Reichenbach. Die Verabschiedung der Gemeindepädagogin Heide Dahl in den Ruhestand wurde in der Reichenbacher Kirche ganz persönlich gefeiert und drückte die Wertschätzung für ihre Person und ihr Wirken aus. „An eine so volle Kirche könnte ich mich gewöhnen“, begrüßte Pfarrer Jan Scheunemann die Gäste. Bis auf die letzte Bankreihe war die Kirche besetzt, darunter Wegbegleiter von Heide Dahl auch aus anderen Gemeinden sowie viele junge Familien, Jugendliche und Kinder.
„Wir feiern heute ein besonderes Ereignis, du hast bis zu deinem Ruhestand Spuren hinterlassen“, so Pfarrer Scheunemann an Heide Dahl gerichtet. Der Gottesdienst mit musikalischen Einlagen war bestens vorbereitet worden. An der Orgel spielte Petra Meister, der Posaunenchor und weitere Musikanten sorgten mit Gesang und Instrumentalmusik für einen schönen Rahmen zum Gottesdienst. So stimmten Orgel und Posaunenchor das Lied „Danke für diesen guten Morgen an“. Das Wort „Danke“ sollte den Gottesdienst und später auch den Empfang begleiten.
Mit dem Psalm 122 eröffnete die Gemeindepädagogin aus der Nachbargemeinde Fürth, Birgit Ruoff, den Gottesdienst und Marion Mühlmeier, Pfarrerin von Gadernheim, las die Fürbitten. „Danke für deine kreativen Ideen in der Kinder- und Jugendarbeit, bei der Gestaltung von Gottesdiensten, Krippenspielen oder Musicals“, schilderte Marion Mühlmeier. Wie sie weiter ausführte, war Heide Dahl immer für die Kinder und Familien da, ihr großes Herz konnte jeder spüren. So schaffte es Heide Dahl, dass die Kinder über sich hinauswachsen konnten.
In seiner Predigt führte Pfarrer Jan Scheunemann die Gottesdienstbesucher zu den Geboten. Eins davon lautet „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Bei dieser Liebe zu den Menschen können bei Gott Antworten zu Fragen gefunden werden, die sich dabei entwickeln. „Nächstenliebe kostet auch Überwindung“, verdeutliche Pfarrer Scheunemann.
Er stellte in seiner Predigt die Nächstenliebe in Waage zur Selbstliebe. Es gibt Menschen, die gewichten die Nächstenliebe stärker und stellen deshalb ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund. Diesen Menschen empfiehlt der Pfarrer, auf eine Balance zu achten, denn die Selbstliebe ist eine Antwort von Gott und soll nicht als Egoismus verstanden werden. Die Nächstenliebe ist ein großer Reichtum für die Welt, das Erkennen von Grenzen ist wichtig. Nach der Predigt wurde das Lied „Gut, dass wir einander haben“ angestimmt.
Mit 48 Jahren begann sie nochmal ein Studium
Die Verabschiedung von Heide Dahl in den Ruhestand übernahm die stellvertretende Dekanin und Pfarrerin Silke Bienhaus. Sie war die direkte Ansprechpartnerin für Heide Dahl, die im evangelischen Dekanat Bergstraße angestellt ist. Silke Bienhaus ist zuständig für die Gemeindepädagogik im Dekanat Bergstraße. „Heute ist Ihre Verabschiedung, da müssen Sie durch“, deutete Silke Bienhaus an, dass Heide Dahl eigentlich lieber ganz ohne eine Feier und in aller Stille in den Ruhestand gehen wollte. Doch bei so viel Einsatz im Laufe der Jahre ist das praktisch nicht möglich.
„Sie haben viele Kinder auf die Bühne gebracht und sich selbst zurückgenommen“, stellte Silke Bienhaus fest. Heide Dahl wirkt äußerlich eher bescheiden und ihr Wissen und Können ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. „Ich bin fasziniert von Ihrem breitgefächerten Können und von ihrer Ausstrahlung. In Ihnen steckt viel Kraft und Liebe“, betonte Silke Bienhaus.
