Heppenheim. Die Idee, in Heppenheim eine Anwaltskanzlei zu eröffnen, wurde aus der Not geboren: Weil sich die beruflichen Pläne des jungen Juristen Helmut Engelhard zerschlagen hatten, ließ er sich 1979 an der Marienstraße nieder. In 40 Jahren ist daraus die Anwalts- und Notarkanzlei Engelhard, Weimar und Kollegen geworden, die an der Weiherhausstraße mehr als 20 Menschen beschäftigt, darunter neben dem Gründer und seinem Sozius Gerolf Weimar drei weitere Juristen. Geschäftsführerin ist seit Beginn Ehefrau Brigitte Engelhard, eine Betriebswirtin.
Zum Jubiläum zeichnete Engelhard in seiner Festrede vor 140 geladenen Gästen den Weg nach, den er als Sohn eines Bahnbeamten gegangen ist. Zum Jurastudium gehörten Aufenthalte in den USA und in Frankreich. Promoviert hat er über das Völkerrecht.
„In den vergangenen vier Jahrzehnten ist das Leben noch komplizierter geworden. Egal, was wir tun, wir stoßen an rechtliche Grenzen, überschreiten sie und brauchen einen Anwalt.“ Mit diesen Worten beschrieb Engelhard die Ausgangslage für seinen Berufsstand. Als er 1979 antrat, gab es bundesweit 35 000 Anwälte. Heute sind es 165 000.
Mandanten, so Engelhard, müsste im Paragrafendschungel an die Hand genommen und ihr Fall zu einem guten Ende geführt werden. „Wir sind keine Streithansel, davon gibt es genug. Wir wollen Streit beenden, nicht schüren “, sagte Engelhard.
Die Witze und Anekdoten, die es rund um den Anwaltsberuf gibt, lockerten die Reden von Engelhard und Weimar auf. Weimar zitierte aus dem Beipackzettel eines Schlafmittels, auf dem im Juristendeutsch zu lesen ist, ein solches Medikament könne Müdigkeit hervorrufen.
In einem Fall hat der Heppenheimer Jurist Rechtsgeschichte geschrieben. In letzter Instanz ging es vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig um eine Mandantin, die als Kind mit der Mutter in die USA ausgewandert war. Als sie als Erwachsene mit der eigenen Familie zurückkehrte, verweigerten ihr die Behörden den deutschen Pass. Engelhard verhalf dieser Frau zu ihrem Recht. Der spektakuläre Fall führte sogar zu einer Gesetzesänderung.
Als Bürger der Kreisstadt Heppenheim ist der 70 Jahre alte Jurist über seinen Beruf hinaus ehrenamtlich aktiv. Er ist Mitglied in 25 Vereinen und Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatvereins, war Vorsitzender des FDP-Stadtverbands und der FDP-Stadtverordnetenfraktion.
Zur Unterhaltung der Festgäste trug der Jurist und Buchautor Volker Kitz bei. Er ist in Heppenheim aufgewachsen und lebt in Berlin. In seinen Büchern beschreibt er auf unterhaltsame Weise, welche Rolle Rechtsfragen im Alltag spielen. Bei der Feier der Kanzlei Engelhard und Weimar ging es familiär zu. An diesem Abend im Saal des Restaurants „Gossini“ hatte niemand einen Grund zu klagen. ai
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