Gedenkfeier

Gedenkfeier in Reichenbach: Schüler erinnerten an die Verfolgung der Juden

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Philipp Kriegbaum
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Reichenbach. „Wir pflegen in Lautertal eine Erinnerungskultur und nehmen diese auch wichtig“ sagte Lautertaler Bürgermeister Andreas Heun bei der Gedenkfeier zum Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 in Reichenbach. Die Andacht bestand aus zwei Teilen: einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche und einer Kranzniederlegung in der Bangertsgasse, am Standort der ehemaligen Synagoge.

Neun Schüler der Klasse 7aR der Mittelpunktschule (MPS) Gadernheim stellten im Gottesdienst in gespielten Bildern drei Spannungsfelder dar: Krieg und Frieden, Rassismus und Gleichheit, Egoismus und Nächstenliebe. Pfarrer Jan Scheunemann sprach erklärende und verbindende Worte zwischen den Darstellungen. Der Tenor: Was können wir tun, damit sich Ereignisse wie am 9. November 1938 nicht wiederholen?

Klassenlehrerin Yvonne Wichmann hatte die Bilder mit den jungen Leuten einstudiert. Sie bedauerte nach der Veranstaltung, dass die Gäste auf den hinteren Bänken der zu etwa zwei Dritteln besetzten Kirche nicht alles sehen konnten, weil die Jugendlichen bei den Aufführungen zum Teil auf dem Kirchenboden saßen.

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red
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Das von den Darstellerinnen und Darstellern in hebräischer Sprache gesungene Lied „Shalom chiverim“ war dagegen auf allen Plätzen zu hören. Die MPS-Musiklehrerin Christine Kindinger hatte es einstudiert und begleitete den kleinen Chor auf dem Akkordeon. Ihre Tochter Christine unterstützte ihn als Solistin mit ihrem klaren Sopran.

Bürgermeister Heun erinnerte an die Verlegung von Stolpersteinen kürzlich in Elmshausen zum Gedenken an jüdische NS-Opfer. „Ebenso werden wir im kommenden Jahr das neue Max-Liebster-Denkmal im Rathaus endlich würdig einweihen“, sagte er. Diese Zeremonie musste wegen der Corona-Pandemie bisher verschoben werden. Der Holocaust-Überlebende Max Liebster (1915 - 2008) war vor 18 Jahren zum Ehrenbürger der Gemeinde Lautertal ernannt worden. Das ursprüngliche Denkmal für ihn am Platz seines ehemaligen Wohnhauses an der Knodener Straße war mehrfach beschädigt und Teile entwendet worden.

Nach der Andacht ging ein Großteil der Besucher von der Kirche über die Bundesstraße zur Bangertsgasse. Dort steht die frühere Synagoge der jüdischen Gemeinde – inzwischen ein Wohnhaus. Seit dem 50. Jahrestag der Reichspogromnacht befindet sich dort eine Gedenktafel „zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger“.

Es ist Tradition in Lautertal, dass neben dieser Tafel am 9. November ein Kranz angebracht wird. Bürgermeister Heun und der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Helmut Adam, übernahmen diese Aufgabe auch in diesem Jahr.

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