Elmshausen. Mit Trompetenklängen begrüßt wurden die Gäste zu einer doppelten Jubiläumsfeier auf dem Radlettplatz in Elmshausen. Dass zwei „unrunde“ Jahrestage begangen werden, erklärte der Ehrenvorsitzende des Lautertaler Verschwisterungsvereins Apeg, Helmut Lechner, mit der Corona-Pandemie vor fünf Jahren. Das Alter der Pioniere der Verschwisterung mit der englischen Gemeinde Radlett sei aber ein Grund, jetzt zu feiern, da niemand wisse, wer in fünf Jahren noch dabei sein könne.
So hatte der Apeg zu Getränken und Salzgebäck eingeladen, um an die Geschichte der Verschwisterung Lautertals mit europäischen Gemeinden und besonders an die Einweihung des Radlettplatzes am 15. August 1990 zu erinnern. Eigentlich hätte eine Delegation aus Radlett zu dem Termin hinzukommen sollen, so Lechner. Der Organisator der Reise, Brian Brennan, sei allerdings vor wenigen Wochen tödlich verunglückt. So könne er nur Grüße und Dank für die Verschwisterungsarbeit aus Radlett übermitteln, sagte Lechner weiter.
Die Verschwisterung mit Radlett am 25. Oktober 1980 in England und am 2. Mai 1981 in Lautertal sei vielen noch in guter Erinnerung. In Reichenbach waren die Nibelungenstraße und die Beedenkircher Straße vor der Kirchentreppe für den Verkehr gesperrt. Auf dem Marktplatz musizierte eine Bundeswehrkapelle. Hunderte Menschen waren bei der eindrucksvollen Unterzeichnungsfeier der Verschwisterungsurkunden auf der Kirchentreppe dabei.
1981 folgte die Besiegelung der Freundschaft mit dem französischen Jarnac. Seit 2016 ist Dogliani Lautertals italienische Partnerstadt.
Symphonieorchester spielte auf einer Bühne auf dem Striethteich
Wie Lechner hervorhob, hatte Elmshausen bei der Verschwisterung eine besondere Rolle gespielt. So habe das erste Rugbyspiel in Lautertal auf einer Wiese neben der ehemaligen Pappenfabrik Tempel stattgefunden. Gewinner waren die Gäste aus Radlett. In den Folgejahren hätten viele gegenseitige Besuche stattgefunden. So seien unter anderem der Tennisclub Lautertal, der SSV Reichenbach und die Odenwälder Jagdhornbläser nach England gereist.
Die auf Elmshäuser Gemarkung liegende Lautertalhalle war noch vor ihrer vollständigen Fertigstellung für die Feier des zehnten Jahrestags der Verschwisterung mit Radlett genutzt worden. Damals sang die Choral Society Radlett zusammen mit allen Lautertaler Chören die Europahymne gesungen. Zum Striethteichfest hatte Willy Hartmann mit seinem Verschönerungsverein und mit Hilfe der Bundeswehr eine Pontonbühne auf dem Teich aufgebaut. Dort spielte ein 40-köpfiges Symphonieorchester deutsch/englische Kompositionen, unter anderem Händels „Wassermusik“.
Lechner, der außer dem Apeg-Vorsitzenden und Bürgermeister Andreas Heun auch Vertreter des Gemeindevorstandes sowie Ehrenortsvorsteher Willy Hartmann, Gemeindevertreter und Ortsvorsteher Walter Kirschbaum begrüßt hatte, dankte den Vertretern des Verschönerungsvereins Elmshausen, Rainer Krämer und Christian Schwan, für die Unterstützung der Feier.
Helmut Lechner erinnerte an die ersten, schwierigen Jahre der Großgemeinde Lautertal. Damals habe man trotz der Bewältigung großer Aufgaben wie der Wasserversorgung und dem Straßenausbau auch Richtung Europa geschaut und mit dem Verschwisterungsverein Apeg in Lautertal mit allen Ortsteilen etwas Gemeinsames geschaffen. Seitdem seien in drei Ortsteilen Plätze mit den Namen der Partnergemeinde benannt worden. Außer dem Radlettplatz in Elmshausen wurde der Jarnacplatz im Zentrum von Gadernheim angelegt. Im kommenden Jahr soll ein Doglianiplatz am Dorfgemeinschaftshaus in Schannenbach zum zehnjährigen Bestehen dieser Verbindung eingeweiht werden.
Brian Brennan hinterließ eine „Schatzkarte“
Grüße des Gemeindevorstandes übermittelte Bürgermeister Andreas Heun, der die Erinnerungsfeier als äußerst positiv bewertete, um die 45-jährige Partnerschaft mit Radlett und das 35-jährige Bestehen des Radlett-Platzes zu würdigen. Zahlreiche Städtepartnerschaften seien in den 70er und 80er Jahren vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges entstanden. Zunächst seien viele Verbindungen mit Frankreich geknüpft worden, weitere Länder folgten, um Europa zusammenwachsen zu lassen.
Die Verschwisterungen seien wichtige Bausteine für Deutschland, um Brücken zu schlagen. Diese Partnerschaften seien auf Dauer angelegt – auch wenn, wie jetzt im Falle Radlett, die Akteure zum Teil verstorben oder zu alt seien. Dadurch solle man sich nicht entmutigen lassen. Die Jugend werde ihren Weg finden und Partnerschaften wieder mit Leben erfüllen.
Heun würdigte den verstorbenen Brian Brennan, den er als „kongenialen Motor der Verschwisterung“ bezeichnete. Dieser sei ein großer Gönner und Sponsor für Lautertal gewesen.
Der ehemalige Lautertaler Bürgermeister Jürgen Kaltwasser erläuterte kurz die Entstehung des Radlettplatzes. Dieser sollte eigentlich nach der Vorstellung der Eigentümerin, der Sparkasse Bensheim, bebaut werden. Nach langen Verhandlungen und einem parteiübergreifenden Beschluss der Gemeindevertretung erwarb die Gemeinde das Gelände und gestaltete den Platz mit Hilfe des Verschönerungsvereins Elmshausen. Er habe gute Erinnerungen an Radlett, das er selbst besucht habe, so Kaltwasser. Daher bedauere er die Überalterung des dortigen Verschwisterungsvereins. Man werde die Verbindung aber weiter aufrechterhalten.
Zum Abschluss überraschte Helmut Lechner mit einem „Vermächtnis“ von Brian Brennan in Form einer Karte mit einem versteckten „Schatz“. Mit diesem Plan, einem Maßband und einer Schaufel wurde das Geheimnis in einiger Entfernung zu dem Gedenkstein auf dem Radlettplatz ausgegraben. Zutage kam eine eingewickelte Flasche Whisky, die gleich in Erinnerung an Brian Brennan ausgeschenkt wurde. Ihren Abschluss in gemütlicher Runde fand die kleine Feierstunde am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Elmshausen. Dort bewirteten die Mitglieder der Feuerwehr die Gäste.
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