Reichenbach. Braucht es eine Brücke über das Felsenmeer? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Auch im Ortsbeirat Reichenbach. Die Diskussion darüber stand im Mittelpunkt einer Sitzung dieses Gremiums.
Ein Antrag der SPD-Vertreter auf eine Stellungnahme des Ortsbeirates, den Bau einer neuen Brücke „zu überdenken“, fand keine Mehrheit. Am 11. Juni 2021 hatte die Internet-Seite zum Nibelungensteig darauf hingewiesen, dass die Brücke über das Felsenmeer „bis auf Weiteres“ aus Sicherheitsgründen gesperrt ist und dass eine Umleitung des beliebten Wanderweges eingerichtet wurde.
Am 8. Februar dieses Jahres vermeldete diese Zeitung den Abriss der beschädigten Brücke und die Information über die Beauftragung eines Ingenieurbüros mit der Kostenermittlung. Der Ortsbeirat hatte deshalb im August nachgefragt und hakte nun bei der Verwaltung nochmals nach. Der Lautertaler Bürgermeister Andreas Heun informierte das Gremium darüber, dass kürzlich die 28-seitige Expertise eines Ingenieurbüros eingegangen sei.
Darin würden die Kosten für eine „große Lösung“ mit zirka 300.000 Euro geschätzt. Für eine Brücke, die sowohl von Fußgängern als auch von Radfahrern und Pferden benutzt werden könnte. Das Papier behandle aber auch einfachere Alternativen, zum Beispiel eine Aufschüttung in den Felsen oder eine Umgehung.
„98 Prozent gegen eine Brücke“
Marcel Kaffenberger (SPD) sagte „98 Prozent der Reichenbacher sind gegen eine Brücke“. Er komme als Schornsteinfeger viel herum und spreche mit den Bürgern. Sein Beschlussvorschlag: „Der Ortsbeirat empfiehlt aus Kostengründen, den Bau einer neuen Felsenmeer-Brücke zu überdenken. Die Kosten sollten eingespart und eine günstige Alternative (Umweg) gewählt werden.“
Olaf Harjes (Grüne) stimmte mit den beiden SPD-Vertretern für die Annahme. Da die übrigen drei anwesenden Ausschussmitglieder – Ortsvorsteher Alfred Hogen, Rolf Bruch (beide LBL) und Hermann Heppenheimer (CDU) – dagegen stimmten, konnte sich der Vorschlag allerdings nicht durchsetzen. Die Expertise des Ingenieurbüros wird nun wie vorgesehen in den Gremien beraten.
Gemeindevertreter Erich Sauer (CDU) äußerte mehrfach die Hoffnung, dass Zuschüsse für das Projekt locker gemacht werden könnten – wenn auch „nicht in den nächsten ein bis zwei Jahren“. Er begründete seine Hoffnung mit dem im Januar anstehenden Wechsel der hessischen Landesregierung.
Bürgermeister Heun sah die Aussichten auf Zuschüsse eher skeptisch. Dennoch hat er einen Neubau nicht abgeschrieben: „Vielleicht haben wir ja einen Unternehmer, der uns die Brücke schenkt“, sagte der Verwaltungschef. ppp
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