Beedenkirchen. In Beedenkirchen ist wieder Kerwezeit. In dieser Form gibt es die Kerb nun schon seit 40 Jahren wieder. Mit einer „Kerb-Royal“ wollen die Mitglieder des Kerbausschusses und Freunde der Kerb diesen Geburtstag am nächsten Wochenende vier Tage lang feiern. „Eigentlich wurde bei uns schon immer Kerb gefeiert“, berichtet Uschi Weisz, die seit den Anfängen der wieder erwachten Kerb dabei war. 40 Jahre ist es her, seit es wieder einen Umzug durch den Ort und eine Kerweredd gibt.
Diese wichtige Tradition ruhte in Beedenkirchen 26 Jahre lang. Dennoch richteten die Gasthäuser auch in der Zwischenzeit die Kerb aus. „Mit Essen, Musik und Tanz. Das war eine Kerb in den Gasthäusern“, erzählt Uschi Weisz. Die fand am Samstag, Sonntag und Montag statt.
Dann kam das Jahr 1985. Fritz Hechler, damals der Wirt des Gasthauses Zur Linde, entwickelte mit anderen die Idee, wieder einen Umzug zu organisieren. Eine Kerweredd würde die Kerb komplettieren. Doch die Frage war, ob die Beedenkircher das überhaupt wollten. Also wurden Einladungen für ein Treffen geschrieben. Hechlers Tochter Uschi – heute mit Nachnamen Weisz – hatte die Aufgabe, die Einladungen an die Haushalte zu verteilen.
„Die Resonanz auf die Einladung war überwältigend“, erinnert sich Uschi Weisz. Die Bürger wollten mitmachen, und auch die Vereine beteiligten sich.
Im ersten Umzug zogen gleich 27 Gruppen durch den Ort. Uschi Weisz war die erste Kerwemodder, Gunter Degenhardt der Kerwevadder. Vier Jahre lang standen mal Gunther Degenhardt und mal Willi Ewald mit Uschi Weisz auf der Kerwekanzel, damals eine Art Holzpalette auf einem Stapler. Ab 1992 waren es Holger Hoffmann und Jörg Wanitschek, die die Kerweredd vortrugen. Es folgte 1996 als Kerwemodder Petra Kämmerer mit Holger Hoffmann an ihrer Seite. 1998 waren es Kai Peter und Kai Jährling, ab 2003 Benni Wanitschek und Roy Schäfer.
Die „Unbarmherzigen Schwestern“ Sabrina Jährling und Tanja Keller trugen ab 2007 die Kerweredd vor. Ab 2010 stand Michael Heist an der Seite von Sabrina Jährling auf der Kanzel. Von 2013 bis 2015 waren Michael Heist und Marcel Peter Kerweparrer und Glöckner. Es folgte Jochen Kaffenberger; Marcel Peter blieb noch bis 2016 aktiv.
Die Kerwesau war früher ein besonders beliebter Preis
Für ihn übernahm Lukas Buchner im Jahr 2017 das Amt als Kerweglöckner. Lukas Külper war Kerweglöckner mit Jochen Kaffenberger als Parrer im Jahr 2018. Lukas Buchner war wieder dann 2019 Glöckner. Ab 2022 war Lukas Buchner Kerweparrer und wurde von seinem Bruder Leonhard unterstützt. In diesem Jahr wird Lukas Buchner das letzte Mal Kerweparrer sein, ihm zur Seite steht nun Lucas Kaffenberger.
Die Kosten für den Umzug übernahm in den ersten beiden Jahren Fritz Hechler, ebenso die Kosten für die Musikgruppe. „Dann kam die Idee für den Losverkauf auf“, erinnert sich Uschi Weisz. Zu gewinnen gab es eine lebendige Sau, die schlachtreif war. Diese Kerwesau war ein besonders beliebter Preis. Peter Eckel fütterte sie jeweils an und nahm dann auf Wunsch des Gewinners das Tier auch bis zur Schlachtung wieder in seinem Stall auf.
Mit der Zeit wurde überlegt, aus der Kerwe-Gruppe einen Verein zu machen. Die Entscheidung fiel damals dagegen aus, und so gibt es bis heute in Beedenkirchen einen Kerweausschuss. Dort aktiv war auch Philipp Schäfer. Er schuf das Modell der evangelischen Kirche, das 1987 erstmals beim Umzug dabei war. Beedenkirchen feierte damals sein 975-jähriges Bestehen. Zwei Jahre später hatte die Kerb dank Philipp Schäfer auch eine Kanzel für den Kerweparrer und seinen Glöckner.
Der Kerwezug stellt sich seit dem Neubeginn vor 40 Jahren auf dem Hof der Firma Bönsel auf. Seit der ersten Stunde ist Peter Eckel mit seinen Pferden und seiner Kutsche dabei. Auch Motivwagen des Sportvereins Blau-Weiß, des OFC-Fanclubs und der Feuerwehr gehören immer dazu. Die Vereine nehmen sich jeweils ein Thema aus der Kerweredd vor und deuten den Inhalt auf ihrem Motivwagen an. „Damit es spannend wird“, sagt Lukas Buchner.
Viele Jahre lang kümmerte sich Monika Roth um die Kindergruppen im Umzug, bis zu fünf Nummern wurden zusammengestellt. Seit vielen Jahren gehören die ABC-Schützen des Ortes dazu. „So wissen alle, welche Kinder in diesem Jahr eingeschult wurden“, so Uschi Weisz. Die Zusammenstellung des Umzuges und die Vorbereitung zur Kerweredd ist eine Aufgabe der Mitglieder des Kerweausschusses.
Diesmal gibt es gleich drei Hauptpreise bei der Verlosung
Die Kerweredd in Odenwälder Mundart wird begleitet vom Losverkauf für die Tombola. Das war in den ersten 20 Jahren die beliebte Kerwesau. Doch das Verlosen der Kerwesau wurde dann unattraktiv. Mancher Gewinner wusste gar nicht, was er mit dem Tier anfangen sollte. „Dann haben wir umgedacht, und seitdem gibt es einen Reisegutschein zu gewinnen“, berichtet Uschi Weisz. Mit einem Lächeln blickt sie auf die bevorstehende Jubiläumskerb. „Alle 20 Jahre ändern wir etwas, was wird aber nicht verraten.“ Bekannt ist aber , dass es in diesem Jahr bei der Verlosung gleich drei Hauptpreise geben wird. „Es lohnt sich also, am Sonntag, 21. September, dabei zu sein.“
Um die Kerweveranstaltungen in den Gasthäusern haben sich immer die Wirte gekümmert. Nachdem das Gasthaus Zum Felsenmeer geschlossen wurde, trafen sich die Kerwefans im Gasthaus Zur Linde. Die Veranstaltung am Samstag wurde von der Feuerwehr organisiert, die am Freitag von der Kerwejugend. Doch nun zeichnet sich eine Veränderung ab, denn die „Linde“ wird am Ende des Jahres schließen. „Wir haben deshalb schon ein Gespräch mit den Vereinsvertretern geführt. Eins ist klar: es wird weitergehen.“ In diesem Jahr wird aber zum letzten Mal die Kerb am Sonntag und Montag im Gasthaus Zur Linde gefeiert.
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