Tradition

Besonders großer Umzug zum Jubiläum der Beedenkirchener Kerb

Die 40. Ausgabe der 1985 wiederbelebten Beedenkirchener Kerb wurde mit über 30 Motivwagen und Fußgruppen sowie vier Musikzügen gefeiert.

Von 
Jutta Haas
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Anlässlich des 40. Kerwegeburtstags gab es auch einen „Jubiläumssekt“ in Form einer überdimensionierten Flasche. © Thomas Neu

Beedenkirchen. Seit 40 Jahren gibt es in Beedenkirchen wieder einen Kerwezug und eine Kerweredd. Damit gab es nun allen Grund, Geburtstag zu feiern, was die Beedenkirchener auch wirklich machten. Der diesjährige Umzug zur Kerb zählte über 30 Motive, dabei waren auch vier Musikzüge. Noch bevor der eigentliche Umzug loszog, starteten der Bierwagen und der Wagen mit den Losen für die Tombola. Eigens zum 40. Geburtstag gab es in diesem Jahr vier Hauptgewinne: einmal „Dinner in the dark“, ein Besuch in einem Palmenparadies, ein Besuch in einem Erlebnispark und eine Reise mit einem Lindenfelser Busunternehmen.

Wie Uschi Weisz, die seit den Anfängen der wieder erwachten Kerb dabei war, informierte, wurde die Beedenkirchener Kerb in den gesamten 40 Jahren auch ordentlich von den ortsansässigen Unternehmen unterstützt. „Ohne deren Spenden wäre das alles gar nicht möglich. Der Losverkauf reicht dazu alleine nicht“, betonte Weisz. Es lohnte sich also, trotz einsetzendem Regen dabei zu bleiben, die Kerweredd zu hören und anschließend die Auslosung mitzuerleben.

Talar verfängt sich im Fahrrad und bringt den Pfarrer zu Fall

Viele Gäste aus nah und fern waren zum Umzug gekommen und feierten mit den Beedenkirchenern. Zum Feiern eines Jubiläums gehört auch der Rückblick und so wurde beim ersten Umzugswagen an vier Beedenkirchener erinnert, die sich um die Kerb in den ersten 40 Jahren verdient gemacht hatten. Das waren Fritz Hechler, Monika Roth, Philipp Schäfer und Helmut Keller. Um den musikalischen Auftakt kümmerte sich der Spielmannszug Bickenbach. Später folgten aus Eschollbrücken der KCC Schlagfertig vom Karnevalclub Cochem, die Roabdigalle aus Bensheim und der Spielmannszug aus Rimbach.

Erinnerung an die Gründer der Beedenkirchener Kerb: Fritz Hechler (oben links) und Philipp Schäfer (oben rechts), Monika Roth und Helmut Keller. © Thomas Neu

Zum Beedenkirchener Umzug gehören das Modell der Kirche und die Kanzel. Hinter der Kirche grüßten die Vertreter der Kirchengemeinde und gratulierten zum Jubiläum. Von der Kanzel stimmten Kerweparrer Lukas Buchner und Glöckner Lucas Kaffenberger die folgenden Kerwepärchen, die um den Kranz gruppiert waren, zum Kerwespruch ein: „Wem ist die Kerb?“ Die Kerb ist zwar der Kerwejugend, wie sie lautstark kundtat, aber nicht nur ihr. Seit 40 Jahren begleiten junge Pärchen den Kerwekranz, eine große Schar davon war nun auch im Jubiläumsumzug vertreten, ganz unter dem Motto „Generationen in Bewegung – Kerbjugend durch die Jahrzehnte“. In einer überdimensionierten Flasche gab es den „Jubiläumssekt“.

Und schon gab es den ersten Hinweis auf die Kerweredd. Der pensionierte Pfarrer Reinald Engelbrecht hat diesmal nicht nur den Weg in die Kirche, sondern auch in die Kerweredd gefunden. Beim Umzug hatte er auf einem Fahrrad Platz genommen und seinen Talar im Arm. Das hätte er auch lieber tun sollen, als er mit seinem Fahrrad zur Kirche zu einem Jubiläumsgottesdienst geeilt war. Da die Zeit knapp war, hatte er den Talar schon bei der Fahrt übergezogen, was bei dem weiten Gewand fatal war. So verfing sich der Stoff in einem Zahnrad, brachte Rad und Fahrer zu Fall sowie Löcher in den Stoff. Irgendwie hatte er es dann doch noch gerade rechtzeitig in die Kirche zum Gottesdienst geschafft und sich durch das Berichten seines Missgeschicks nun selbst in die Kerwepredigt gebracht.

