Reichenbach. Ein Reichenbacher Weltmeister und der erste Ehrenbürger der Gemeinde Lautertal wurde 90 Jahre alt. Spätestens seit seinem Triathlon Erfolg 1998 kennt jeder im Dorf den Weltmeister Horst Steinmann, der durch zahlreiche Aktivitäten das örtliche Leben über Jahre hinweg bis heute mitgestaltet hat.
Damals war der 65-jährige Sportler von dem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Lausanne zurückkehrend mit großem Hallo und Glückwünschen am Ortseingang von Reichenbach von zahlreichen Mitbürgern jubelnd willkommen geheißen worden. Es folgte ein entsprechender Empfang und eine Würdigung im Rathaus. Die Gemeinde Lautertal ernannte Horst Steinmann zum Ehrenbürger.
Jetzt feierte Horst Steinmann im Kreis seiner Familie und mit Freunden seinen 90. Geburtstag. Erster Beigeordneter Friedel Mink überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde Lautertal und des Kreises Bergstraße. Für den TSV Reichenbach war Präsidentin Carmen Maus-Gebauer zum Gratulieren gekommen.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Musik, Sport und Familie bestimmten das Leben des in Elmshausen geborenen Jubilars, der begeistert von seinem Leben erzählt. Mit drei Jahren erfolgte der Umzug nach Reichenbach in den Falltorweg, wo sein Vater ein Eigenheim gebaut hatte. Acht Jahre lang besuchte Steinmann die Reichenbacher Volksschule, um anschließend das Schreinerhandwerk bei Philipp Tempel im alten Ortskern von Wilmshausen zu erlernen.
Jahrzehntelang an der Orgel aktiv
In Ludwigsburg wurde Steinmann zum Orgelbauer ausgebildet – auch um dem Spielen von Orgeln nachgehen zu können. Zur Montage der großen Instrumente war er deutschlandweit unterwegs. Zurück in Reichenbach arbeitete er zunächst bei einer Wohnwagenbaufirma in Laudenbach und erwarb den Meisterbrief.
Danach fand er als technischer und kaufmännischer Angestellter einen Arbeitsplatz bei 3K-Möbel in Lorsch – überwiegend in der Vorbereitung der Montage. Über 50 Jahre lang war Horst Steinmann beruflich tätig.
Nebenher leitete er den Chor der Landeskirchlichen Gemeinschaft Lautertal. Bereits als Zwölfjähriger begann er im 1945 gegründeten Reichenbacher Posaunenchor zu spielen. Nach vier Wochen erfolgte sein erster Einsatz im Gottesdienst. Bis heute ist er noch aktiver Musiker im Posaunenchor, den er jahrzehntelang leitete. Bei vielen Gottesdiensten, Hochzeiten und Beerdigung spielte Steinmann bis zu seinem 80. Lebensjahr die Orgel, anfänglich im Wechsel mit dem Lehrer und Chorleiter Georg Geißler. Noch heute ist er ab und zu alleine für sich an der Orgel in der Reichenbacher Kirche zu hören.
Abfahrten am „Gaul“
Steinmanns Begeisterung und sein Ehrgeiz gelten nicht nur der Musik, sondern auch dem Sport. Zunächst war er „ganz verrückt“ auf das Skifahren, das ihn bei einer Freizeit des Christlichen Vereins junger Menschen nach Davos brachte. Auch den „Gaul“, gegenüber vom Felsenmeer fuhr der Gründer der TSV-Skiabteilung hinab, um für die Hessenmeisterschaften zu trainieren.
Fitness für den Wintersport verschaffte er sich im Sommer mit Rennradfahren, das er im Alter von 50 Jahren begann. Mit ihm bekam der TSV Reichenbach die kleinste Abteilung, die des Triathleten Horst Steinmann. Wettkämpfe waren unter anderem am Marbach-Stausee, in Viernheim und Reichelsheim.
Anfänglich tat sich der Reichenbacher schwer, konnte den zweiten Wettkampf jedoch gleich gewinnen, da er, wie er sagt, „sehr ehrgeizig“ sei. 1998 war er Deutscher Meister und wie bereits erwähnt Weltmeister. 2000, 2001 und 2002 wurde er jeweils Deutscher Meister, 2003 auch noch Europameister. Im Alter von 70 Jahren folgten zwei weitere Weltmeistertitel innerhalb von nur fünf Monaten bei Wettkämpfen in Neuseeland und auf Madeira.
Angefeuert wurde er dabei oftmals von großen Fangruppen. Bei den Wettkämpfen in Neuseeland kam sein Gepäck und damit auch sein Rennrad erst einen Tag vor dem Sportereignis an, was für Nervenkitzel sorgte. Nach dieser aufregenden Wettkampfzeit musste er seiner Frau Ruth versprechen, aufzuhören.
Mit ihr ist Horst Steinmann seit 1968 verheiratet. Kennengelernt haben sich beide bei einer Skifreizeit. Zur Familie gehören vier Kinder und sieben Enkel. Der Jubilar ist Gott dankbar, dass er bei guter Gesundheit so alt werden durfte.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-lautertals-weltmeister-horst-steinmann-feierte-90-geburtstag-_arid,2114252.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal.html