Informationsveranstaltung

Wie sich das Lautertal vor Hochwasser schützen kann

Auch die Grundwasserneubildung geht zurück. Kleinere Gewässer werden in Hochwassergefahrenkarten aufgenommen.  

Von 
Christa Flasche
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Bei der gut besuchten Informationsveranstaltung im Reichenbacher Rathaus hielten zwei Experten einen Fachvortrag zum Thema „Das Lautertal und sein Wasser in Zeiten des Klimawandels“. © Ernst Lotz

Reichenbach. Um das Thema „Wasser im Lautertal“ ging es bei einer öffentlichen Veranstaltung, zu der die Lautertaler Grünen eingeladen hatten. Der Sitzungssaal im Reichenbacher Rathaus war gut besucht. Als Referenten nahmen die Fachfrau für Grundwasser und Limnologin (Lehre der Binnengewässer), Anke Uhl, sowie Ulrich Androsch vom Gewässerverband Bergstraße teil. Beide hielten einen Fachvortrag und standen gerne als Experten Rede und Antwort.

„Wird es in Lautertal in Zukunft genügend Trink- und Grundwasser geben, um alle Einwohner zu versorgen?“, das war nur eine Frage, die im Raum stand. Zu beobachten sei, dass die Brunnen nicht mehr überall sprudeln. So auch die Wahrnehmung der Versammelten. De facto war es aber die Katastrophe im Ahrtal, die auch bei uns Besorgnis auslöste.

Bürger müssen Vorsorge treffen

Im ersten Teil ging Androsch auf die verschiedenen Hochwasserkarten ein und was es bedeuten würde, wenn es zu einem mittleren oder sogar Jahrhundertereignis käme. Ergänzend nahm er die Staubecken in den Blick und erklärte, was man dazu als Bürger wissen sollte. Zu verschiedenen Ereignissen in der Region präsentierte er Bilder auf der Leinwand.

Zum Beispiel eines aus Heppenheim im Juli 2019, als die Unterführung mitten in der Stadt komplett unter Wasser stand. Doch Gronau, Birkenau und die Weschnitzgemeinden sind ebenso immer wieder von überlaufenden Bächen und Flüsschen betroffen. „Keiner kann mehr behaupten, er habe es nicht gewusst“, betonte Androsch in Bezug auf die juristisch belastbaren und aktuell existierenden Hochwassergefahrenkarten. Auch die kleineren Gewässer werden folgen und jetzt in die Karten aufgenommen, ergänzte er.

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Androsch machte die zahlreichen Gäste im Saal darauf aufmerksam, dass erhebliche Schäden entstünden, wenn die Rückschlagklappe nicht funktioniere und dass die meisten Verwüstungen durch Wasser durch beschädigte Klappen kämen. „Die Bürger haben übrigens die Pflicht, Vorsorge zu treffen, wenn es um die Abwehr von Hochwasserschäden geht“, klärte er auf.

145 Liter mehr pro Quadratmeter

Uhl ging auf die Geologie, die Bodenbewirtschaftung und die wichtige Rolle des Waldes sowie auf die Baumauswahl ein. Damit lieferte sie sehr interessante Ansatzpunkte. Seit 2018 habe sich in der Region die Menge, gemessen in Liter auf den Quadratmeter, deutlich geändert, sagte Uhl. In 2018 waren es noch 584 Liter und in 2022 bereits 729.

Ein ganz anderes Bild bei den großen europäischen Flüssen wie Rhein, Donau, Rhone und Po. Hier sei zu beobachten, dass sie extrem viel Wasser verlieren und das könne man sogar vom Weltall aus erkennen.

Seit 2003 komme es ferner zu weniger Grundwasserneubildung, so die Expertin. Bezogen auf Hessen seien es satte 28 Prozent. Durch milde Winter und kaum Schnee ist ein weiterer, wichtiger Wasserspender teils ganz weggefallen, ergänzte sie. Geringere Abflussspitzen von 30 bis 50 Prozent seien es, so die Expertin, je nachdem, ob ein Wald vollständig bewaldet ist oder nicht.

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„Der Umbau von Nadel- zu Laubholz bringt eine Erhöhung der Tiefenversickerung von 30 bis 40 Prozent“, schilderte Uhl. Hier müsse man im Rahmen der Holzwirtschaft die Wahl treffen und sich entweder für mehr Profit oder einen wassergesunden Wald entscheiden.

„Das Jahr 2023 geht erneut in die klimatologischen Rekordbücher ein“, schrieben die Lautertaler Grünen in ihrer Pressemitteilung. „Die meteorologischen Dienste haben nachgewiesen, dass der Juli 2023 in Deutschland, aber auch weltweit als der heißeste Monat seit Aufzeichnung der Wetterdaten gilt. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen – auch auf das Lautertal“, hieß es.

Wasserverdunstung reduzieren

Mittlerweile gibt es spürbare und stärkere Kontraste bei den Temperaturen sowie beim Wasser. Durch Starkregen steigt die Hochwassergefahr. Viele fragen sich deshalb nach den Konsequenzen und was man tun muss.

Uhl zeigte am Ende des Vortrags durchaus Möglichkeiten auf, die man sogar in Gemeinden wie Lautertal umsetzen kann, um zum Beispiel weniger Wasser verdunsten zu lassen. Sie ging an dieser Stelle ebenso auf verschiedene Baumarten ein, die vorteilhaft sind, wenn man möglichst viel Wasser nachhaltig im Wald sammeln und ins Grundwasser ableiten möchte.

Die Einladenden hatten bereits im Vorfeld betont, dass beide Referenten am Austausch mit den Besuchern der Veranstaltung interessiert seien. Das Angebot wurde gerne angenommen.

Freie Autorin

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