Nachruf

Lautertaler CDU-Fraktionsvorsitzender Erich Sauer ist gestorben

Nachruf: Christdemokraten verlieren ihren seit über 50 Jahren in der Lautertaler Politik engagierten Gemeindevertreter

Von 
Thorsten Matzner
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Erich Sauer, hier bei der 50-Jahr-Feier der Lautertaler CDU 2022. © Jürgen Strieder

Reichenbach. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Erich Sauer ist überraschend gestorben. Am vergangenen Donnerstag hatte Sauer noch wie üblich in der Gemeindevertretung die Positionen der Christdemokraten vertreten.

Sauer wurde 72 Jahre alt. Er galt als Veteran der Lautertaler Kommunalpolitik, denn er war bereits seit der Gründung der Gemeinde im Zuge der Gebietsreform dabei. Schon ein Jahr zuvor war er in die CDU eingetreten, er war damals gerade 19 Jahre alt. Über ein halbes Jahrhundert lang prägte der gebürtige Reichenbacher dann die Politik seiner Partei. Für die und die gesamte politische Gemeinde ist Sauers Tod ein schwerer Verlust.

Erich Sauer ließ sich dabei auch immer in die Pflicht nehmen. Schon vor der Kommunalwahl 2021 hatte er mit dem Abschied geliebäugelt. Doch er ließ sich wieder aufstellen und wurde Mitte des vergangenen Jahres auch wieder zum Fraktionsvorsitzenden gewählt, nachdem Carsten Stephan aus privaten Gründen aus Lautertal weggezogen war und an der Spitze von Partei und Fraktion ersetzt werden musste. 2026 sollte endgültig Schluss sein, das stand für Erich Sauer bereits fest.

Bei über 30 Wahlen als Wahlhelfer im Einsatz

Bald nach seinem Eintritt in die CDU gründete Erich Sauer den neuen Lautertaler Ortsverband mit, der sich im Zuge der Entstehung der Gemeinde Lautertal bildete. Er übernahm den Vorsitz der Nachwuchs-Organisation Junge Union. 1977 wurde er Mitglied des Reichenbacher Ortsbeirats, von 1981 bis 1985 war er Ortsvorsteher und auch Mitglied des Bergsträßer Kreistags.

In der Lautertaler Gemeindevertretung war Sauer zunächst von 1983 bis 1997 aktiv. Nach einer längeren Pause wurde er 2006 wieder in dieses Gremium gewählt. Über viele Jahre war er auch Ausschussvorsitzender, zuletzt des Sozialausschusses. Für die Demokratie sei es wichtig, dass sich Menschen bereit finden, sich zu engagieren, war Sauer überzeugt. Nur so blieben die demokratischen Strukturen erhalten. Sein Einsatz für die Demokratie wird auch darin deutlich, dass Erich Sauer bei über 30 Wahlen in den vergangenen Jahrzehnten als Wahlhelfer im Einsatz war.

Nach einer Lehre bei der Firma Karl Kübel („3K“) in Bensheim als Industriekaufmann wechselte Erich Sauer 1972 zur Destag nach Reichenbach. Dort war er später Geschäftsführer der Betriebskrankenkasse. Dieser Branche blieb der ausgebildete Krankenkassen-Betriebswirt auch später treu.

1996 in der Stichwahl um das Bürgermeister-Amt

Bei der ersten Direktwahl eines Lautertaler Bürgermeisters 1996 kandidierte Erich Sauer und unterlag in der Stichwahl gegen Jürgen Kaltwasser (SPD). Später war er froh, dass „dieser Kelch an mir vorbeigegangen ist“. Sauer war niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt - weder in der Gemeindevertretung noch innerhalb der CDU. Was den Ortsverband in Lautertal angeht, hatte er zuletzt allerdings wenig Anlass zu Kritik. Die CDU wurde 2021 immerhin stärkste Kraft in der Gemeindevertretung und konnte so die 2016 begonnene Zusammenarbeit mit der Lautertaler Bürgerliste fortsetzen. Damals waren die Sozialdemokraten infolge der Auseinandersetzungen um die Windkraftnutzung in Lautertal in der Wählergunst abgestürzt.

Ein Erfolg, den Sauer sehr freute, war der Bau des neuen Kindergartens an der Knodener Straße in Reichenbach. Er setzte sich als Ortsvorsteher für die Einrichtung ein. In den vergangenen Jahren war es ihm aber auch eine Herzensangelegenheit, dass der neue Kindergarten in Elmshausen realisiert wird.

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Erich Sauer hat sich aber nicht nur in der Kommunalpolitik engagiert. Von 1997 bis 2003 war er Vorsitzender des TSV Reichenbach. 40 Jahre lang war er in der Reichenbacher Feuerwehr aktiv - sowohl in der Einsatzabteilung als auch im Vorstand. Seine Erfahrungen brachte er immer wieder in der Gemeindevertretung ein, wenn es um den Brandschutz ging.

Im Männergesangvereins Eintracht engagierte Erich Sauer sich bei den Fastnachtssitzungen als Büttenredner. 15 Jahre lang war er Vorsitzender des Vereins Weihnachtsmarkt im Eck. In diesem Rahmen verwandelte Sauer mit seinen Mitstreitern jeweils die Ecke Beedenkircher Straße / Balkhäuser Straße in ein Lichtermeer mit Buden.

1997 erhielt Sauer den Ehrenbrief des Landes Hessen. Sein Hobby war die Beschäftigung mit der Geschichte der Weltraumfahrt. Seit er 1969 die Mondlandung am Radio verfolgt hatte, sammelte er Material, darunter Autogrammkarten von Astronauten. Außerdem war Erich Sauer oft in der Natur rund um Reichenbach zu finden. Hier war vor allem der Wald am Felsberg sein Revier.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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