Heppenheim. Die Heppenheimer Kulturszene trauert um Steffen Mathes. Der weit über seine Heimatstadt hinaus bekannte Jazz-Trompeter starb am Wochenende im Alter von nur 33 Jahren.
Seine Konzertreisen führten Mathes zwar in die weite Welt hinaus – auf seiner Website berichtete er selbst von Auftritten in Asien, Südamerika und vielen europäischen Ländern –, seiner Heimatstadt Heppenheim blieb er jedoch stets verbunden.
Hier spielte der frühere Messdiener einmal im Jahr, zur Christmette, auch mal klassische Weihnachtsweisen mit anderen Bläsern in der Weststadtkirche Erscheinung des Herrn. Hier durchlief er eine klassische Ausbildung, lange bevor er sich dem Jazz widmete.
Inspiriert wurde er als kleiner Bub vom legendären Heppenheimer Trompeter Philipp Weis bei einer Familienfeier. „Er hat mich reinpusten lassen, und es kam ein Ton raus. Da wollte ich Trompeter werden“, erzählte Steffen Mathes vor knapp fünf Jahren. Fortan nahm er Unterricht bei Manfred Köhler, später bei Thomas Markowic an der Heppenheimer Musikschule, wo sein Lehrer just ein Blasorchester gründete, aus dem eine Bigband wurde.
In der elften Klasse absolvierte Mathes ein Schulpraktikum beim Luftwaffenmusikcorps in Karlsruhe. Auf den Realschulabschluss an der Konrad-Adenauer-Schule 2004 folgte drei Jahre später das Abitur an der Bensheimer Geschwister-Scholl-Schule.
Doch entscheidender waren in diesen Jahren zwei Nachwuchs-Formationen von Rang. Wolfgang Diefenbach holte Mathes als Landessieger 2008 bei „Jugend jazzt“ ins hessische Landesjugendjazzorchester. Zeitgleich nahm er ein Jazz-Studium an der Musikhochschule Mannheim auf. Mit dem dafür nötigen Klavierunterricht hatte er bereits vier Jahre zuvor begonnen.
Zeitgleich mit dem Ausscheiden aus dem Landesjugendjazzorchester 2012 schloss er als Bachelor of Musical Arts ab. Da lagen auch schon drei Jahre einer „superwichtigen Station“ hinter ihm: die Mitgliedschaft im Bundesjugendjazzorchester, zu dem er feststellte: „Das sind die Besten in Deutschland.“ Und das galt somit auch für ihn.
Für seine Kollegen und das Publikum war es immer eine große Freude, Mathes in einem Konzert zu erleben. Seine improvisatorische Kreativität war selbst in den kurzen Soli zu erahnen, mit denen er in der „Sweet Soul Revue“ von Klaus Gassmann begeisterte. Mathes war Mitglied des Orchesters des Disney-Musicals „Aladdin“ in Stuttgart, Bandleader, Pädagoge und Dirigent verschiedener Jazz-Formationen, zudem ein Liebhaber des New Orleans-Jazz im Sinne von Louis Armstrong.
Immer wieder kehrte Mathes zu seinen Wurzeln zurück – wie auch seine Weggefährten aus frühester Jugend, Christian Seeger und Florian Hoffmann. Insbesondere die Jazz-Sparte von Forum Kultur war seit jeher eng mit dem Namen Steffen Mathes verbunden; auf Einladung des Vereins bespielte er regelmäßig die Bühnen der Kreisstadt.
Zuletzt hatte Mathes mit weiteren hochkarätigen Musikern der Kreisstadt zudem maßgeblichen Anteil daran, dass die hiesige Kulturszene zumindest wieder ein bisschen Fahrt aufnehmen konnte – bei den spontanen Marktplatzkonzerten mit den New Orleans Originals oder der musikalischen Gestaltung der Krönungszeremonie für die neue Gebietsweinkönigin Heike Knapp.
Das nächste Konzert stand nun unmittelbar bevor: Unter dem Motto „Meeting Friends“ sollte das Steffen Mathes Quintett am 17. Oktober in Heppenheim gastieren. Der Termin wurde unmittelbar nach Bekanntwerden von Mathes‘ Tod ersatzlos gestrichen. „Die Lücke, die Steffen hinterlässt, ist zu groß, um kurzfristig durch einen anderen Gig geschlossen zu werden“, teilt Forum Kultur mit.
Wie eng die Verbindung zwischen dem Verein und dem verstorbenen Musiker war, verdeutlicht zudem ein Nachruf auf der Facebook-Seite der Jazz-Sparte des Vereins: „Der Jazz verliert einen großen Musiker, wir aber verlieren einen unersetzlichen Freund“, ist dort zu lesen. Und weiter: „Seine Trompete ist verstummt, aber die Saiten, die er in uns zum Klingen brachte, werden uns immer an ihn erinnern“, heißt es von Forum Kultur.
Das besondere Mitgefühl gilt der Familien von Steffen Mathes, seiner Lebensgefährtin und seinen Band-Kollegen. fran/cris/rav
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