Reichenbacher Adventsmarkt

Schwedenfeuer und Chorgesang beim Reichenbacher Adventsmarkt

Ein breit gefächertes Angebot lokaler Vereine, der Kirche und Kleingewerbetreibender lud rund um die evangelische Kirche zum Verweilen ein

Von 
Ferdinand Derigs
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Reichenbach. Auch ohne ein Megaphon gelang es Pfarrer Jan Scheunemann von der Treppe der evangelischen Kirche aus, sich bei den ersten Besuchern des Reichenbacher Adventsmarkts Gehör zu verschaffen, ohne dabei seine Stimmbänder für den am Sonntag geplanten Gottesdienst mit Posaunen- und Kirchenchor zu ruinieren.

Die Premiere des Weihnachtsmusicals „Die Räuber von Bethlehem“, das zuvor in der gut besuchten Kirche von rund 50 Kindern und Jugendlichen aufgeführt wurde, sorgte gleich zu Beginn für einen gut besuchten Adventsmarkt auf dem Kirchenvorplatz, im Gemeindegarten und Gemeindehaus sowie auf dem Parkplatz vor und im Innenhof der Gaststätte „Zur Traube“.

Erweiterter Markt im Jahr 2024?

Im letzten Jahr hatte es unter einem anderen Namen einen ähnlichen Markt an einem Adventswochenende in und an der Lautertalhalle gegeben. Pfarrer Scheunemann erinnerte bei seiner kurzen Markteröffnungsrede an diesen Markt und an die immer noch ungeklärte Fragestellung, ob die letztjährige Veranstaltung unter der Bezeichnung Belz- oder Benznickelmarkt firmiert hatte. Diese Frage ließ zwar auch er unbeantwortet, jedoch ließ er keinen Zweifel daran, dass es aus seiner Sicht für den diesjährigen Markt nicht die Bezeichnung „Weihnachtsmarkt“, sondern eindeutig nur „Adventsmarkt“ geben könne. „Und weil wir nur ortsansässige Anbieter dabei haben, ist das auch kein 08/15-Markt“, freute er sich, dass sich so viele Vereine und Kleingewerbetreibende zum Mitmachen zusammengefunden haben. „Ohne euch hätten wir nur einen Stand“, verdeutlichte er deren Engagement.

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Ein Dank ging auch an Lautertals Bürgermeister Andreas Heun und sein Mitarbeiter-Team, das bei der Bewältigung des „Papierkrams“ unterstützt hatte, der bei einer solchen Veranstaltung zu bewältigen ist. „Vielleicht können wir uns im nächsten Jahr sogar noch mit der Unterstützung der Verwaltung auf die Rathausseite der Nibelungenstraße ausweiten“, blickte er schon einmal ins Jahr 2024. „Aber jetzt wünsche ich Ihnen erst einmal viel Freude bei Ihrem Rundgang über den diesjährigen Adventsmarkt“, gab Scheunemann den offiziellen Startschuss. Das Angebot der Vereine, der Kirchengemeinde und einzelner ortsansässiger Kleingewerbetreibender war breit gestreut. Auf dem Kirchenvorplatz waren die beiden Reichenbacher Sportvereine SSV und TSV vertreten. Der SSV setzte auf Kartoffel-, Linsen- und Gyrossuppe und heißen Kakao, der TSV auf einen Stand mit Apfelglühwein und Sliwowitz und im Gemeindehaus auf einen Kaffee- und Kuchenstand.

Stimmungsvoll beleuchtete Kirche

Ein großes Sortiment Tupperware wurde von Lisa Dietrich, Blumengestecke – insbesondere mit weihnachtlichen Motiven – von Petra Moritz’ „Blumenflitzer“ angeboten. Im Gemeindegarten hatte die evangelische Kirchengemeinde einen Stand mit Flammkuchen, Crêpes und Plätzchen aufgebaut. Zum „Nachspülen“ gab es heißen Apfelsaft und Met. Zudem konnten selbst gemachte Holzarbeiten erworben werden. Lust auf Honig machte der Stand des Lautertaler Imkervereins. Allerlei Produkte und Naschereien rund um die Bienen waren bei Marcel Klippel und Martina Schuch zu bekommen.

Die Pfadfindergruppe „Felsenmeerwölfe“ der Landeskichlichen Gemeinschaft mit Pastor Manuel Schnee zog besonders Kinder in ihren Bann. Kerzen selbst ziehen, Schwedenfeuer, selbst hergestellte Grillanzünder aus Eierschachteln sowie eine große Feuerschale, um über den Flammen Stockbrot zu grillen, boten abwechslungsreiche Aktivitäten.

Trotz des hohen Krankenstands gelang die Premiere des Krippenspiel-Musicals

Das Krippenspiel-Musical stand in diesem Jahr unter keinem guten Stern. „Krankheitsbedingt wurden wir vor größere Herausforderungen gestellt“, sagte Gemeindepädagogin Heide Dahl bei der Premiere des Musicals „Die Räuber von Bethlehem“ in der evangelischen Kirche in Reichenbach. „Teilweise hatten wir einen Ausfall der Hälfte der Aktiven.“

Zusammen mit ihrer Schwester Ute Walter, die für die musikalische Regie verantwortlich zeichnet, sowie mit Unterstützung von fünf Müttern gelang es dann trotz des hohen Krankenstands, die Aufführung im Rahmen des Reichenbacher Adventsmarkts und des Familiengottesdiensts am Heiligen Abend einzuspielen. „Wir haben nämlich klasse Kinder im Lautertal“, war sich Heide Dahl bei der Begrüßung der zahlreichen Besucher der Aufführung sicher, dass alles glatt laufen würde.

