Ausflugstipp

Die Neunkircher Höhe - das Dach des hessischen Odenwalds

Höher hinaus geht es nicht im hessischen Odenwald: Nach dem Katzenbuckel in Baden-Württemberg ist die Neunkircher Höhe die höchste Erhebung des Mittelgebirges. Dort gibt es einiges zu entdecken.

Lesedauer: 
Hinweisschild am Quellenweg mit Hinweisen zur Lauter- und zur Gersprenzquelle. © Thorsten Matzner

Odenwald. Es ist ein immer selteneres Bild, das sich in den letzten Wochen des alten Jahres zeigte: Aus der Lauter-Quelle am Hexenstein fließt fingerdick das Wasser. Die ergiebigen Regenfälle der vergangenen Monate und der Schnee Anfang Dezember haben den Grundwasservorrat wieder so weit aufgefüllt, dass die Quelle wieder sprudelt.

Die Lauter ist eines von drei Flüsschen, die an der Neunkircher Höhe entspringen. Und ihre eigentliche Quelle ist am anfälligsten für Trockenheit. Am Mergbach und an der Modau ist auch in den trockenen Sommermonaten immer Quellwasser zu finden - auch wenn es weniger wird. Der Klimawandel schlägt auch hier zu.

Die Lauter-Quelle am Hexenstein führt inzwischen nur noch selten Wasser. © tm

In der Zeit, wenn die Lauter-Quelle kein Wasser spendet, dann entsteht der Bach erst in einer feuchten Niederung unweit der Allmei-Hütte zwischen Gadernheim und Neunkirchen. Sonst liegen die Quellen von Mergbach und Lauter gar nicht weit auseinander, aber die beiden Bäche fließen in verschiedene Richtungen ab. Über den Berggipfel verläuft also eine Wasserscheide.

Lauter und Mergbach haben gemeinsam, dass sie keine Mündung haben. Jedenfalls nicht unter ihrem ursprünglichen Namen. Die Lauter fließt gut 40 Kilometer weit durch das Lautertal und wird ab Bensheim und bis zur Mündung in den Rhein bei Gernsheim Winkelbach genannt. Der Mergbach vereinigt sich hinter Reichelsheim mit dem Osterbach zur Gersprenz. Diese fließt bei Stockstadt in den Main. Der gesamte Flusslauf ist dabei über 60 Kilometer lang.

Im Sommer fehlt auch an der Neunkirchner Höhe das Wasser

An der Neunkircher Höhe entsteht auch die Modau, allerdings ein ganzes Stück weg vom Gipfel und an einem Westergiebel genannten Vorberg. Das sind noch nicht alle Quellen, dazu gehören auch der Fischbach mit seinem Ursprung bei Lützelbach und der Steinbach, der aus verschiedenen Quellen teilweise unweit des Mergbachs entspringt.

Auch sonst zeigt sich in der gesamten Gegend der Wasserreichtum. Im Wald finden sich viele Rinnsale und Wasserläufe, an vielen Stellen auch kleine Tümpel - wenn es denn ausreichend geregnet hat. Im Sommer ist der Wald auch an der Neunkircher Höhe inzwischen relativ trocken.

Der durch den Odenwaldklub im Jahr 1904 erbaute steinerne Kaiserturm ist der Nachfolger eines bereits 1888 geschaffenen Holzturmes. Der war einem Sturm zum Opfer gefallen. © koe

Die Neunkircher Höhe ist der höchste Berg im hessischen Odenwald und nach dem Katzenbuckel in Baden-Württemberg der zweithöchste des gesamten Gebirges. Seine dominante Lage hat dazu geführt, dass er seit jeher eine wichtige Landmarke ist. So sind am Gipfel zahlreiche alte Grenzsteine zu finden, unter anderem solche, die die beiden erbachischen Ämter Reichenberg und Schönberg trennten. Noch heute treffen hier die Grenzen der Orte Gadernheim, Neunkirchen und Winterkasten aufeinander.

