Lindenfels. Zu einem "Spaziergang" durch das alte Lindenfels hatte der Verkehrsverein Lindenfels geladen. Museumskurator Dietrich Steitz begrüßte die Gäste im gut gefüllten Bürgerhaus. Außer alteingesessenen Lindenfelsern hatten auch einige Neubürger den Weg zu dieser Veranstaltung gefunden.
Ziel von Referent Gerd Westenberger war es, Alt und Neu gegenüberzustellen und Veränderungen an den Gebäuden aufzuzeigen. Aber auch die zugehörigen Bewohner in verschiedenen Lebenssituationen sollten vorgestellt werden.
Da einige Häuser im Laufe der Jahrzehnte wesentliche Veränderung erfahren hatten, begann die Präsentation eines jeden Gebäudes - zur Orientierung - jeweils mit einem aktuellen Foto.
Je nach Verfügbarkeit wurden dann Bilder zurück bis in die Zeit um 1870 gezeigt. Um den Rahmen der Veranstaltung nicht zu sprengen, wurden nur Bauwerke berücksichtigt, die vor 1950 erbaut wurden.
Zunächst begann der Spaziergang in der altehrwürdigen Burgstraße mit dem "Hotel Odenwald". Die Geschichte dieses Hauses reicht bis weit in das 19. Jahrhundert zurück.
Zunächst bewirtschaftete die Familie Lannert in vierter Generationen das Haus, wobei mehrere Um- und Anbauten erfolgten. Auch von einem Brand im 19. Jahrhundert, bei dem die Scheune in Flammen aufgegangen war, wurde berichtet. Ein kompletter Neubau der Immobilie wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch Adam Vogel realisiert. Eine weiterführende Bewirtschaftung erfolgte durch die Familie Wilhelm Vogel und letztlich durch die Familie Gerhard Böhmig, der noch ein Hallenbad einbaute, bevor das Hotel seinen Betrieb einstellte. Die Ausstattung des Hauses entsprach einem noblen, vornehmen Zeitgeschmack.
Westenberger erinnert daran, dass es in der Burgstraße einst acht Hotels und Gasthäuser gab.
Die Dokumentation der Burgstraße wurde abgeschlossen mit einem Videoclip, der den Burgfestumzug aus dem Jahre 2012 zeigte.
Kleinster Bauernhof der Stadt
Nicht nur die größten Gebäude wurden im Vortrag berücksichtigt. Auch der kleinste Lindenfelser Bauernhof, bei dem Wohnhaus und landwirtschaftliche Gebäude auf gerade mal 130 Quadratmeter Grund errichtet sind, wurde vorgestellt.
Das Gehöft steht nahezu unverändert in der Wilhelm-Baur-Straße und wurde im Jahre 1802 von Adam Krödel, einem Schweizer Auswanderer, errichtet.
Besonders gewürdigt wurde der Lindenfelser Ehrenbürger Wilhelm Baur, der 1826 in Lindenfels im damaligen Fürther Weg geboren wurde und im Haus Baureneck, dem ehemaligen evangelischen Gemeindehaus, wohnte. Zum Ende des ausgehenden 19 Jahrhunderts spendete er der Stadt Lindenfels ein Altenwohnheim (Haus Salem) und ein Krankenhaus (Haus Bethesta).
Die Besucher des Vortrags erlebten einen informativen, kurzweiligen und unterhaltsamer Abend. Gerd Westenberger bedankte sich für die Aufmerksamkeit, den gespendeten Applaus und kündigte an, dass Teil zwei des "Spazierganges durch Lindenfels" am 10. September dieses Jahres erfolgt. Dann würden die restlichen Straßen und Gebäude von Lindenfels vorgestellt. red
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels_artikel,-lindenfels-als-in-der-burgstrasse-noch-acht-hotels-und-gaststaetten-standen-_arid,861488.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels.html