Fürth. Fürth hat eine neue Revierleiterin. Es ist die 24-jährige Anabel Heß (BILD: Hessen-Forst) aus Thüringen. Am 31. Dezember ging Fürths Revierförster Jens-Uwe Eder in den Ruhestand. Am 1. Januar trat Heß die Stelle an.
Gleich nach dem Absolvieren ihrer Anwärterprüfung in Wettenberg bei Gießen bei Hessen-Forst ist Heß zwei Monate lang mit Eder durch das riesige Fürther Revier gestreift, hat sich von ihm alle Ecken und Enden, Besonderheiten und Schönheiten des Reviers zeigen lassen. Das Fürther Revier umfasst rund 1300 Hektar Wald, davon 900 Hektar Kommunalwald. Der Rest teilt sich in Privat- und Staatswald auf. Für alle „Kunden“, insbesondere die Kommune Fürth, übernimmt Hessen-Forst mit der neuen Revierleiterin Heß die Beförsterung.
Die Besonderheiten des Reviers
Das Revier erstreckt sich von Schannenbach/Seidenbuch hinein ins Weschnitztal, über Fahrenbach die Tromm hoch und geht über die Wegscheide hinaus bis nach Hiltersklingen. An der Grenze zu Grasellenbach unweit der Wegscheide liegt die historische Kohlenmeilerplatte, wo die Fürther Naturagendten (Wortspiel zwischen Agenten und Agenda) unter der Leitung von Eder in regelmäßigen Abständen dem uralten Handwerk der Köhlerei nachgegangen sind.
All das hat die junge Forstanwärterin in ihrer kurzen Zeit in Fürth bereits vernommen. Sie steht in enger Verbindung mit ihrem Vorgänger. Voller Respekt spricht sie von Jens-Uwe Eders Arbeit, der „in vielen Bereichen sehr fortschrittlich“ war. Das beginnt bei dem Sinn für die Bedeutung des Bodenschutzes und hört bei der Unterstützung von Biodiversität nicht auf.
Mit Stolz verkündete Eder, dass die Diversität an Baumarten im Fürther Revier hoch ist. Auf einer beliebigen Fläche sind stets acht Baumarten anzutreffen: Buche, Eiche, Ahorn, Weißtanne, Douglasie, noch immer die Fichte, die Esche, aber auch die Kiefer, um nur die gängigsten zu nennen. Daneben gibt es die Birke, die Lärche, aber auch Nussbaum und Kirsche als Einzelgehölze. Die Arbeit im Fürther Revier, die jetzt von Anabel Heß fortgesetzt wird, wird auch im Forstamt Lampertheim (auf der Wildbahn bei Hüttenfeld) mit Forstamtsleiter Ralf Schepp sehr geschätzt. Er sagt: „Diversität bedeutet auch Stabilität. Das Risiko wird bei hoher Diversität verteilt.“
Waldumbau in Generationen
Die Forstleute waren die ersten, die den Klimawandel zu spüren bekamen. Zu hohe Temperaturen und zu wenig Niederschlag machen den Fichten, die raue Klimabedingungen lieben, sehr zu schaffen. Sie waren und sind anfällig für den Borkenkäferbefall. Die Forstleute müssen und wollen mit Waldumbau reagieren.
Baumarten wie Douglasien, die einst zur Eiszeit nach Nordamerika ausgewandert sind und jetzt zurückkehren, gelten als resilienter. Das gilt im Bereich der Nadelhölzer auch für die Weißtanne. Genaueres werden die Fachleute erst nach Jahrzehnten sehen können.
Das entspricht dem Wesen des Waldes: Die heutige Generation erntet die Arbeit ihrer Urahnen. Längst nicht mehr opportun ist es, mit schnell wachsenden Monokulturen Waldwirtschaft zu betreiben. Das Prinzip der Nachhaltigkeit, nur so viel einzuschlagen wie nachwachsen kann, wird in Deutschland bereits seit über 300 Jahren gepflegt. Die Kommunen als Waldbesitzer mit stets auf Kante gerechnetem Gemeindesäckel wollen von ihrem Reichtum aber auch etwas abhaben. Ihnen genügt nicht immer die „schwarze Null“. In diesem Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit, Natur- und Artenschutz stehen dann die Forstleute.
Mitten auf dem Rennsteig
All das hat Anabel Heß fasziniert und dazu angetrieben, den Berufsweg der Försterin einzuschlagen, von klein auf. Sie ist mitten in der Natur groß geworden. Wenn sie ihr Haus verließ, stand sie direkt auf dem berühmten Thüringer Rennsteig. Biologie war ihr Lieblingsfach.
Nach und nach wird sie sich auch in die von Eder gepflegte und weiter geführte Zusatzarbeit in Umwelt- und Waldpädagogik für die Naturagendten, die Kindergärten und Schulen, in seiner weitergehenden Aufklärungsarbeit im Bergtierpark einklinken. Doch zunächst ist Alltag angesagt.
Und das bedeutet, die Bäume auszuzeichnen, die jetzt in der Saison gefällt werden sollen: Die Gemeinden wollen von ihrem Reichtum schließlich etwas sehen. mk
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