Unter dem Motto „Kerbjugend durch die Jahrzehnte“ liefen mehrere Generationen der Kerbjugend beim Umzug mit. © Thomas Neu

Die Kindergartenkinder dankten im Umzug ihren Spendern. Dank der finanziellen Unterstützung wurde in der Einrichtung ein Großputz vollzogen und es wurden auch neue Spielsachen angeschafft. Den Kindergartenkindern folgten die Kinder, die in diesem Jahr eingeschult worden sind. Über ihre Aktivitäten und das, was schon erreicht wurde, berichteten die „Bürger für Beedenkirchen“ und der Ortsbeirat. Werbung gehört auch dazu: „Mach mit und werde Mitglied“ war zu lesen.

Schließung des örtlichen Gasthauses wurde thematisiert

Sportlich tanzten die Kinder des Vereins „Blau-Weiß Beedenkirchen“ durch die Straßen. Nun kam der „Tankstellenhase“ zum Einsatz, die Erklärung dazu gab es später in der Kerweredd. Eine Gruppe von Pferden und eine Kutsche waren dabei: Peter Eckel durfte diesmal zum Dank für sein Dabeisein seit 40 Jahren in der Kutsche gemütlich sitzend mitfahren. Einige Kinder waren mit ihren verzierten Fahrrädern dabei.

Die nächste Geschichte aus der Kerweredd erzählte vom Missgeschick eines Beedenkircheners. Der hatte sich gedacht, dass er durchfahren kann, wenn die Baustellenabsperrung offen ist. Das Fahren über frischen Teer macht allerdings weder dem Auto noch den Bauarbeitern Spaß. Die Baustelle war offen, weil die Walze geholt werden sollte.

Uschi Weisz (rechts) und weitere Umzugsteilnehmer hatten sich als Uhrwerk verkleidet und hierfür ihr Kostüm mit Zahnrädchen dekoriert. © Thomas Neu

Beim Umzug waren dabei waren auch die Mitglieder des Reichenbacher Verschönerungsvereins mit ihren Odenwälder Trachten. Ein kleinerer Kerwekranz hing an einem Schlepper, der darüber informierte, dass das Gasthaus „Zur Linde“ Ende des Jahres schließt. „Wir feiern unsere Kerb trotzdem und gugge mal wo“, so die Gedanken für die Zukunft. Die Schließung des Gasthauses wurde später noch einmal aufgegriffen: „Wir werden obdachlos“, hieß es da. Auf einem Wagen hing Wäsche ziemlich schräg auf der Leine, darunter Beedenkirchener als Obdachlose an der Feuerschale: „E leschdes mol Linde, des is schun krass, es Linnebar-Tiem hoggd boall uff die Gass.“

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Dann war wieder ein Motiv aus der Kerweredd dabei: ein Toilettenhäuschen, eine kaputte Tür und der Hinweis, dass die Kollegen warten. Die zweite Gruppe Pferde zog nun durch Beedenkirchen. Und dann die Frage: Wer hat an der Uhr gedreht? Die Damen um Uschi Weisz hatten sich als Uhrmechanik verkleidet und ihr Kostüm mit Zahnrädchen dekoriert. Die Hobbykicker hatten ihr Kerwebier dabei. Etwas Pech hatte der Zugführer mit der Idee, eine große Geburtstagstorte durch den Ort zu fahren: Denn kaum war der Umzug gestartet, streikte die Zugmaschine. Als weitere Fußgruppen waren die Jugendfeuerwehr und die Jäger mit ihren Begleitern dabei. Fehlen durfte bei diesem Umzug auch nicht der Kerwewatz, der als letzter Wagen aus dem Hof der Firma Bönsel herausfuhr.

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