Mittelpunktschule

MPS: Rollenspiele sensibilisieren Schüler für Gewalt

Das Projekt „Prävention im Team“ gibt es seit dem Schuljahr 2018/2019 in Gadernheim. Der Fokus liegt dabei auf Siebtklässlern, da diese abends häufiger ausgehen.

Von 
Christa Flasche
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Gadernheim. Vorbeugen ist besser als Heilen und – auf lange Sicht – sicher auch oft die bessere und deutlich kostengünstigere Methode. Das trifft ebenfalls auf ein Projekt zur Gewaltprävention zu: „Prävention im Team“ („PiT“). Seit dem Schuljahr 2018/2019 gibt es dieses Projekt auch an der Mittelpunktschule (MPS) in Gadernheim.

Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem die MPS, die Polizei und die Jugendförderung im Lautertal beteiligt sind. Von der Polizeistation Bensheim ist es Martin Runzheimer, von der Schule sind es zwei Lehrkräfte, die besonders darauf vorbereitet wurden, und die Jugendförderung im Lautertal ist mit Aster Walter vertreten. Aktuell läuft die heiße Phase für die Planung für das Schuljahr 2024/2025. Man rechnet damit, dass in zwei bis drei Wochen der erste Termin der insgesamt fünf Termine steht. Wann das sein wird, das wird noch sehr zeitnah entschieden.

Zum Thema

  • „PiT“ ist ein Gewaltpräventionsprogramm des Landes Hessen, das 2007 vom Kultus- und Innenministerium sowie dem Ministerium für Soziales und Integration ins Leben gerufen wurde.
  • Teilnehmen können Schulen mit einer Sekundarstufe I und Förderschulen nach ihrer Bewerbung bei PiT-Hessen
  • Weitere Informationen und Bewerbung unter: www.pit.bildung.hessen.de cf

An fünf Schultagen im Laufe eines Schuljahrs läuft das Programm für die 7. Klassen und die bleiben in der Regel dabei im Klassenverband. Wie in der MPS hat man von allen Seiten deutlich eher die Klassenstufe sieben im Blickfeld, obwohl es manchmal auch die Klassenstufe sechs oder acht sein kann.

Die Projekttage gliedern sich in die Schwerpunkte „Kennenlernen“, „Regeln“, „Gefühle“ und „Gewalt“, danach geht es mit Formen und Wahrnehmung von Gewalt weiter, es folgen zwei Tage, die sich mit dem Konflikteinstieg und -ausstieg befassen und am letzten Projekttag steht das Thema „Angemessenes Helferverhalten“ im Fokus.

Alltägliche Situationen werden durchgespielt

Ganz praktisch wird unter anderem aufgezeigt, wie eine Schülerin zum Beispiel auf dem Weg zur Schule von einer Gruppe Gleichaltriger belästigt und bedrängt wird. Die involvierten Gruppen des „PiT“-Programms demonstrierten bei den bisherigen Projekttagen Szenen mit sowohl falschem als auch richtigem Verhalten des Opfers.

„Beim Helferverhalten reden wir allerdings genauso über Situationen, in denen man aus verschiedenen Gründen vielleicht besser nicht direkt eingreifen sollte“, so Runzheimer. Geübt werden Situationen, in denen sich Täter und Opfer nicht kennen. Oft trifft das den öffentlichen Bereich.

Außerdem wird angesprochen, wie ein Täter sein Opfer quasi dirigiert und wie das Opfer eine solche Situation vielleicht schon von vornherein vermeiden kann, wenn es entsprechend darauf vorbereitet und sensibilisiert wurde. Eine ganz klassische Situation ist hier die Sitzplatzsuche im Bus und ob man bereits nach dem Einstieg ein komisches Bauchgefühl habe, sich auf einen bestimmten Platz setzen zu wollen. Sollte man vielleicht besser auf einen freien Platz verzichten und lieber stehen bleiben? Auch das sind Beispiele aus dem ganz alltäglichen Leben, die gezielt an- und durchgesprochen werden.

Bei allem sind zudem viele Rollenspiele eingeplant. In diesen spielen die Jugendlichen typische Konfliktsituationen nach, in denen sie das Gelernte zur Anwendung bringen. Gerade auch das trage zur Nachhaltigkeit bei, weiß Runzheimer. Die Schüler nehmen also viel und noch lange von dem mit, was sie in den fünf Projekttagen gelernt haben. Die fünf Tage im Laufe eines Schuljahres zu verteilen, habe sich als bessere Variante erwiesen, als wenn man sie am Stück umgesetzt hätte, so Runzheimer.

Man sollte immer auf sein Bauchgefühl hören

Wie die Betreuer im Verlauf der Fragerunde in der Vergangenheit immer wieder betonten, sei es besonders wichtig, auf sein Bauchgefühl zu hören. Gewaltprävention heißt, gefährliche Situationen möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen – egal wo.

Weiterhin lernten die Schüler im Verlauf der bisherigen Projektreihe zwischen „hellen“ und „dunklen“ Orten in ihrer Umgebung zu unterscheiden, also zwischen sicheren Orten und solchen, die man eher meiden sollte.

Den Fokus hat man nicht nur bei der MPS deshalb auf die 7. Klasse gelegt, weil sich ab da die Teilnehmenden dem Alter näherten, in dem man auch abends häufiger ausgeht.

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An den fünf Projekttagen sind auch alle, die in das Projekt involviert sind, als Betreuende immer dabei. Die Schüler seien durchaus beeindruckt und sähen nach den Projekttagen so manches in einem anderen Licht, betont Runzheimer. „Sie sehen die Situationen danach einfach mit anderen Augen, sie sehen die Notwendigkeit solcher Projekte und sehr oft kommt auch die Rückmeldung ,Ja, das hat wirklich etwas gebracht’“, freut sich Runzheimer über die Resonanz auf Schülerseite.

Genau diese Rückmeldungen bekommen natürlich auch die aus der Schule und Gemeinde Beteiligten und Unterstützenden. Alles in allem ist das eine durchaus große und von den Schülern aus bemerkenswerte Wertschätzung für das Gelernte und eine Bestätigung, dass die fünf Tage am Ende wirklich viel Spaß gemacht und viel gebracht haben.

Neben der Mittelpunktschule ist Runzheimer ebenfalls im Rahmen der Schillerschule in Bensheim in dieses Programm eingebunden und kann stets nur positiv über den Verlauf, die Kooperationen und die Ergebnisse berichten. Die Schillerschule ist bereits seit 2007/2008 mit im Boot.

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