Schlierbach. Turbulent geht es zurzeit im Schlierbacher Dorfgemeinschaftshaus zu, denn der Männergesangverein hat seine Theaterabende. Alle Vorstellungen sind schon ausverkauft, und so spielten die acht Schauspieler auch bei der Premiere vor einem vollen Haus.
Viele Besucher sind Fans der Schlierbacher Theatergruppe. Immerhin spielt das Ensemble seit 25 Jahren und es gab bislang keinen Abend, der langweilig wurde. So war es auch diesmal. Lebendige Szenen und ein Füllhorn an Sprüchen und Weisheiten trieben den Zuschauern die Tränen in die Augen.
Mit dem Stück „Der falsche Graf und die Internet-Baronin“ war die Theatergruppe am Puls der Zeit. Die Handlung kreiste um die Frage, wie man an Geld kommt ohne eine reguläre Arbeit. Um auf krumme Touren die nötigen Finanzen zu bekommen, dafür ist die Familie Graf zu allem bereit.
Dass zeitgleich eine Internet-Baronin – also keine echte Baronin mit viel Geld, sondern ebenfalls eine Frau, die Geld braucht – und eine Mitarbeiterin des Sozialamts zur Überprüfung der Bafög-Ansprüche des Dauerstudenten in der Wohngemeinschaft aufkreuzen, sorgt zusätzlich für Verwirrungen und Verstrickungen.
Zunächst lernten die Zuschauer die Familie Graf kennen. Zu den Männern mit „schleichender Verwesung“ gehört der ständig hungrige Opa Hugo (Hans-Dieter Seyfert). Den Titel verpasste ihm die Mutter der Schwiegertochter Verona (Doreen Heeb), die äußerst wehrhaft mit Worten, Sätzen und ihrer zum Ausschlagen geeigneten Handtasche ständig versucht, die Fäden in der Hand zu behalten und das Sagen zu haben.
Ein hungriger Student
Während Jutta (Yvonne Ihrig) tigermäßig in der Wohnung auf und ab läuft, weil sie auf ihren Mann wartet, der heute zum Vorstellungsgespräch einladen ist, kommt der Sohn und Dauerstudent Jan (Eric Seyfert) völlig verknittert ins Wohnzimmer. Auch er leidet wie Opa Hugo an Hunger. Er hat außerdem wenig Interesse an seinem Studium und lebt von der Stütze. Und dann taucht der Mann auf, auf den alle warten: Familienvater Peter Graf (Stefan Vetter). Natürlich hat er sein Vorstellungsgespräch sausenlassen, und stattdessen ist er lieber einen trinken gegangen. Dabei hat er seinen alten Freund Freddy (Timo Schmitt) getroffen. Den Obdachlosen hatte er im Schlepptau, er war der nächste Kandidat für Kleingeld.
In diesem ganzen Trubel und mit dem unzuverlässigen Ehemann wird es Ehefrau Jutta zu viel. Endlich hört sie auf ihre Mutter Verona und zieht aus. Das ist für die zurückbleibenden Männer ein Grund zum Feiern. Freddy hat noch Bier und eine Fleischwurst im Rucksack, das tröstet über den größten Schmerz.
Das große Geld ruft
In die Männerfete platzt ein Telefonanruf. Der Familienname „Graf“ wird von der Baronin (Nicole Steinmann) zum Anlass genommen, Kontakt aufzunehmen. Sie signalisiert gleich, dass mit ihr das große Geld zu machen ist.
Nun wird Peter Graf wach, steigt sofort in diese Nummer ein und erzählt von seinem Schloss, dem Ferrari, den Angestellten und der Stadtwohnung. Eine Baronin zu verwöhnen, das kommt dem verlassenen Ehemann gerade recht, zumal sich nun mit einem Schlag die finanziellen Probleme lösen könnten.
Der Opa wird also als Butler ausstaffiert, Freund Freddy gibt den Privatsekretär, und Sohn Jan fungiert als Chauffeur. Als alles gerichtet ist, klingt es auch schon. Die Dame an der Haustür (Tina Schmitt) wird natürlich für die Baronin gehalten, bekommt Sekt eingeschenkt und verlässt später reichlich beschwipst und mit dem Wissen, dass in der Familie kein Geld gebraucht wird, die Wohnung.
Sohn Jan weiß inzwischen, dass jemand vom Sozialamt vorbeikommen will. Schnell wird wieder umgeräumt. Dass es dafür zu spät ist, merken alle erst viel später. Die Verwicklungen werden nicht weniger, als auch noch Ehefrau Jutta und Schwiegermutter Verona dazukommen.
Helfer hinter den Kulissen
Mit viel Erfolg spielen die Laienschauspieler diesmal das Stück „Der falsche Graf und die Internet-Baronin“ unter der Regie von Hans-Dieter Seyfert.
Unterstützt werden sie von der Souffleuse Marva Schmitt.
Um den Bühnenaufbau kümmerten sich Karl-Heinz Hassenzahl, Bernd Schmitt, Ludwig Hechler und Hans-Dieter Seyfert. jhs
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