Reichenbacher Kerb

Reichenbacher Kerweredd: Nur in Unterhosen bei der Nachbarin

Reichenbacher Kerb: Parrer Jan-Lukas Stuckert und Glöckner Moritz Roth präsentierten in der Kerweredd Missgeschicke ihrer Mitbürger

Von 
Jutta Haas
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Kerweparrer Jan-Lukas Stuckert (rechts) und sein Mundschenk Moritz Roth. © neu

Reichenbach. „Ehr liewe Leit, es is soweit, Reischeboch schreibt Kerwezeit.“ Kerweparrer Jan-Lukas Stuckert und Glöckner Moritz Roth freuten sich über die große Schar an Zuhörern zu ihrer Kerweredd gestern Nachmittag. Nach dem Umzug durch Reichenbachs Straßen trafen sich die Kerwegäste im Brandauer Klinger.

Zunächst stellten sich die Symbolfiguren der Reichenbacher Kerb dem Publikum vor. An der Seite von Jan-Lukas Stuckert war Moritz Roth. „Mer kennt en aus de Wertschafte do bei uns im Ort, ab un zu gäihter a gern in Bensem mit soine Maisjen fort.“ Jan-Lukas Stuckert kennen die Reichenbacher. „Ich du, genau wie moin Vadder, den orangene Muli durchs Ort lenke.“

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Nach einem Schluck aus dem Weinglas blickten die beiden nach Elmshausen. „Brauchtum is es, des is jo bekonnt, zur volle Stunn leire die Glogge bei uns im goanze Loand.“ Jeder schöne Ort hat einen Kirchturm, die Elmshäuser haben ihr Glöckchen auf dem Rathaus. „Die Leit brauche ko Äbbelwatsch un ah koa Uhr, weil die verlosse sich uffs Gebimmel nur“, so Jan-Lukas Stuckert.

Bei den Hühnern ausgesperrt

Die Elmshäuser werden aber wohl eine andere Uhr gebraucht haben, denn lange Zeit läutete das Glöckchen auf dem alten Rathaus nicht. Dann wurde dieses saniert, doch es gab Probleme mit dem Glöckchen, besser gesagt mit dem Glockenturm: „Jetzt is die Glock werrer drinn, ewwer mer koann se net leire, weil zu wenisch Platz ist on de linge un rechte Seire.“ Die neuen Balken waren nicht richtig vermessen worden, daher schlug die Glocke beim Läuten an. „Jetz is die Glock oigepetzt, sie gäiht nimmer noch vornne und nimmäi zurick“, das wussten die Reichenbacher. Dann sei die Idee gekommen, die Balken mit einem Beil schmaler zu machen. „Die Brocke die fliehe, jetz is wirrer Platz, blouß die Balge sin halt jetzt fer die Katz.“ Daher gab es den Tipp: „Es negschde mol nemme mer besser e poar Reischebescher dezu.“

Doch auch in Reichenbach läuft längst nicht alles rund. So gab es einen ungewollten Ausflug. Ein junger Reichenbacher hatte die Aufgabe erhalten, sich am Abend um die Hühner zu kümmern, weil die Mutter einen Ausflug unternehmen wollte. „Ich mach heit Owend oaner druff, du machst dich doann zu de Hingel nuff.“ Damit der Fuchs die Hühner nicht holt, müsse die Tiere am Abend eingesperrt werden.

„Es Problem is halt nur, de Felix hoat, goanz vermesse, die Zeitschaltuhr vun de Rolläre vergesse“, wussten Kerweparrer und Glöckner. Während der junge Mann die Tür vom Hühnerstall schließt, gehen am Wohnhaus gemäß der Programmierung die Rollläden runter. Mit einer App auf dem Handy könnte er sie wieder öffnen – nur ist er lediglich mit seiner Unterhose bekleidet und hat weder Handy noch Schlüssel dabei. Also bleibt nur der Ausflug zur Nachbarin, um sie zu bitten, die Mutter anzurufen. Die öffnete über ihr Handy das Haus wieder.

Autobahn in Italien lahmgelegt

„Seit Corona is jo voll im Trend, woann mer im Urlaub im Wohnmobil pennt. Auch zwei Reichenbacher brachen nach Italien auf und mussten erleben, dass es dort Geld kostet, wenn man die Straßen benutzt. „Uff de Autoboahn gibt es net nur Stelle zum toanke, sunnern ach Mautstatione mit Schroanke.“

So eine Mautstation wurde den beiden zum Verhängnis. Wie man die Maut entrichtet, stand dort in Italienisch, was die Reichenbacher nicht verstanden. Also steckt einer der Urlauber seine Karte in den erstbesten Schlitz. Doch die Schranke blieb unten und die Karte verschwand im Automaten. „Vun hinne hupts schun, die Stroaß is blockiert, die Kreditkort stickt drin, un nix passiert.“ Jetzt wurde es stressig für die Urlauber - doch da entdeckten sie die deutschsprachige Anleitung: Der Schlitz ist nur für Bargeld gedacht. Die Kreditkarte steckte so fest drin, dass ein Mechaniker kommen musste, um den Automaten auseinanderzunehmen.

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Jutta Haas
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Bevor es noch Geschichten von einem weggerollten Auto und einem überdimensionalen Weihnachtsbaum auf der Terrasse gab, mussten die Nachbarn aus Elmshausen noch einmal dran glauben. Klar, dass auch die Reichenbacher dorthin zum Kerb-Feiern kommen. Besonders lustig war es beim Frühschoppen der Feuerwehr. Dort spielte der singende Landwirt, der bis 17 Uhr engagiert war. Da wollten die Reichenbacher aber noch nicht nach Hause gehen und lieber weiterfeiern. Daher sammelten sie Geld, um den Musikanten zum Weitermachen zu bewegen: „Woas mache mer Reichebesche? Läie all unser Penning uff de Tisch, ach die Schoi sin vun de Spoarkass noch druckfrisch.“ jhs

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