Reichenbach. Privat und beruflich ist die Gemeindepädagogin Heide Dahl eng mit der evangelischen Kirche verbunden. Aus ihrer jahrelangen ehrenamtlichen Tätigkeit wurde bei Heide Dahl nach der Erziehung ihrer Kinder ein zweiter Beruf, aus dem sie nun nach 17 Jahren im Dienst in den Ruhestand geht. Nach ihrer Verabschiedung, die am Sonntag, 24. August, in einem Gottesdienst ab 11 Uhr gefeiert wird, wird Heide Dahl in den evangelischen Kirchengemeinden des Lautertals eine große Lücke hinterlassen.
Heide Dahl wurde von ihren Eltern christlich erzogen und für sie ist der Glaube ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben. „Der Glaube ist eine Chance, eine Stütze in schwierigen Zeiten und ich finde es wichtig, den Glauben vermitteln zu können“, so die Gemeindepädagogin. Eng verknüpft mit dem Glauben ist die Kirchengemeinde, sie ist ein Teil der Heimat und das möchte sie gerne den jungen Menschen vermitteln. „Die Kirche ist ein Symbol für Heimat“, ist Heide Dahl überzeugt.
Ihr Traum: Dass der Kirchturm in Reichenbach wieder zugänglich ist
Zur Kirche gehört nicht nur der Altarraum oder das Kirchenschiff, sondern auch der Turm mit seinen Glocken. Aus Sicherheitsgründen ist der Kirchturm in der Reichenbacher Kirche nicht zugänglich. „Es ist mein Traum, dass dieser Turm so gestaltet werden kann, dass Menschen ihn betreten und die Glocken sehen können“, sagt die 66-Jährige.
Wichtig ist Heide Dahl, den Mitgliedern der Kirchengemeinde zu vermitteln, dass „die Kirche etwas zu bieten hat“. Dazu gehören nicht nur christliche Inhalte, sondern auch die Gestaltung der Freizeit der jungen Menschen. Etwa mit Übernachtungen, Mehrtagesausflügen oder auch mal Kinobesuche.
Die Aktivitäten von Heide Dahl in der Kirchengemeinde von Ober-Ramstadt, der Ort ihrer Geburt und Kindheit, begannen vor 52 Jahren. Da wirkte sie bei den Kindergottesdiensten mit. „Schon als Kind habe ich die Kindergottesdienste besucht und nach meiner Konfirmation konnte ich sie auch selbst gestalten“, schildert Dahl. Die Durchführung von Kindergottesdiensten sollte sie ein Leben lang begleiten.
Zunächst arbeitete Heide Dahl als Ergotherapeutin – dieses Wissen sollte später auch im Beruf der Gemeindepädagogin wertvoll sein – und gab zudem an der Schule für Heilerziehungspflege der Nieder-Ramstädter Diakonie Unterricht. „Ich bin der Nähe der Nieder-Ram-städter Heime aufgewachsen und hatte schon immer eine Beziehung zu den dort lebenden Menschen“, so Heide Dahl. Die Auszubildenden lernten bei ihr die verschiedenen Behinderungsformen und zugrundeliegenden Krankheiten kennen.
1988 zog sie nach Reichenbach und engagierte sich in der Kirche
In der Sparte „Pädagogische Medien“ zählte das Vermitteln im sprachlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung. „Dazu gehört das Erzählen von Geschichten in Bildern in einer einfachen Sprache. Während des Erzählens gilt es, die Zuhörenden zu beobachten, um zu erkennen, ob sie das Gesagte verstehen und ihm folgen können“, weiß Dahl.
Dieses handwerkliche Können hat sie dann auch später als Gemeindepädagogin und vor allem im Umgang mit Kindern immer wieder gebraucht. „Kinder haben unterschiedliche Stärken, die sie bei Kindergottesdiensten oder etwa bei Krippenspielen in die Gruppe einbringen können“, so Dahl.
20 Jahre wirkte Heide Dahl beruflich als Ergotherapeutin und Ausbilderin und war in der Zeit immer ehrenamtlich in der Kirche engagiert. Dann kam die Zeit, dass die junge Familie von Heide Dahl in Reichenbach ein Haus baute. Heide Dahl und auch ihr Mann Peter haben familiäre Wurzeln in Reichenbach. 1988 erfolgte der Umzug in den Lautertaler Ortsteil und schon bald engagierte sie sich in der Kirchengemeinde. Mit drei kleinen Kindern wurde ihr die Fahrt nach Darmstadt zu ihrem Arbeitsplatz zu belastend und sie überlegte, sich etwas in der Nähe zu suchen. Zu dieser Zeit war das Dekanat für die Kirchengemeinden Reichenbach und Beedenkirchen seit zwei Jahren auf der Suche nach einer Gemeindepädagogin. Im Gespräch mit Pfarrer Thomas Blöcher keimte der Gedanke, diesen Job anzunehmen.
