Literatur

Morgen beginnen die Lesungen von Forum Kultur

Autoren wie Katja Lange-Müller, Susanne Gregor und Kristine Bilkau sind in der Saison 2025/26 zu Gast.

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rid/ü
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Eva Knop, Monika Hebbeker und Tina Friedmann (von links) haben unzählige Bücher und Druckfahnen gelesen und daraus ein Programm für die Sparte „Literatur“ von Forum Kultur zusammengestellt, das bereits am Dienstag beginnt. © Astrid Wagner

Heppenheim. Die Lesungen von Forum Kultur sind ein Muss für alle Leseratten und Bücherwürmer. In der Vorbereitung auf die Saison 2025/26 haben Monika Hebbeker, Eva Knop und Tina Friedmann in den vergangenen Monaten wieder gelesen, was das Zeug hält. Viel spannende Literatur gab es dabei zu entdecken, hochkarätige Autoren wurden angefragt. Herausgekommen ist ein ansprechendes und interessantes Programm der Sparte Literatur.

Von der Buchmesse zu Forum Kultur in Heppenheim

Los geht es gleich mit einem Highlight: Am morgigen Dienstag, 23. September, liest Katja Lange-Müller im Marstall ab 20 Uhr aus ihrem Buch „Unser Ole“. Die Autorin haben die drei, die das Programm zusammenstellen, auf der Frankfurter Buchmesse erlebt – und waren begeistert. Eine Lesung mit ihr „ist ein Erlebnis“, sind sie sich einig.

Lange-Müller, unter anderem ausgezeichnet mit dem Preis für grotesken Humor, erzählt von einer älteren Dame, die ihre Wohnung verliert und zu ihrer Freundin in ein halbverfallenes Landhaus zieht. Dort lebt auch der unberechenbare, spätpubertierenden Enkel Ole. Eines Morgens wird eine der Frauen tot aufgefunden. Ein kriminalistisches Kammerspiel beginnt. Lange-Müller versteht es meisterlich, ohne Kitsch und Pathos auf Hilflosigkeit, Scham und Traumata zu schauen.

„Halbe Leben“ heißt das Werk von Susanne Gregor, aus dem sie am 21. Oktober (20 Uhr) im Marstall liest. In dem Buch geht es um eine slowakische Frau, die sich in Deutschland als Pflegerin einer älteren Dame verdingt und dabei ihr eigenes Leben – ihre in der Heimat zurück gelassene Familie – aufgibt. Eine Geschichte zwischen Ausbeutung und Freundschaft, die wie ein Krimi beginnt. Die beiden ersten Lesungen sind Teil der Reihe „Leseland Hessen“.

Lesung und Film zeigen Lebensgeschichte

Kristine Bilkau stellt am 18. November (20 Uhr) ihr Buch „Halbinsel“ in der Alten Sparkasse vor. Sie liest zum zweiten Mal in Heppenheim. In ihrem im Frühjahr 2025 erschienen, mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Roman, zieht eine Tochter in einer Lebenskrise wieder zurück zur verwitweten Mutter. Die sich fragen muss, inwiefern sie ihr Kind auf die krisenhafte Zukunft einer Welt vorbereitet hat, für deren Zustand sie selbst die Verantwortung hat.

Nicht zum ersten Mal Gast bei Forum Kultur ist auch Dmitrij Kapitelman. Er liest am 20. Januar (Alte Sparkasse, 20 Uhr) aus seinem Werk „Russische Spezialitäten“ und setzt sich dabei humorvoll mit einem ganz aktuellen, ernsten Thema auseinander: Das Geschäft seiner ukrainisch-jüdischen Eltern in Leipzig ist Treffpunkt der russisch sprechenden Diaspora. Dmitrijs Mutter glaubt der Propaganda der russischen Staatsmedien. Der Autor ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Mutter und seinem antifaschistischen Engagement. Es ist der verzweifelte Versuch, trotz aller Distanz Nähe zu bewahren.

„Ein Haufen Dollarscheine“ lautet der Titel des Buches, das Esther Dischereit am 24. Februar (Alte Sparkasse, 20 Uhr) dem Publikum vorstellt. Es war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Erlebt haben Hebekker, Knop und Friedmann die in Heppenheim geborene Autorin bei den Mannheimer Literaturtagen.

Esther Dischereits ältere Halbschwester und ihre Mutter wurden während des Dritten Reichs als Jüdinnen von einem deutschen Eisenbahner versteckt. Nach dem Krieg kamen sie nach Heppenheim, wo die Autorin 1952 geboren wurde, ihr Vater war Arzt in der Vitos-Klinik. Der Roman ist ein Mosaik von Erinnerungssplittern mit vielen Perspektiv- und Ortswechseln über mehrere Kontinente und Zeitebenen hinweg. Die Lesung findet in Kooperation mit dem Verein Stolpersteine Heppenheim und dem Martin-Buber-Haus statt. Am Tag nach der Lesung (25. Februar) wird der dazugehörige Dokumentarfilm „Mein illegales Leben“ in Anwesenheit des Regisseurs und der Autorin im Saalbau-Kino gezeigt.

Den Schlusspunkt setzt am 17. März (Alte Sparkasse, 20 Uhr) die Schweizerin Zora del Buono mit ihrem Werk „Seinetwegen“. Die mit dem Schweizer Literaturpreis 2024 ausgezeichnete Autorin kommt mit ihrem Dackel nach Heppenheim und macht sich in ihrem Buch auf eine ganz besondere Spurensuche: Als sie acht Monate alt war, starb ihr Vater bei einem Autounfall. Das Werk ist halb autofiktional, halb Detektivroman und bietet Einblicke in historische und soziokulturelle Zusammenhänge der damaligen Zeit.

Bereits jetzt gibt es einen Büchertisch mit den Werken aller Autoren in der Buchhandlung May. Auch bei den Lesungen kann man die Werke der Autoren erwerben – und sich signieren lassen. Nähere Informationen gibt es auf der Homepage forum-kultur.com.

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