Eulsbach. Der frühere Mülltonen-Hersteller Plastopan aus Eulsbach exportierte seine Abfallbehälter während seiner Unternehmensgeschichte in die ganze Welt – und gleich nach dem Mauerfall auch in die neuen Bundesländer. Davon zeugt ein Plastopan-Behälter, auf den Alexander Smoljanovic, begeisterter Mülltonnen-Sammler aus Sachsen-Anhalt, im sächsischen Meißen gestoßen ist. Die Tonne stammt gemäß einer Markierung aus dem Jahr 1991 – und war damit eine der ersten westdeutschen Mülltonnen im Osten, ist Smoljanovic überzeugt.
Vorher nur Metalltonnen im Osten
Der 22-jährige sammelt seit 15 Jahren Mülltonnen aus vergangenen Tagen. Mittlerweile nennt er fast 100 Stück sein Eigen. Es ihm ein Anliegen, die Geschichte früherer, im Vergleich zu heutigen Produkten oft hochwertigeren Behälter zu bewahren. Besonders der Hersteller Plastopan, der bis 1999 existierte – ein Nachfolgeunternehmen gab es bis 2007 –, hat es ihm angetan. Ein Merkmal der Eulsbacher Tonnen sind markante Rippen, die das Stapeln der Behälter erleichtern sollten und an denen Karten zur Kennzeichnung befestigt werden konnten. Dieses Merkmal fand Smoljanovic nun auch bei der Tonne in Meißen.
„In der DDR gab es bis 1991 nur runde Metall-Mülltonnen“, erläutert der Kenner. Sie seien in Falkenstein im Vogtland produziert worden. Nach dem Mauerfall überquerten jedoch auch westdeutsche Kunststoff-Behälter den früheren Eisernen Vorhang.
Zusammenarbeit mit Konkurrenz
Die Plastopan-Tonne aus dem Jahr 1991 ist für den Laien nicht ohne weiteres als solche zu erkennen. Auf dem Deckel prangt das Logo des Herstellers SSI Schäfer. Wenn es große Aufträge von Landkreisen gibt, arbeiteten Hersteller oft zusammen, erläutert Smoljanovic. In diesem Fall habe SSI Schäfer bei Plastopan Deckel und Rümpfe mit SSI-Logo machen lassen.
Smoljanovic packte bei seinem Besuch in Meißen 30 Jahre später die Gelegenheit beim Schopfe und ist nun stolzer Besitzer der historischen Mülltonne, die nun gesäubert und sicher eingelagert sei. „Ein weiteres Stück Geschichte ist gesichert“, freut er sich. Nun habe er so ziemlich alle Plastopan-Modelle, insgesamt zehn Mülltonnen.
Auch den Menschen aus der Heimatregion von Plastopan ist er dankbar. Mehrfach hatten sich nach Artikeln in dieser Zeitung über seine Sammelleidenschaft Leser gemeldet und ihm die gewünschten Tonnen zugänglich gemacht. Im Zuge seiner Recherchen kam Smoljanovic auch in Kontakt mit der Familie des mittlerweile verstorbenen Plastopan-Gründers Barthel Bitsch, der er ebenfalls für die Unterstützung dankt.
„Mit dem derzeitigen Stand der Sammlung bin ich sehr zufrieden“, sagt Smoljanovic. Andererseits muss das nicht heißen, dass sie bleiben soll, wie sie ist. Falls sich jemand mit einer braunen 120-Liter-Plastopan-Biotonne mit Belüftung, einer Tonne aus den Jahren 2000 bis 2007, weißen Behältern oder Exemplaren mit Sammelkisten melde, würde er nicht „Nein“, sagen, betont er. Auch nicht bei grünen oder schwarzen Behältern, die für die US-Stadt Los Angeles produziert wurden.
Das Kunststoffwerk Plastopan
Barthel Bitsch gründete 1965 das Eulsbacher Kunststoffwerk Plastopan. Neben Mülltonnen mit Doppel-P-Logo, die in die ganze Welt exportiert wurden, stellte das Werk auch Munitionsverpackungen für die Nato her.
Versuche, die Produktionsfläche in Eulsbach zu erweitern, bremste das Kreisbauamt aus. Es entstanden Niederlassungen in Recklinghausen, später auch in den Benelux-Staaten und sogar in Los Angeles.
Bald darauf kam aber das Aus für Plastopan: Wegen der Ölkrise schossen die Preise für die Kunststoffproduktion in die Höhe. 1999 war die Insolvenz nicht mehr aufzuhalten. Das Unternehmen wurde zwar kurzzeitig als PPI Kunststoff- und Umwelttechnik wiederbelebt. 2007 aber folgte auch für dieses Unternehmen das Aus.
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