Geschichte

Warum Studenten 1865 auf der Starkenburg einen Stein setzten

Bei Führungen können Besucher gemeinsam mit Nicole Rieskamp in die Geschichte des Heppenheimer Wahrzeichens eintauchen. Nächster Termin ist am 28. September.

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steh/ü
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Die Kulturanthropologin Nicole Rieskamp vermittelt bei ihren Kulturspaziergängen auf und um die Starkenburg den Teilnehmern die historischen und architektonischen Hintergründe des imposanten Bauwerks. © Claudia Stehle

Heppenheim. Die Kulturanthropologin Nicole Rieskamp bietet mit ihren Kulturspaziergängen Friedhofs- und Stadtführungen an der hessischen Bergstraße an. Dabei stellt sie den größten jüdischen Landfriedhof in Hessen in Alsbach vor und sehenswerte Orte wie beispielsweise Alsbach, Seeheim-Jugenheim oder Darmstadt.

Zu ihrem Programmangebot gehören auch das Heppenheimer Wahrzeichen, die Burg Starkenburg und ihre Geschichte, die dort seit 1929 befindliche Jugendherberge und die Verbindung zwischen der Burg und der Studentenverbindung Corps Starkenburgia. Rieskamp vermittelt dabei den Teilnehmern ihrer Führungen die bis ins 11. Jahrhundert zurückgehende und sehr wechselvolle Historie der Burg, deren markanter und weithin sichtbarer Bergfried erst zwischen den Jahren 1928 und 1930 an dieser Stelle errichtet wurde. Sie vermittelt ihnen auch die Baugeschichte dieser einst zum Bistum Mainz gehörenden Burganlage.

Junge Besucher interessieren sich für den Stein

„Sie galt lange Zeit als eine der wichtigsten Festungen des Kurfürstentums Mainz bis zu ihrem zunehmenden Zerfall im 18. Jahrhundert“, erläutert Rieskamp. Sie zeigt den Teilnehmern bei diesen rund 90-minütigen Gängen die Starkenburg und ihr Umfeld.

„Durch junge Besucher wurde ich auf die Frage aufmerksam, was der Gedenkstein für das Corps Starkenburgia außerhalb der Burganlage mit Burg und Stadt zu tun hat“, erläutert sie einen weiteren Aspekt ihrer Führungen. Die Kinder seien daran interessiert gewesen, welchem Zweck dieser graue Granitblock diene und in welchem Zusammenhang er möglicherweise mit der Burg und deren Geschichte stehe.

Dazu hat Nicole Rieskamp Recherchen angestellt und die Geschichte dieser an der Universität Gießen gegründeten Studentenverbindung eruiert, zu der sie auch Kontakte aufnahm und nun die Hintergründe dieses Steins ihren Gruppen vorstellen kann. „Dieser Stein wurde 1865 hier gesetzt, da etliche Gießener Studenten aus Heppenheim und der Region Starkenburg kamen und schon ab 1850 regelmäßige Studententreffen im Hotel ‚Halber Mond‘ veranstalteten“, berichtet sie weiter.

„Dabei entstand die Idee zu einem Gedenkstein für die Burg als Namenspatin der Verbindung, der dann 1865 außerhalb des Burgareals mit einem großen Fest installiert wurde“, berichtet Rieskamp zur Geschichte dieses Steins. Sie erinnert dabei auch an Georg Ludwig, einen der Heppenheimer Corpsbrüder, den späteren Direktor der in Heppenheim ansässigen damaligen sogenannten Landesirrenanstalt.

Ein weiteres Thema ihrer Führung ist der Einblick in die Geschichte der Jugendherberge in der Burg, die ursprünglich eine von zwei derartigen Einrichtungen in der Stadt war, nun aber die einzige Jugendherberge hier ist. Ebenso erhalten die Teilnehmer bei ihren Führungen Informationen zur Erbauung des stattlichen Bergfrieds vor fast 100 Jahren, dessen Geschichte nur wenige Besucher kennen.

Weitere Führungen sind geplant

Zudem stellt Rieskamp den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald vor, zu dem das Burggelände gehört. Ein weiterer Aspekt ihrer Führungen ist die Landschaft um die Starkenburg mit ihren Weinbergen und dem Weinbau sowie das Heppenheimer Stadtpanorama.

Die nächsten Führungen sind für den 28. September und 19. Oktober geplant, dazu treffen sich die Teilnehmer um 11 Uhr auf dem Parkplatz nahe der Burg. Zudem sind auf Wunsch Führungen für private Gruppen oder Teilnehmer möglich. Anmeldungen unter kulturspaziergaenge-bergstrasse.de.

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