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Fürther Förster Jens-Uwe Eder geht bald in den Ruhestand

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Zum Jahreswechsel geht Jens-Uwe Eder, verantwortlich für die Revierförsterei Fürth, in den Ruhestand. © Reimer

Seidenbuch/Schannenbach. Eine lange Karriere geht am letzten Tag dieses Jahres zu Ende. Ganze 33 Jahre und sechs Monate lang war Jens-Uwe Eder Förster im Revier Fürth, am 31. Dezember geht er in den Ruhestand. Womöglich hat er jeden einzelnen Baum in diesem Areal in dieser Zeit mindestens einmal gesehen. Bei der Größe des Reviers ist das eine kaum begreifbare Dimension.

In den Jahren 1999 und 2005 gab es Gebietsreformen, die Förster diesbezüglich vor große Herausforderungen stellte. Auch Eder musste sich diesen stellen und lernen, mit den Neugliederungen und den damit einhergehenden Gebietserweiterungen umzugehen. Heute hat er ein an die 1600 Hektar großes Zuständigkeitsgebiet, das sich von Schannenbach und Seidenbuch über den Fahrenbacher Kopf bis nach Hiltersklingen erstreckt.

In Fürth fand der junge Förster 1989 einen Ort zum Bleiben. „Hier war schon immer was los“, freut sich Eder. Die kollegiale und enge Zusammenarbeit und auch das am Rand bewaldete Revier selbst gefielen ihm besonders gut. Im Odenwald angekommen, trat Eder im Laufe der Jahre zahlreichen Vereinen bei, die sich allesamt den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben haben. 2019 erhielt der Freundeskreis Bergtierpark den Umweltschutzpreis, mit der Jugendgruppe des Odenwaldklubs gewann Eder im Jahr 2000 den Umweltpreis des Kreises Bergstraße. Alle Vereine haben etwas mit dem Wald zu tun, was zu einem wertvollen Synergieeffekt führe, wie er sagt.

Neben Gebietserweiterungen ist der Klimawandel eine Herausforderung, die den Beruf des Revierförsters entscheidend prägte und noch immer prägt. Schon vor 20 Jahren habe es begonnen, immer trockener zu werden. Die Entwicklungen betrachtet Eder mit enorm großer Sorge, das größte Problem für den Wald sei der Wassermangel, sagt er. Viele Seitenbäche, die es früher noch gab, liegen heute komplett trocken, sie existieren einfach nicht mehr.

Kein Baum ist gesund

Die Niederschläge kommen zu stark und zu unregelmäßig. Ein plötzlicher und starker Regenerguss führt dazu, dass der Boden das Wasser gar nicht richtig aufnehmen kann. Regenereignisse solcher Art häufen sich aber, während die schwachen und gemäßigten Schauer nachlassen. „Es ist beängstigend, was passiert“, zeigt sich der langjährige Förster besorgt.

Kein einziger Baum sei gesund, erklärt er weiter. Die Buchen im Odenwald seien alle von Buchenlepra befallen. Die Rinde des Baumes platzt aufgrund von Trockenheit auf, anschließend tritt Wasser ein und verursacht Pilzbefall. Aber die Trockenheit zieht noch weitere Probleme nach sich. Eine seiner Hauptaufgaben sei in den letzten Jahren gewesen, Sicherheit für die Waldbesucher zu gewährleisten, denn die Aufgabe des Erosionsschutzes ist umfangreicher als je zuvor. Beispielsweise müssen morsche Äste weggeschnitten werden, so dass sie nicht unkontrolliert abknicken und vorübergehende Menschen treffen.

Vielseitiges Engagement

Revierförster Jens-Uwe Eder engagiert sich auf vielerlei Weise ehrenamtlich.

Zweiter Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) im Kreis Bergstraße.

Vorsitzender des Odenwaldklubs, Ortsgruppe Fürth.

Vorsitzender der Naturagendten Fürth.

Mitglied im erweiterten Vorstand des Jagdklubs St. Hubertus Bergstraße.

