Aktionsbündnis

Gefahrenschilder statt Sicherheitsfällungen im Felsbergwald?

Am Felsenmeer wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche Bäume gefällt. Doch damit soll nun Schluss sein. Stattdessen soll die Aufstellung von Gefahrenschildern an dürregeschädigten Bereichen geprüft werden.

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Red
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Bei einer gemeinsamen Waldbegehung am Felsberg nahm das Aktionsbündnis Lautertaler Wald mit Vertretern der Gemeinde Lautertal, Hessen-Forst und Naturschutzgruppen den Wald bei den Römersteinen in Augenschein. © Aktionsbündnis Lautertaler Wald

Reichenbach. Das Aktionsbündnis Lautertaler Wald traf sich im Naturschutzgebiet am Felsenmeer mit Naturschutzgruppen, Vertretern der Gemeinde Lautertal und Hessen-Forst zu einer gemeinsamen Waldbegehung, um über die Fällungen am Felsberg zu sprechen.

Die Gruppe nahm den Wald an den Römersteinen in Augenschein, der in den vergangenen Jahren durch Fällungen mittlerweile zunehmende Kronendachöffnungen aufweise, heißt es in einer Pressemitteilung des Aktionsbündnisses Lautertaler Wald. Es sei damit zurechnen, dass sich „in absehbarer Zeit eine baumfreie, heiße Schneise durch den Wald ziehen werde“.

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Horst Becker vom Nabu Bergstraße habe darauf hingewiesen, dass damit auch der angrenzende Wald bald von Trockenschäden betroffen sein würde. Die immer weiter eindringende Trockenheit würde durch die zunehmend offenen Waldflanken nicht mehr aufgehalten.

Die Buche sei eine Schattenbaumart, die Sonne nicht gut ertrage, führte Forstamtsleiter Steffen Hering aus. Yvonne Albe vom Nabu Seeheim-Jugenheim habe daran erinnert, dass es sich bei dem Bereich um ein Europäisches Schutzgebiet handle. Sie habe auf die Verpflichtung der Gemeinde hingewiesen, die bestehenden Richtlinien der Europäischen Kommission einzuhalten. Umfangreiche Fällungen, wie hier geschehen, stehen möglicherweise im Konflikt mit den Erhaltungszielen der zu schützenden Buchenwaldarten.

„Hessen-Forst hatte bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass tourismusbedingte Erosion in diesem Gebiet mittlerweile ernsthafte Ausmaße angenommen hat. Vergangene und zukünftige Fällungen werden dieses Problem verstärken“, betont das Aktionsbündnis Lautertaler Wald. Alle Teilnehmenden seien sich einig gewesen, dass Starkregenereignisse und Klimaanpassung eine zentrale Rolle bei künftigen Überlegungen spielen müssen. „Die derzeit neu erstellten Fließpfadkarten des Landes bauen auf der Voraussetzung auf, dass kein Wasser aus dem Wald abfließt. Aus der Bauverwaltung wurde berichtet, dass dies nicht der Fall sei“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Klimaresilienz als Ziel

Im Gegenteil müsse die Kommune nach jedem stärkeren Regen die Austräge aus dem Wald wieder beseitigen und die Schäden ausbessern. „Der Wald sollte daher klimaresilienter werden, um diese Daueraufgabe und deren Folgekosten abzudämpfen. Eine solche Strategie müsse Aufnahme in die nächste Forsteinrichtung finden“, fordert das Bündnis.

Da es im Felsenmeerinformationszentrum (FIZ)bisher keine Inhalte zu naturschutzfachlichen Themen gebe, sollten diese in Zukunft dort auch behandelt werden, habe ein Vorschlag aus der Gemeindeverwaltung gelautet. Auf diesem Wege können Waldbesucher über die vorhandenen Naturräume und Klimawandelfolgen im Felsbergwald informiert werden.

„So wie bisher darf es nicht mehr weitergehen“, habe Bürgermeister Andreas Heun nach ausführlichen Diskussionen resümiert. Das habe auch Forstamtsleiter Hering bestätigt. Der Wald müsse verjüngt werden. Zudem sollen auf stark verdichteten Flächen nun Einzäunungen (Kleingatter) eingerichtet werden. Diese sollen für Jungaufwuchs sorgen und Waldbesucher daran hindern, die betroffenen Gebieten zu betreten. Hering habe auf Bitte des Bürgermeisters zugesagt, Vorschläge für Kleingatterflächen einzureichen.

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Thorsten Matzner
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Darüber hinaus sollen laut Angaben des Aktionsbündnisses Schilder, die auf waldtypische Gefahren hinweisen und die Rechtslage verdeutlichen, an dürregeschädigten Bereichen aufgestellt werden. Diesen Vorschlag der Naturschützer habe Heun aufgegriffen, „um weiteren Sicherheitsfällungen ein Ende zu setzen“. Eine Prüfung durch die Obere Naturschutzbehörde soll dazu erfolgen. Auch Naturwaldflächen sollen nun konsequent ausgewiesen werden. Das habe Forstamtsleiter Hering zugesichert.

Die Naturschützer regten außerdem an, in Zukunft im Vorfeld von Eingriffen in FFH-Gebiete Einsicht in die Vorprüfung nehmen zu können. Diese muss das Forstamt erstellen, um eine Verschlechterung des Waldes auszuschließen. Im Zweifelsfall müsse eine Verträglichkeitsprüfung vorgenommen werden.

Heun habe diesen Vorschlag für sinnvoll erachtet, da man auf diese Weise Ärger mit Naturschutzver-bänden und Bürgern vorbeugen könne, schreibt das Bündnis. Er sei nach den Fällaktionen von vielen besorgten Bürgern angesprochen worden.

Holzernte nicht völlig unterbinden

Hering habe in dieser Frage auf die Entscheidungsgewalt der Gemeinde verwiesen. „Da in den vergangenen Jahren Gerichtsurteile die Beteiligung von Naturschutzgruppen im Vorfeld vor Verträglichkeitsprüfungen bestätigt haben, wäre diese Regelung folgerichtig“, so die Naturschützer. Es gehe nicht darum, Holzernte völlig zu unterbinden, sondern Risiken für den Walderhalt aus naturschutzfachlicher Sicht schon in der Planungsphase abzuschätzen.

Die Naturschützer baten zudem generell um mehr Transparenz bezüglich forstwirtschaftlicher Planungen. Die Forsteinrichtung sowie Waldwirtschaftspläne sollten wie in vielen anderen umliegenden Gemeinden öffentlich zugänglich gemacht werden, forderten sie. „Das Aktionsbündnis begrüßt die Bereitschaft von Hessen-Forst und der Gemeinde Lautertal, gemeinsam mit dem Naturschutz Lösungen für die Problematik am Felsberg zu finden. So sind auch rechtliche Auseinandersetzungen vermeidbar“, heißt es in der Mitteilung.

Das Aktionsbündnis wolle weiterhin bei Eingriffen in die Lautertaler Waldökosysteme wachsam sein. Ein Großteil der besprochenen Maßnahmen sind Teil des FFH-Bewirtschaftungsplans, der seit 2012 für dieses Gebiet gilt und bisher nur unzureichend umgesetzt worden sei. „Nun sollen die Maßnahmen unter der neuen Forstamtsführung zeitnah realisiert werden, um die weitere Degradierung des Waldes aufzuhalten. Die wegweisenden Absichtserklärungen müssen auch Eingang in das neue Forsteinrichtungswerk und dessen Leitlinien finden“, fordert das Bündnis abschließend. stn/red

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