Kunst - In seinem Laudenauer Atelier erstellt der Bildhauer Friedrich Höfer seine Werke

Atelier in Laudenau: Gesteine sind Motiv und Material zugleich

Von 
Eva Bambach
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Laudenau. Man kann es fast schon als Gesamtkunstwerk bezeichnen, das Haus, das der Bildhauer Friedrich Höfer (Archivbild: Funck) mit seiner Familie am Ortsrand von Laudenau errichtet hat. Wobei errichtet vielleicht gar nicht das richtige Wort ist: Das Haus ist viel eher gewachsen, dicht am Fels, den Höfer erst behauen musste, um Platz zu schaffen, und der das Haus im hinteren Teil verdunkelt.

Im Lauf der Jahre sind immer wieder einzelne Räume hinzugekommen, zuletzt ein rundum verglaster Anbau, lichtdurchflutet und mit grandiosem Blick über den Odenwald. Auch viele Möbel und verschiedene konstruktive Holzeinbauten hat der Künstler selbst geschaffen, auf dem Boden liegen selbstentworfene Teppiche, ein handbemalter Paravent teilt eine Raumecke ab - und natürlich gibt es überall Plastiken und Bilder von Friedrich Höfer.

Fest am Samstag

Der imposanteste Gebäudeteil aber ist das große Atelier. Dort empfängt Höfer nicht nur das ganze Jahr über gern alle Kunstinteressierten, sondern hier findet auch jedes Jahr im Sommer ein großes Fest statt, das bildende Kunst und Musik als korrespondierende Disziplinen präsentiert. Normalerweise – denn wie allerorten konnte auch Höfers Fest in den beiden vergangenen Jahren nicht stattfinden. Doch nun ist es wieder so weit: Am Samstag, 21. Mai, ab 14 Uhr gibt es unter dem Titel „Korrespondenzen“ einen Empfang in der ständigen Ausstellung mit Plastiken, Zeichnungen, Holzschnitten und Fensterentwürfen sowie großen Skulpturen im Garten. Ab 16 Uhr spielt der Solo-Bassklarinettist im Gewandhausorchester Leipzig, Volker Hemken, Werke von Brett Dean, Bernd Franke, Claus-Steffen Mahnkopf und Saed Haddad.

Lang ist die Liste der Arbeiten, die Höfer für den öffentlichen Raum angefertigt hat. Allein im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung befinden sich darunter der Nibelungenbrunnen in der oberen Bensheimer Fußgängerzone aus dem Jahr 1972, die zwei Jahre später geschaffene Altarraumausstattung im evangelischen Gemeindezentrum Winterkasten, ein „Geschichtenbaum“ aus bemaltem Aluminium in einem Auerbacher Kindergarten aus dem Jahr 1987 sowie 2002 bis 2006 geschaffene Granitskulpturen in Wald-Michelbach, Viernheim und Mörlenbach.

An der Bergstraße ist der im Odenwald lebende Künstler auch mit vielen Ausstellungen bekanntgeworden. Geboren jedoch wurde er 1940 im Vogtland. Nach dem Abitur und einer staatlicherseits für ein Jahr verordneten Arbeit als Steinmetz in Dresden nahm er dann am Städel in Frankfurt ein Studium der Bildhauerei auf – obwohl er auch in Dresden die Zulassung bekommen hatte – und blieb dann im Westen. Seit 1965 arbeitet Höfer als freischaffender Künstler, seit 1969 mit Atelier in Laudenau. Seit es wieder möglich ist, besucht er auch die alte Heimat wieder, stellt dort aus, nimmt an Symposien teil und ist dort mehrfach mit Kunstpreisen ausgezeichnet worden.

Charakteristisch für das Werk Höfers sind die sorgfältig gebauten Formen, die letztlich seit Jahrzehnten um die gleichen Motive kreisen, diese vertiefen, variieren. Die Natur ist ihm eine Anregung, der er sich – wie den bretonischen Basaltlandschaften – mit der Rohrfeder oder dem Bleistift zeichnend annähert. Doch sind die abgeleiteten Werke nicht einfache Abstraktionen figürlicher Motive, sondern prinzipieller angelegt: Das Thema „Schoß“ etwa, das den Künstler immer wieder beschäftigt, ist zur elementaren Form geworden, „hinten rund und vorn geöffnet“, wie es Höfer umschreibt. So hat der Betrachter auch keinerlei Scheu, dem Drang nachzugeben, der sich unwillkürlich einstellt: Diese Skulpturen anzufassen und zu betasten.

Intensiver noch arbeitet Höfer aber derzeit an einem anderen Thema, dem „Basalt“, und hat dazu kürzlich auch ein Katalogbuch mit Zeichnungen und Holzschnitten herausgegeben. Im Gegensatz zu den geschlossenen Schoßformen dominieren hier offene Gruppen von Linien, die die Grenze zwischen Auseinanderstreben und Zusammenballung auszuloten scheinen. Dem Betrachter bleibt der unterhaltsame Zwiespalt, der begrenzenden schwarzen Linie zu folgen oder die weiße Fläche dazwischen als Volumen zu begreifen.

Wichtige Auseinandersetzung

Basalt, Marmor, Porphyr, Granit, Serpentin – Gestein ist Motiv und Material zugleich für Friedrich Höfer. Zwar schafft er auch kleinere Plastiken aus Terrakotta und lässt Bronzen gießen, entwirft Glasfenster und malt. Doch hat man den Eindruck, dass ihm die körperliche Auseinandersetzung mit dem Material wichtig bleibt. So erklärt er zum Beispiel, dass das Bearbeiten der Druckstöcke für die Holzschnitte schwer sei, doch: „Linoleum ist zwar leichter – aber das wird dann zu glatt und rund, die Linien sollen ja nicht zu fließend sein“.

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