Mit dabei die Winterkästerin.
Da sie die Brille, die sie in der Hand hat, nun nicht mehr braucht, landet sie im nächsten Mülleimer. „Im Audo dudd se plötzlich denke, die Schroanke doun im Zickzack schwenke“. Sie nimmt die Brille ab und merkt, dass sie etwas Grünes aus Pappe in der Hand hält. Also zurück in Kino und nach längerer nervenzehrender Suche wird die wertvolle richtige Brille noch ganz unten im dritten Mülleimer gefunden.
Eine Winterkäster Familie war zum Fahrrad-Urlaub am Bodensee. Stundenlange Touren mit dem E-Bike werden aber mit der Zeit langweilig, und eigentlich war der Weg zum Hotel immer noch zu weit. „Ich häb koa Luscht mäi un will hoam, in de Schatte unnern Quetscheboam. Moin Kobb dudd wäi, die Fieß doun stinge, ich deed a mol e Biersche tringe.“
Jeder hatte etwas zu meckern und so entschied das Familienoberhaupt: „Do drunne laigt en schäine Wäg, ellebraad un koa Obschläg.“ Also wird der schöne breite Asphaltweg genommen, der verspricht, dass man hier möglichst schnell das Hotel erreicht. Doch plötzlich scheppert hinter den Winterkästern ein Lkw.
Der Fahrer wird unsanft darauf aufmerksam gemacht, dass er auf dem Radweg nichts zu suchen hat. Doch der Mann hinter dem Lenkrad gibt zurück: „Nur, dass Sie’s wissen, das ist die Autobahn nach Illertissen.“ Jetzt erst fallen den Radfahrern auch die vielen blauen Schilder auf.
Eine vergessene Lampe irritiert die Polizei
Mit einigen Kurznachrichten ging die Kerweredd zu Ende. Verzeichnet war hier der Winterkäster, der von der Polizei angehalten wurde, weil in seinen Radkasten ein grelles Licht leuchtete. Mit Problemen an der Reifenspur war das Auto in der Werkstatt gewesen. Am Ende hatten die Monteure aber vergessen, ihr Arbeitslicht herauszunehmen.
Was macht ein Winterkäster wenn der Handkäse im Kühlschrank zu sehr stinkt? Er vergrub den Käse im Garten – und das im Sommer. Es dauerte nicht lange und es roch sehr intensiv aus dem Blumenbeet. Und es dauerte ebenfalls nicht lange, bis die Geschichte, wie noch weitere, bei den Schreibern der Kerweredd landeten. jhs
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels_artikel,-lindenfels-kerwe-winterkasten-kerweredd-_arid,2251933.html