Kinder – darunter auch acht angehende Konfirmanden – hatten sich für die Aufführung gemeldet. Die Schulkinder übernahmen die Sprechrollen, die kleineren Kinder waren als Schafherde eingebunden. Die Lieder „Ein Feuer brennt“, „Wir klauen alles“, „Ehre sei Gott in der Höhe“ und „Frieden“ wurden von einer vierköpfigen Jugendband mit Klavier, Gitarre, Querflöte und Schlagzeug begleitet.

Heide Dahl, Ute Walter und das Publikum wurden dann auch nicht enttäuscht. Die Geschichte ist im weitesten Sinne die traditionelle Weihnachtsgeschichte mit dem werdenden Elternpaar Maria und Josef, die in Bethlehem zunächst vergeblich eine Unterkunft suchen. Letztlich kommen sie im Stall der Herberge „Zum lächelnden Kamel“ unter, wo Räuber ein von ihnen gestohlenes Schäfchen versteckt halten.

Die Engel verkünden den Räubern die Geburt von Jesus, dem Retter der Menschheit, und die Räuber kommen letztlich zu der Erkenntnis, dass ihr Verhalten nichts mit Frieden zu tun hat. Sie gestehen daraufhin ihre Tat den Hirten, die ihnen wiederum im Angesicht der Krippe mit dem Jesus-Kind verzeihen. Das Wunder von Weihnachten ist damit perfekt. Ein solches Wunder ist vor dem Hintergrund der fortdauernden Kriege auf dieser Welt sicher der größte Wunsch vieler Menschen.

Wer die Aufführung unmittelbar vor dem Reichenbacher Adventsmarkt verpasst hat, hat am Heiligen Abend um 15.30 Uhr nochmals Gelegenheit, sich das Musical anzuhören und anzuschauen. fred

Direkt daneben hatten die Rassegeflügelzüchter Reichenbach, unter anderem mit dessen Vorsitzenden René Degenhardt, alle Hände voll zu tun, um die Nachfrage nach einem Pulled Pork-„Lautertaler“ und „Reichebächer“ zu befriedigen. Im Gemeindehaus waren Claudia Katzenmeier und Anita Konietzka mit wärmenden Stricksachen vertreten, die während des Jahres und darüber hinaus entstanden waren.

Beate Reimund sorgte am Nachbar-Bücherstand für reichlich Lesestoff. Der Freundeskreis der Kindertagesstätte Reichenbach (FKR) hatte gegen eine Spende das ein oder andere von Kindern und Eltern gebastelte Mitbringsel im Angebot. Auch eine Popcorn-Maschine kam zum Einsatz. An den Tischen ließen es sich zur Kaffeezeit Besucher den von den TSV-Damen angebotenen Kuchen schmecken. Wer darüber hinaus Entspannung suchte, konnte zwischendurch die stimmungsvoll ausgeleuchtete Kirche besuchen und weihnachtlichen Geschichten lauschen.

Auch ein bis zwei Etagen tiefer war mit dem kulinarischen Angebot des Adventsmarkts noch nicht Schluss. Neben dem Aufgang zur Kirche hatte der Angelsportverein seinen Stand eingenommen. Hier konnten sich die Besucher nicht nur an den Feuerstellen wärmen, sondern sich auch den Flammlachs mit einer Portion Kartoffelsalat schmecken lassen.

Cocktails aus der Eisflasche

Die Fleischesser mussten nur ein paar Meter den Weg in den Hof der „Traube“ zurücklegen. Dort bot der Frauenchor Reichenbach Brat- und Currywurst an. Mit heißen und kalten Getränken konnte gleich in der Nachbarschaft der Verdauungsprozess in Gang gesetzt werden. Der Reichenbacher Kerweverein bot unter anderem einen Weinachtslikör mit Pfirsich, Sahne und Zimt, die Damen des Odenwälder Motorsportclubs (OMC) Reichenbach im „Hub-Raum“ Cocktails aus der Eisflasche und Gastwirt Wolfgang „Wolle“ Mink Glühwein und Punsch.

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Für den zweiten Tag des Adventsmarkts standen nach dem morgendlichen Gottesdienst mit dem Posauenchor und dem letztmaligen Auftritt des Kichenchors auch ein Auftritt des Musikcorps der Freiwilligen Feuerwehr Einhausen im Hof des Gasthauses und zum Abschluss an gleicher Stelle des Kinderchors der Felsenmeerschule und des Projektchors des Frauenchors Reichenbach auf dem Programm. „Der singende Landwirt“ Gerhard Pfeifer und Claudia Klust wollten zum Ausklang zum Mitsingen von Weihnachtsliedern animieren. Frauenchor-Vorsitzende Traudel Meckel hoffte auf viele singfreudige Lautertaler.

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