Reichenbach. Fast zwei Jahrzehnte lang lag die „Reischebesche Kerb“ darnieder, bis sie 1987 wieder zum Leben erweckt wurde. Ortsvorsteher Albrecht Kaffenberger und sein Stellvertreter Peter Kindinger hauchten dem Traditionsfest neues Leben ein. Vor allem gab es damals nach vielen Jahren wieder einen Umzug durch das Dorf.
Eröffnet wurde die Kerb ein Jahr vor der 975-Jahr-Feier des Ortsteils mit einem Discoabend im Schützenhaus. Discjockey Roland Heiser brachte dabei über 400 Besucher in Schwung. Beim „Kirchenlampert“ wurde am Samstag der Kerwekranz gehisst.
Der Männergesangverein Eintracht hatte zudem eine Blaskapelle engagiert und freute sich über einen voll besetzten Saal bei prächtiger Stimmung. An diesem Abend war auch in der Turnhalle des TSV etwas los, als dort die Kapelle „Black Rose“ zum Tanz aufspielte. Zum Frühschoppen am Sonntag präsentierte der Verschwisterungsverein Apeg eine Jazzband. Leider kam bei kühlem Wetter nicht die erhoffte Stimmung auf, und das Festzelt füllte sich nur allmählich. Doch das Wetter hellte sich nachmittags auf, und gegen 14 Uhr waren dann „die Straßen proppenvoll“, wie im Bergsträßer Anzeiger zu lesen war.
Der Kerwezug umfasste 20 Nummern. Voran lief der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kolmbach und intonierte schmissige Marschmusik. Die Kinder der Felsenmeerschule hatten ihre Fahrräder geschmückt und boten ein farbenfrohes Bild. Michael Roth trug den Kerwekranz und wurde von den Kerwedamen Nicole Angelberger, Silke Bickelhaupt, Mona Degenhardt, Ute Eßinger, Anja Göckel, Andrea Lehrian und Anja Müller begleitet. In der Kutsche fuhren Kerweparrer Lars Roß und sein Glöckner Ralf Knöll.
Ihnen folgten Motivwagen der Vereine und von Anliegergemeinschaften. Von der Treppe des Schulhauses herab begrüßte die Feuerwehrkapelle die Besucher, und die Hauptdarsteller der Kerb reimten: „E bisje schnulle iwwer die Leit, mej wolle mer net heit“.
In heiteren Versen wurden allerlei örtliche Begebenheiten glossiert. Daran hatten die Gäste ihre sichtliche Freude nach dem Motto „Schadenfreude ist die schönste Freude“. Nach der Kerweredd konnten die Besucher die im Schulhof aufgebaute „Reitschul“ nutzen, am Losestand ihr Glück versuchen und Süßigkeiten naschen.
Abends gab es Kerwetanz beim SSV, und mit dem Frühschoppen in den Gaststätten klang dann die „wiederbelebte“ Reichenbacher Kerb am 1. September 1987 aus. Die Organisatoren stellen heute befriedigt fest, dass ihr damaliges Engagement der Startschuss war für eine erfolgreiche Serie von Kerweveranstaltungen, die jetzt schon Jahrzehnte lang hält. eh
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