Die Sicht reicht bis zum Taunus

Die Höhenlage wird auch technisch genutzt, denn auf der Neunkircher Höhe steht ein Radarturm der Deutschen Flugsicherung für die Umgebung des Frankfurter Flughafens. Der Radarturm steht bereits auf Neunkircher Gelände, der nicht weit entfernte Kaiserturm gehört zu Gadernheim. Vor der Einfahrt hat der Kreis Darmstadt-Dieburg einen Gedenkstein gesetzt, denn hier ist die höchste Stelle im Kreisgebiet. Natürlich, denn höher hinaus geht es im hessischen Odenwald nicht. Auch für den Kreis Bergstraße gilt das daher, allerdings hat der keinen Stein gesetzt.

Wo man sich derart weit über der Umgebung befindet, gibt es auch schöne Aussichten. Die Neunkircher Höhe kann viele davon bieten, zum Beispiel von der Spitze des Kaiserturms aus, der deswegen nicht zufällig gerade hier steht. Wer nicht bis hinauf zum Turm wandern will, nutzt am besten den auch mit dem Auto gut erreichbaren Panoramaweg in Neunkirchen.

Hier gibt es auch Erläuterungen zu dem, was zu sehen ist. Der Blick reicht vom Pfälzer Wald bis zum Taunus. In der Ebene sind zahlreiche Siedlungen zu sehen, als größte Darmstadt und Frankfurt. Bei besonders klarem Wetter lässt sich hier auch gut der Betrieb auf dem Flughafen beobachten.

Mehr zum Thema

Sehenswürdigkeiten

Mehrere Aussichtspunkte entstanden durch Initiative des OWK

Veröffentlicht
Von
Thorsten Matzner
Mehr erfahren

Der Blick in die Ferne ist allerdings nur möglich, wenn man die Höhe erklommen hat. Wer das Auto nutzt, hat es einfach. Mit dem Bus kommt man aus Lautertal inzwischen stündlich, am Wochenende alle zwei Stunden, hierhin. Wer aber wandern möchte, der muss - egal, wo er anfängt - einige Steigungen überwinden.

Das bietet aber auch attraktive Möglichkeiten. So wurde auf dem Gebiet von Neunkirchen vor einigen Jahren der Hirschpfad eingerichtet. Entlang der Strecke finden sich unter anderem bunt gestaltete Aphorismen und Gedankenimpulse. Der Quellenweg erschließt alle großen Wasserläufe an dem Berg. Die sind inzwischen auch alle zugänglich gemacht und in den meisten Fällen sogar mit kleinen Rastplätzen ausgestattet.

Der fallende Bach ist der höchste Wasserfall im Odenwald

An vielen Stellen informiert der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald über interessante Themen. Unter anderem gibt es im Wald am Westergiebel einen alten Köhlerplatz zu entdecken.

Und es sind interessante Steinformationen zu finden, so das Wildfrauhaus bei Lützelbach und der Wildweibchenstein im Rodensteiner Wald - unweit der sagenumwobenen Burgruine. Ganz in der Nähe liegt hier auch der höchste Wasserfall im Odenwald, der Fallende Bach. Auch ihn besucht man am besten im Winterhalbjahr und nach ausgiebigen Regenfällen.

Der höchste Punkt des Kreises Darmstadt-Dieburg unmittelbar hinter der Grenze zum Kreis Bergstraße ist mit einem Stein markiert. © tm

Jetzt im Winter wird deutlich, warum der Begriff Winterkasten möglicherweise zunächst nicht für den heutigen Stadtteil von Lindenfels verwendet wurde, sondern für die Neunkircher Höhe. Selbst nach tagelangem Tauwetter finden sich im Wald nahe dem Gipfel noch Schnee- und Eisreste.

In deutlich kälteren Zeiten, zum Beispiel in der Kleinen Eiszeit, als in Mitteleuropa zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert die Temperaturen niedriger lagen als zuvor und danach, muss der Berg jedes Jahr für längere Zeit schneebedeckt gewesen sein.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger