Lautertal. Investoren für Freiflächen-Photovoltaik in Lautertal haben ihre Projektangebote überarbeitet und an die Kommune ausgehändigt. „Jetzt ist es Zeit, dass wir diese gemeinsam mit der Bürgerschaft in Augenschein nehmen und uns über die Hintergründe aufklären lassen“, begründen die Lautertaler Grünen einen entsprechenden Antrag für die Sitzung der Gemeindevertretung am Donnerstag, 25. April.
Man freue sich, genaueres zur Bürgerbeteiligung, Technik, Einbettung in die Landschaft und zum Energie-Ertrag zu erfahren. Letztlich wolle Lautertal einen „ernstzunehmenden Klimaschutz-Beitrag“ liefern. Eine Veranstaltung, an der Bürger teilnehmen können, ist den Grünen dabei „äußerst wichtig“.
Die Gemeindevertretung hatte bereits im Juni vorigen Jahres einen Grundsatzbeschluss dazu gefällt, dass Freiflächen-Anlagen in Lautertal gebaut werden sollen. Dieser Beschluss sei nach anfänglichen Querelen im Gemeindevorstand schließlich fraktionsübergreifend gefallen, erinnern die Grünen. „Unterstützt wurde das Vorhaben durch eine breite öffentliche Zustimmung, die sich auch in den Ortsbeiräten widerspiegelte. Möglich wurde dies durch einen überparteilich festgelegten Kriterienkatalog, der von Investoren beachtet werden muss.“
Fraktionsvorsitzender Frank Maus, sagt hierzu: „Der vielleicht wichtigste Punkt war die Beteiligungsmöglichkeit für unsere Bürgerschaft. Unsere Bürger müssen von dieser klimaschonenden Energieproduktion profitieren können. Wer nicht genügend Geld hat, um eine hauseigene Anlage zu finanzieren, kann so in selbstbestimmten Größenordnungen Teilhaber werden oder zu einem attraktiven Lautertal-Tarif den dort produzierten grünen Strom beziehen.“
Weitere Kriterien waren, dass landschaftsschonend vorgegangen wird, indem nur soviel Fläche überbaut werden soll, um mit der Stromerzeugung rechnerisch den Eigenbedarf der Gemeinde zu decken. „Landwirte dürfen hierbei selbstverständlich nicht in ihrer Existenz gefährdet werden“, heißt es in der Mitteilung der Partei.
„Dennoch wird sich nicht vermeiden lassen, landwirtschaftliche Flächen für den Bau von Photovoltaik-Anlagen umzuwandeln“, so Jörg Gebauer, Grünen-Mitglied im Bauausschuss. „Alles andere wäre eine Missinterpretation unserer Kriterien. Es werden nämlich faktisch alle Freiflächen landwirtschaftlich genutzt. Beschlossen haben wir vielmehr, geringwertigere Flächen für Photovoltaik auszuwählen“. Diese gebe es ausreichend, außerdem seien sie offiziell erfasst und kartiert.
„Weitere Förderung wäre für Lautertal zu teuer“
„Letztlich soll auch die Kommune selbst von solchen Anlagen profitieren“, so Fraktionsmitglied Olaf Harjes. „Aus guten Gründen haben wir gemeinsam mit den anderen Parteien festgelegt, dass auch unsere Kommune an den Erträgen beteiligt wird. Wir sind schon gespannt, was die drei interessierten Investoren GGEW, Energiegenossenschaft Starkenburg und Entega hierzu vorbereitet haben“, so Harjes.
Die Grünen erinnern an die teure Förderung von Haus-Photovoltaik-Anlagen. Hier sei die Kommune trotz der angespannten Haushaltslage bereit gewesen, 80 000 Euro auszuschütten. „Diesen Weg der Förderung können wir aber nicht lange weiterverfolgen. Bedenkt man die durchschnittliche Globalstrahlung in Deutschland von 1100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, können wir mit unserem Fördergeld überschlägig 700 000 Kilowattstunden im Jahr mittels Balkonkraftwerken und Dach-Photovoltaik erzeugen. Eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage von fünf Hektar produziert jährlich etwa das Zehnfache mit rund sieben Millionen Kilowattstunden, ohne dass die Kommune etwas zuzahlen müsste.“
Freiflächen-Photovoltaik sei aus Klimaschutzgründen und haushalterisch weitaus besser für Lautertal als teure Förderprogramme. Wollten wir den Stromertrag einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit Haus-Photovoltaik erreichen, müsste Lautertal 800 000 Euro an Fördergeld ausgeben – eine völlig inakzeptable Belastung des Haushalts“. Hinzu komme, dass die Bürger das Förderprogramm nicht ausgeschöpft hätten. Es seien nur 60 Prozent der Fördersumme abgerufen worden. „Es ist also unrealistisch, das Potenzial einer Freiflächen-Photovoltaik durch Privatinitiativen ersetzen zu wollen.“
Die Grünen betonen, dass es „längst an der Zeit ist, dass die Gemeinde Lautertal ernsthafte Klimaschutzbeiträge entwickelt: Lautertal hat seit der Windkraftdebatte kein glaubhaft substanzielles, kraftvolles und leistungsstarkes Projekt für klimaschonendende erneuerbare Energien aufgelegt. Jetzt haben wir eine neue Chance auf dem Tisch, von der Bürger und Kommune profitieren können. Diese müssen wir vorurteilsfrei prüfen. Während Lautertal diskutiert, sind unsere Nachbarkommunen längst wichtige Schritte gegangen.“ tm/red
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