Für beruflichen Neuanfang fing sie mit 48 Jahren an zu studieren
Zunächst war sie davon ausgegangen, dass einige Module an der evangelischen Hochschule in Darmstadt für die Ausübung des neuen Berufs ausreichen. Doch es kam anders. Ihre ergotherapeutische Ausbildung wurde nicht als pädagogischer Beruf anerkannt. Das komplette neunsemestrige Studium der Gemeindepädagogik und der Sozialen Arbeit musste nun absolviert werden. Heide Dahl, damals 48Jahre alt und Mutter dreier Söhne und schon auf einer halben Stelle vom Dekanat angestellt, nahm die Herausforderung an. „Das war Stress hoch drei, wie ich das geschafft habe, weiß ich heute nicht mehr. Selbst in einem einwöchigen Familienurlaub habe ich weiter an einer Facharbeit geschrieben“, erzählt sie.
Im Alter von 52 Jahren, im Jahr 2012, hatte sie ihren Abschluss in der Tasche und konnte nun richtig in den Gemeinden durchstarten. Heide Dahl steht seit 2008 in den Diensten des evangelischen Dekanats Bergstraße. Zunächst arbeitete sie mit einer halben Stelle für die Kirchengemeinden Beedenkirchen und Reichenbach, dann kam Gadernheim hinzu und die Arbeitszeit wurde auf 60 Prozent aufgestockt.
Die stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus, zuständig für die Gemeindepädagogik, ist ihre Chefin. Die Aufgaben sind vielfältig. Ein wichtiger Part sind Kindergottesdienste sowie Familiengottesdienste, zu deren Vorbereitung schon mal vier Wochen veranschlagt werden. Zu ihren Aufgaben gehören Kinderstunden, an denen bis zu 20Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren teilnehmen. Auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder gilt es einzugehen.
Aus den Kinder-Bibeltagen entwickelten sich im Laufe der Zeit die Bibelentdeckertage. Schon allein die Wortwahl kam gut an, und nach und nach wurden immer mehr und unterschiedliche „Entdeckertage“ angeboten.
Krippenspiele eingeübt und Musicals aufgeführt
Heide Dahl wirkt in Reichenbach, Beedenkirchen und Gadernheim. In Beedenkirchen treffen sich pro Woche zwei Altersgruppen. In Gadernheim werden Familiengottesdienste gestaltet und in Reichenbach ist ein Treffen am ersten Freitag im Monat im Kalender. Zudem gibt es eine Krabbelgruppe in Reichenbach, die Heide Dahl betreut. Zu der Arbeit mit den Kindern kam die der Jugendlichen zur Unterstützung des Pfarrers in der Konfirmandenzeit. Heide Dahl war zudem bei den Freizeiten dabei, gestaltete Kinderspielstunden und gab Sprechstunden. Alljährlich zu Weihnachten wird das Krippenspiel eingeübt. Gerne hat Heide Dahl auch Kindermusicals einstudiert und aufgeführt. „Ich singe gerne“, erklärt sie.
Nach dem Eintritt in ihren wohlverdienten Ruhestand hat sie sich eine Pause bis Ostern erbeten. Ihr ehrenamtliches Engagement wird dann bestimmt wieder gefragt sein, das zeichnet sich schon heute ab. Ihr Wunsch und ihre Hoffnung ist es, dass ihre Stelle schon bald wieder besetzt werden kann.
Im Ruhestand möchte sie im Haus und im Garten die Dinge aufräumen, die in den vergangenen Jahren liegen geblieben sind. Und sie möchte gerne ihre Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen.
Der Gottesdienst zur Verabschiedung der Gemeindepädagogin Heide Dahl findet am Sonntag, 24. August, in der evangelischen Kirche in Reichenbach statt. Die Feier beginnt um 11 Uhr. Zum Gottesdienst laden Präses Ute Gölz, die stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus und die Vorsitzende des Reichenbacher Kirchenvorstandes Ingeborg Eichhorn ein. Im Anschluss des Gottesdienstes findet ein Empfang statt.
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