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Schatten über dem Jubiläum

Landhandel Neff gibt es seit (mehr als) 40 Jahren, Behörden stehen Änderungen im Weg

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dj/ü
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Karl und Sabine Neff mit Sohn Lukas (von links) im Landhandel, der seit über 40 Jahren von der Familie betrieben wird. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Landwirt Karl Neff begeht in diesem Jahr drei Jubiläen: Er selbst feierte seinen 60. Geburtstag, seit 25 Jahren gibt es seinen Kiebitz-Markt, sogar schon seit 40 Jahren seinen Landhandel. Aus diesen Anlässen hatten er, Ehefrau Sabine und Sohn Lukas schon vor geraumer Zeit zu einem großen Fest in ihrer Getreidehalle in der Gemarkung Ratsäcker eingeladen, zu dem 300 Kunden, Lieferanten und Freunde kamen.

„Genau genommen sind es schon 42 Jahre Landhandel“, sagte Karl Neff zu seinem Unternehmen. Schon mit 18 Jahren habe er auf dem väterlichen Hof mit dem Landhandel begonnen. Karl, der als Sohn des Landwirtes Philipp Neff zunächst an der Darmstädter Straße und später in Außerhalb westlich der Autobahn aufwuchs, ist Landwirt durch und durch.

Zum Landhandel kam an der Von-Humboldt-Straße, wo die Familie auch wohnt, schließlich noch ein Kiebitz-Markt hinzu. In den Jahren 2020 und 2022 wurden die Lagerkapazitäten erweitert. Die Kunden finden dort ein großes Gartensortiment von Sämereien über Gartengeräte und -kleidung bis zu Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Tierfutter für Katzen, Hunde, Vögel, Pferde und Schafe bekannter Marken gibt es genauso wie Futterhafer, Futtergerste, Futtermais, Futterweizen aus eigenem Anbau. Auch Leckerlis für Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen gibt es zu kaufen. Dazu gibt es freilich die nötigen Zubehörartikel wie Käfige, Kotwannen, Tränken und Spielzeug in großer Auswahl zu kaufen.

Winzer und Landwirte finden genügend Auswahl an Material zum Bau von Weinbergs- und Weidezäunen. Auf Hochregalen lagert großvolumig gepacktes Heu und Stroh für Pferde. Doch längst nicht nur Winzer, Landwirte und Tierliebhaber kauften dort gerne ein. Viele Kunden kämen auch gerne, um regional produzierte Lebensmittel einzukaufen. Kartoffel, Äpfel, fair produzierte Milch, Honig, Wein, Säfte, Gebäck und Wurst bietet Familie Neff ihren Kunden. Betriebspartner, darunter Reitställe, Landwirte und Zoofachgeschäfte werden im Umkreis von 100 Kilometern beliefert.

Den Kiebitzmarkt mit Landhandel würden Sabine und Karl Neff gerne an ihren Sohn Lukas übergeben, der als Industriekaufmann und Agrartechniker ausgebildet ist. Karl Neff würde sich nämlich gerne mehr seinem Steckenpferd, der Aufzucht seiner Ammenkuhherde widmen, die er im Gewann Ratsäcker hält und gerne vergrößern möchte. Die Sache hat nur einen Haken. Die Ställe sind veraltet. Um künftig mehr Kühe halten zu können und Totgeburten zu verhindern, soll ein Offenstall mit Wohnhaus hinter der Getreidehalle gebaut werden.

Schon vor zwei Jahren habe Familie Neff beim Landwirtschaftsamt den Antrag für den Neubau gestellt. „Die Kühe könnten dann vom Stall ins Freie laufen“, sagte Sabine Neff. Die Charolais Herde soll auf 135 Kühe erhöht werden und das Fleisch selbst vermarktet werden. „Bei Steißgeburten muss man sehr schnell sein und das geht nur, wenn man auch vor Ort wohnt“, sagte Karl Neff. Doch das Landwirtschaftsamt habe bisher keine Genehmigung erteilt und sei der Meinung, dass es für den Landwirt zumutbar sei, von der Von-Humboldt-Straße in den Ratsäckerweg nahe des Tierheimes zu fahren. „Wenn wir als Landwirte nicht berechtigt sind außerhalb zu bauen, wer sonst“, sagte Neff.

Der Betrieb, der die Rinderzucht weiter ausbauen möchte, sieht sich als regionalen Zukunftsbetrieb. Immer wieder würden Kunden fragen, warum sie außer Wurst von Metzgern aus der Region nicht auch Fleisch anbieten würden. „Wir könnten einen Mitarbeiter aus Nordrhein-Westfalen als Betriebsleiter einstellen, der im Wohnhaus in einer Einliegerwohnung ebenfalls direkt dabei wohnen würde“, sagte Sabine Neff. Die Vermarktung eigener Fleischprodukte müsste doch förderungswürdig sein, findet sie.

Der Bau der neuen größeren Getreidehalle vor acht Jahren sei damals überhaupt kein Problem gewesen und sofort genehmigt worden. Warum ein Landwirtsbetrieb jetzt kein Betriebsleiterhaus bauen dürfe, findet Karl Neff mindestens merkwürdig. Die Familie will nun gerichtliche Schritte gehen.

Das Familienunternehmen hat mittlerweile 14 Angestellte, davon sind sechs Menschen festangestellt, weitere arbeiten Teilzeit und in Minijobs. Frühere Mitarbeiter, die mittlerweile in Rente sind, würden immer noch gerne zum Aushelfen kommen. Mit einem Sprinter und einem Lkw werden die Kunden beliefert. dj/ü

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