Vorsitzender der Hegegemeinschaft Weschnitztal.

Mitglied des Naturschutzbeirates Kreis Bergstraße und im Landesnaturschutzbeirat.

Mitgliedschaft und aktive Mitarbeit: Angelsportfreunde Ober-Mumbach; AG Altbergbau, Verein der Pilzfreunde und Naturschützer, Freundeskreis des Erlenbacher Bergtierparkes der Gemeinde Fürth, Förderverein der Müller-Guttenbrunn-Schule, Bienenzüchterverein Fürth, Kreisimkerschaft Starkenburg.

Die Waldbrandgefahr tritt zu den genannten Problemen hinzu und ist eine reale Bedrohung, die nicht zu unterschätzen ist. Eder rät grundsätzlich dazu, sich an alle Vorschriften zu halten und mit dem Wald am besten genauso umzugehen, wie man auch mit sich selbst umgehen würde. „Mein eigenes Recht kann nur bis zum Recht des anderen gehen. Und Recht bedingt auch Pflicht“, ermahnt Eder in Bezug auf den Umgang mit der Natur.

Der Beruf eines Revierförsters erfordert vielfältige Kompetenz und das Arbeiten aus Überzeugung und Leidenschaft. Neben dem Holzmachen und den forstwirtschaftlichen Aufgaben liegt Eder das Arbeiten mit Kindern am Herzen. Hessenweit brachte Fürth den einzigen umweltpädagogischen Vertrag mit dem Landesbetrieb Hessen durch, der es Eder ermöglichte, mehr Stunden seiner Arbeitszeit in die Waldpädagogik zu investieren.

Regelmäßig hält er sich mit Schulklassen im Wald auf und gibt sein Wissen an die junge Generation weiter. Das erste Schuljahr lernt, die Sinne im Wald zu schärfen: hören, riechen, sehen, fühlen. Das zweite Schuljahr wiederum lernt etwas über Ökosysteme und darüber, „was Ameise, Specht und Eule miteinander zu tun haben“. Mit dem dritten Schuljahr führt der Revierförster Bachuntersuchungen durch. Der Lehrgang für das vierte Schuljahr steht unter dem Motto „Mathematik im Wald“. Danach erhalten die Schüler von Eder ein Walddiplom.

Im Wald fänden die Kinder den besten Spielplatz, den man sich vorstellen könne, es werde nie langweilig. Dabei legt der Förster immer Wert darauf, dass die Kinder auch wirklich etwas mitnehmen, viel verstehen und von ganz allein lernen, wie schützenswert der Wald ist.

Was die Zukunft bringt

Wie es weitergeht? Es sei an der Zeit, aufzuhören, sagt einige Tätigkeiten sind für ihn nicht mehr so leicht zu bewerkstelligen, wie früher. „Entweder die Beine werden kürzer oder der Berg wächst“, scherzt der scheidende Revierförster. Ab dem nächsten Jahr wird Eder mehr Zeit für seine Freizeitaktivitäten haben: Tiefseeangeln in Norwegen und Bergsteigen. Gemeinsam mit seiner Frau hält er sich gerne auf einer Hütte in Österreich auf, die in 1700 Meter Höhe liegt.

„Ich habe alles hinbekommen, was ich mir vorgestellt habe. Ich habe viel mit Kindern gearbeitet, ich habe ein sc

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fw
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hönes Revier und wahrscheinlich habe ich es nicht versaut“, grinst er. Verlieren werden das Revier und der Wald ihn aber nicht. Weiterhin möchte Jens-Uwe Eder Waldpädagogik betreiben und die ihm nachfolgende Person bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen. Überhaupt solle niemand ins kalte Wasser geschmissen werden, sondern alle Unterstützung bekommen, die benötigt wird.

Eder blickt positiv auf sein Berufsleben zurück, er dankt der Gemeinde Fürth, allen Gremien und der Bevölkerung dafür, dass sie das gelebt haben, was er vorgelebt hat. „Danke an alle, die sich angesprochen gefühlt haben.“ les

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