Anschließend ließ sie den Werdegang von Heide Dahl Revue passieren. 1979 begann sie ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin und wirkte schon zwei Jahre nach ihrem Abschluss in Unterrichten an der Schule für Heilerziehungspflege. Schon als Kind war Heide Dahl christlich geprägt und setzte sich ehrenamtlich in der Kirchengemeinde ein. So führte sie der Weg schließlich nicht nur nach Reichenbach, sondern auch zu einer Anstellung im Dekanat Bergstraße. Um als Gemeindepädagogin wirken zu können, startete sie mit 48Jahren das Studium dazu, weil ihre vorherigen Ausbildungen nicht anerkannt wurden.
Nach dem Abschluss setzte sie ihre ganze Kraft dafür ein, für Kinder und Jugendliche da zu sein. Dabei war es ihr egal, welchen Konfessionen sie angehörten. Heide Dahl verstand es, den Kindern den Raum zu geben, dass sie sich entwickeln konnten. „Die Früchte Ihres Wirkens sind zu spüren“, verdeutlichte Silke Bienhaus. Nach der Verabschiedung und dem Segen unterstrichen die Gottesdienstbesucher diese Worte mit einem stehenden Applaus, mit dem sie Heide Dahl für ihr Wirken dankten. Gerührt dankte Heide Dahl allen für ihre Worte und allen Menschen, die zur Verabschiedung gekommen waren, sowie den Musikanten für die schöne Gestaltung.
Für Heide Dahl war die Kirche immer ein offenes Haus
Beim anschließenden Empfang wurden weitere Worte des Dankes an Heide Dahl gerichtet: „Sie haben viel zur Stabilisierung der Gesellschaft beigetragen und weit über das berufliche hinausgewirkt. Sie hinterlassen große Fußspuren und eine Lücke“, würdigte Lautertals Bürgermeister Andreas Heun. Beeindruckt zeigte er sich darüber, dass Heide Dahl im Alter von 48 Jahren das Studium zur Gemeindepädagogin begonnen hatte. Mit ihrem Einsatz, Wissen und Können habe sie den jungen Menschen vermittelt, dass Kirche mehr ist als ein Gebäude. „Wir sind durch Sie reicher geworden“, verdeutlichte der Bürgermeister, der sich für ihr Wirken und Engagement bedankte.
Grüße überbrachte Helmut Adam von der Gemeindevertretung: „Wir haben gespürt, dass Sie ihre Arbeit mit dem Herzen machen.“ Von der Landeskirchlichen Gemeinschaft Lautertal grüßte Siegfried Reimund. Er dankte für ihr Wirken und wünschte ihr nun viel freie Zeit zum Kaffeetrinken oder mit ihren Enkeln.
Pfarrer Jan Scheunemann hatte als Geschenk ein Brotbackbuch dabei und vom Kirchenvorstand gab es neben Dankesworten auch das Zubehör zum Brotbacken. Ganz persönlich dankte Jan Scheunemann: „Ich habe von dir profitiert, dein Feedback war immer sehr wertvoll.“
Für die Kirchengemeinden Gadernheim und Beedenkirchen grüßte der Vorsitzende des Beedenkirchner Kirchenvorstandes, Jürgen Schellhaas: „Als Mensch ist Heide Dahl tief im Glauben verwurzelt, sie hat eine hohe Standfestigkeit und verstand es, selbst kleinste Entwicklungen wahrzunehmen.“ Bei Heide Dahl war die Kirche immer ein offenes Haus. Egal, ob die jungen Menschen zur Kirchengemeinde gehörten oder nicht – alle waren willkommen.
Grüße zur Verabschiedung übermittelten auch die Kollegen im Kreis der Gemeindepädagogen und der Synodalvorstand im Dekanat. Eine Überraschung hatten Kinder aus den Gruppen vorbereitet. Gemeinsam mit ihren Müttern hatten sie zur Verabschiedung ein Lied und Musikstück einstudiert: „Wir sagen Tschüss und Wiedersehen, die Zeit mit dir war wunderschön.“
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