Aktion

Schüler haben in Heppenheim ihre eigenen Trauben geerntet

Weinberg-AG der Martin-Buber-Schule hat ein Jahr lang drei Zeilen Riesling betreut / Früchte sollen zu Jubiläumssaft werden

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dj/ü
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Im Eckweg lesen Schüler aus der Weinberg AG der Martin Buber Schule Trauben. Von links: Lehrerin Kristin Vettel, Timo, Philip, Viktoria, Philip, Emma. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Morgens um 8.30 Uhr: Fünf Schüler und Schülerinnen der Martin-Buber-Schule (MBS) laufen mit Lehrerin Kristin Vettel in den Eckweg über Kopfsteinpflaster und Beton hinauf zu einem kleinen Weinberg, den die Schule vor einem Jahr vom Weingut Amthor gepachtet hat.

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Vettel leitet die Weinberg-AG, die normalerweise aus sechs Schülern der Klassen sieben bis neun besteht. Einer fehlte krankheitsbedingt. Leichter Neid kommt auf, als der Fahrer eines Vollernters freundlich grüßt und an ihnen vorbei fährt. In Heppenheim hat die Weinlese begonnen.

Das Refraktometer misst die Süße

Für Emma, Philip 1, Philip 2, Viktoria und Timo ist es die erste Ernte von drei Zeilen Riesling, die im Anschluss zu Jubiläumstraubensaft abgefüllt in Flaschen verarbeitet werden. Die MBS feiert dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum. Mit einem Refraktometer haben sie zuvor die Süße der Trauben gemessen und bekamen mit 68 und 85 zwei unterschiedliche Oechslegrade heraus.

Nach und nach wandert ein Eimer voll mit Lesegut in eine Bütte, die auf einem Hänger der Winzerfamilie bereitsteht und von Barbara Amthors Vater Jürgen Hoock gefahren wird.

Ein Enzym stoppt die Gärung

Die Schüler hieven die etwa zehn Kilogramm schweren Eimer hoch und plumps landen sie auf dem Boden der Bütte. Doch bevor es soweit war, haben sie mit einer Traubenschere die Henkel abgeschnitten, ausgetrocknete Trauben und Krabbeltiere entfernt. Vorsichtig holt Emma einen Marienkäfer zwischen den Beeren hervor und lässt ihn fliegen. Voller Freude landen die letzten sechs Eimer für ein Foto in der Bütte. Das wäre schon einmal geschafft.

„Dürfen wir auf dem Anhänger mit zurückfahren?“, lautet eine Frage. „Nein“, die entschiedene Antwort der Lehrerin. Ein Trost bleibt ihnen: auf dem Rückweg geht es nur bergab. Doch bevor Hoock den Hänger an die Schule fährt, steht noch eine wichtige Aufgabe bevor: Vorsichtig beträufelt Philip 1 die Trauben mit 15 Milliliter eines Enzyms. Auf diese Weise soll die Gärung gestoppt werden.

Schließlich soll für die Minderjährigen Saft entstehen und kein Wein. Für die Lese und das Keltern wurden die fünf für zwei Tage vom Unterricht freigestellt. „Das Lesen war noch die geringste Arbeit. Jetzt kommt der Aufbau der Kelter auf dem Schulhof und das Abfüllen in Halbliterflaschen morgen, nachdem der Saft geklärt und erhitzt wurde“, sagte Vettel.

Wer kann sich vorstellen, den Beruf des Winzers zu ergreifen? Gleich fünf Finger schnellen in die Luft. Timo habe sogar schon für ein Praktikum bei der Winzer eG für das nächste Jahr angefragt und eine mündliche Zusage bekommen. „Die Bewerbung habe ich auch schon abgeschickt“, sagte Timo. „Es ist schon cool zu sehen, was man das Jahr über geleistet hat.“ Viktoria sagte: „Das ist toll, wie das alles gewachsen ist.“ Einmal in der Woche laufen die Schüler seit einem Jahr in den Weinberg und erledigen die Arbeiten, die im Jahresverlauf anstehen. Nur um den Rebenschutz müssten sie sich nicht kümmern. Das erledige Patrick Amthor für sie.

„Bevor wir angefangen haben, mussten wir erst einmal Werkzeug einkaufen“, erklärte Vettel. „Dazu wurden wir bei Metallwaren Hennes gut beraten.“

Einreihen und Anbinden

Lese-, Laub- und Rebenschere sowie Eimer und Handschuhe wurden unter anderem gekauft. Was war denn so die schwerste Arbeit? „Das Einreihen und Anbinden“, findet Philipp 2. Einmal sei es so kalt gewesen, dass Vettel ihre Nachwuchswinzer und -winzerinnen der freiwilligen AG ernsthaft habe überreden müssen, die Arbeiten einzustellen und wieder in die Schule zurückzukehren. dj/ü

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