Heppenheim. Der Herbst zeigt mit Dauerregen in Heppenheim derzeit seine weniger schöne Seite. Zeit, sich an den Sommer mit seinen kulturellen Höhepunkten wie den Festspielen Heppenheim zurückzuerinnern. Für die Darmstädter Familie Stromberger war es die zweite Festspielsaison nach 2022.
„Wir sind nicht unzufrieden“, sagt die Intendantin und Schauspielerin Iris Stromberger. Die Zuschauerzahlen hätten um acht Prozent gesteigert werden können. Nach dem Rückzug der Gründerfamilie Richter, einem Gastspielbetrieb aus Hamburg, der Insolvenz der früheren Betreibergesellschaft und einer zweijährigen Corona-Zwangspause hatte Strombergers Darmstädter „Theaterlust“-Gesellschaft 2022 den Festspielen neues Leben eingehaucht.
Wetter bereitete Probleme
Etwas Probleme habe das Wetter bereitet. „Im Verlauf von drei Wochen hat es immer auf der Schneide gestanden, ob es abends regnet“, berichtet Stromberger. Man habe gemeinsam mit dem Publikum jongliert und mitunter entschieden, ohne Pause durchzuspielen, „damit alle trocken bleiben“. Zwei Vorstellungen habe man absagen und das Geld an die Zuschauer zurückzahlen müssen. „Einmal hat es gewittert, das war zu gefährlich, einmal hat es geschüttet, ohne dass ein Ende absehbar war“, verdeutlicht die Intendantin. Regencapes, die 2022 noch ein Ladenhüter waren, dürften in diesem Jahr regen Absatz gefunden haben.
Gefreut hat die Intendantin das „sehr schöne Feedback“ auf die beiden sehr unterschiedlichen Stücke. Beim „zerbrochnen Krug“ von Heinrich von Kleist seien das Bühnenbild und das Ensemble gelobt worden. Die Komödie „Otello darf nicht platzen“ von Ken Ludwig sei das beliebteste Stück gewesen. Es seien zwei grundverschiedene Stücke, „Otello“ mit mehr Komik. Darauf seien die Leute sehr gespannt gewesen. Beim „Krug“ müsse man „eher ab und zu mal schmunzeln“.
Insgesamt sei „die Lust auf klassische Stücke nicht mehr so da, wie vor 20 bis 30 Jahren“, sagt die Intendantin. Im Jahr zuvor sei der „Fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer gut angekommen. Auch bei der Farce „Cash“ hätten sich die Leute köstlich amüsiert.
Finanziell sei es besser gelaufen als im Vorjahr. Durch die beiden ausgefallenen Vorstellungen sei aber ein kleines Loch geblieben. „Wir finden Sponsoren, die das decken“, ist Stromberger optimistisch. Ziel sei natürlich, mehr Zuschauer zu gewinnen und kostendeckend spielen zu können. Immerhin blieben größere Katastrophen wie im Vorjahr aus, als sechs Vorstellungen wegen Corona-Erkrankungen im Ensemble ausfielen.
Dank der Wetterkapriolen ist auf Strombergs Wunschzettel eine neue Überdachung für den Amtshof weiter nach oben gerückt. Diese sollte bei Bedarf geöffnet werden können, um den Freiluftcharakter zu erhalten und den freien Blick in den Himmel zu ermöglichen. Eine Überdachung sei auch vorteilhaft bei Matineen um 11 Uhr, um für Schatten zu sorgen, wenn die Sonne noch auf einem Teil des Hofs stehe. Die alte Überdachung, die noch Hans Richter habe installieren lassen, sei baufällig gewesen. Der Denkmalschutz rede bei dem Thema natürlich mit. „Wir sind dran und kämpfen dafür“, sagt Stromberger. Man müsse aber schauen, ob es bereits für nächstes Jahr klappe.
Nun steht 2024 ein großes Jubiläum an: 50 Jahre Festspiele Heppenheim. Nur so viel sei bereits verraten: Eines der Stücke wird Faust I von Johann Wolfgang von Goethe sein, ein Klassiker, den man von 9 bis 99 Jahren genießen könne, wie Stromberger sagt. Gespielt wird in der Pfarrkirche Sankt Peter, mit ihrem besonderen Ambiente. Da werde man fast ohne Kulisse auskommen. mam/ü
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