Lautertal/Lindenfels. Der 14. Walk of Art in Mörlenbach ist mit einer Vernissage im Bürgerhaus eröffnet worden. Kinder und neun Einzelkünstler haben Werke zum Thema „Kunst trifft Natur, Geschichte, Heimatgefühl“ beigesteuert. Bis zum 28. August können diese an der Schulstraße neben dem roten Schriftzug „Heimat“ bewundert werden.
Besonders die Grundschüler aus Abtsteinach freuten sich, ihre künstlerisch gestalteten Dioramen ausstellen zu dürfen. Unter der Leitung von Christiane Körner und Bodo Kalesse hatten die Schüler in 15 Holzkisten Kunstwerke gebastelt. Eines zeigt den Schriftzug „Heimat“ auf einer roten Bank mit Tannen im Hintergrund. „Das zeigt den Blick aus meinem Fenster“, erklärte eine Schülerin. Ihr Diorama sieht so echt aus, dass auch Ortsfremde die Szene erkannten.
Für die Kinder ist der Odenwald eine Begegnungsstätte: Hier gibt es sagenumwobene Burgen und das Felsenmeer bei Reichenbach. Ein Werk zeigt den Teufelsstein, ein anderes haben die Kinder mit ganz persönlichen Anhängern versehen. „Wir haben den Kindern natürlich beim Kleben, beim Umgang mit der Heißklebepistole geholfen, das Diorama haben sie selbst gestaltet“, erklärt Christiane Körner, die in Abtsteinach wohnt.
Die Malkinder von BB Kreativ haben unter der Leitung von Mandy Berns-Baltz „Früchte des Odenwalds“ aus Pappmaché gebastelt. Ein Baum voller Ideen in Weiß. Daneben ist ein Odenwalddorf der fünften Klassen der Martin-Luther-Schule in Rimbach platziert. Die Lehrkräfte Rita Eberle-Wessner, Elke Griech und Gabriel Gruß haben das Haus als Symbol für Heimat und Leben gewählt. „Wir haben uns mit den Schülern die Häuser und Straßen in Rimbach genau angesehen“, erklärt Elke Griech.
Die Kinder formten aus roten Tonplatten 121 Häuser, Türme und Burgen, die auf einer Holzpalette als Dorf zusammengefügt wurden. Toll ist der Blick von oben darauf, der schon viele Spaziergänger anlockte. Ein Burghof mit Brunnen bildet den Mittelpunkt. Ihn hat ein Schüler als Erstes geformt. „Ohne Wasser kann keiner leben“, erklärt er.
Schüler gestalteten ein Modell der Burg Lindenfels
„Schwein gehabt“ heißt das Werk der Freien Schule Laubehöhe. Die Schüler der siebten und achten Klasse der Waldorfschule in Mörlenbach bildeten unter Anleitung von Eunike Kastl die Burg Lindenfels nach.
Die Geschichte dazu geht so: Während des Dreißigjährigen Kriegs belagerten die Schweden die Stadt Lindenfels. Sie wollten die Bevölkerung aushungern. Doch die war so schlau, ihr letztes Schwein immer wieder zur Stadtmauer zu treiben und quieken zu lassen. So wollten sie ihre Feinde glauben machen, sie hätten genug Nahrung, egal wie lange diese die Stadt belagern würden. Beeindruckend: die graue Mauer aus Paletten, Regentonnen und Hasendraht. Außerdem verwendeten die Schüler Pappmaché.
„Die Bundestagswahl-Show-Treppe“ heißt das Werk von Andreas Schmitt aus Lindenfels. Sie bildet das Bundestagswahlergebnis vom 23. Februar im Kreis Bergstraße ab. Die Treppe ist begehbar. Der Griff nach den Sternen steht hier als Metapher für die Wahlversprechen der Parteien.
Berit Hartwig aus Erlenbach formte eine Krähe aus Keramik, die auf einem knochigen Holunderstamm sitzt. Rita Eberle-Wessner aus Mörlenbach interpretierte die Odenwälder Sage „Die weiße Frau“. Sie hängt versteckt in einem Baum – ein modellierter Körper im ehemaligen Hochzeitskleid der Künstlerin. Fast jede Burgruine im Odenwald hat ihre „weiße Frau“.
„Olwerer Urrumbel“ – das mythische Odenwälder Fabeltier: Der Künstler Klaus Weber aus Mörlenbach unterstützte Bürgermeister Erik Kadesch und Christina Förster beim 14. „Walk of Art“. Er stellte ebenfalls eine Skulptur aus Abfallholz und Farbe aus. Wer im Odenwald aufwächst, der weiß, was mit dem Begriff „Urrumbel“ gemeint ist: jemand, der sehr ungeschickt ist. Zuletzt, so Klaus Weber, habe er das Fabeltier „in den tiefen Wäldern um Schnorrenbach“ gesehen.
Werner Hendler aus Fürth malte auf einer Holzpalette Motive zum Lied „Tief im Odenwald“ – mit den Noten und dem Schwein, das zur Hochzeit geschlachtet wird. Die Sänger unter den bildenden Künstlern sangen zur Ausstellungseröffnung das Lied.
Die DNA der Odenwälder Bevölkerung
Christina Schneider aus Mörlenbach hat eine Blumenwiese mit Acrylfarben und einen Eisvogel auf einem Baumstamm gemalt. Für sie sind es künstlerische Momentaufnahmen. Sie fragt sich: „Welchen Wert hat ein realistisches Gemälde noch in Zeiten von Smartphone-Fotografie?“
„Die Odenwald-DNA – Bausteine unseres Lebens“, heißt die Installation von Dr. Martin Wessner. Mit dem Exponat liefert er dazu einen humorvollen Denkanstoß. Es zeigt die DNA in der aus der Biologie bekannten Doppelhelix-Darstellung – gebaut aus Holz, Stahlseil, Lack und Kunststoff. Als deren Grundbausteine „kann man einerseits traditionelle Odenwälder Speisen und Getränke, andererseits elementare Odenwälder Charakterzüge erkennen“, so Wessner. Die Bausteine der Odenwald-DNA beinhalten die Gene für: genügsam wie Kochkees (Kochkäse); gewitzt wie die Mussig, die Zwiebeln, die mit Essig und Öl dazu gegessen werden; geerdet wie ein Schnitzel und gesellig wie Ebbelwoi (Apfelwein).
Die Künstlerin Marlene Schwamborn aus Reinheim malte auf eine freistehende Sperrholzplatte. Eine Seite zeigte den Odenwald in romantischen Aquarellen und Kreidezeichnungen, so wie er gerne dargestellt wird, und auf der anderen Seite die Nibelungensage – mal anders interpretiert.
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