Heppenheim. Die Begegnung mit Schriftstellern und das Gespräch über Bücher zu fördern, ist das Credo der Programmverantwortlichen für die Forum-Kultur-Sparte Literatur.
Jahr für Jahr durchforsten sie ehrenamtlich die deutschsprachigen Neuerscheinungen, besuchen Lesungen und kontaktieren Autoren. Die Mühe lohnt sich, denn die Termine im Stiftungshaus der Sparkasse Starkenburg erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Für die neue Saison haben Monika Hebbeker, Eva Knop und Tina Friedmann sechs Veranstaltungen vorbereitet, die mit brisanten Familienkonstellationen, gestrandeten Lebensentwürfen, Grenzerfahrungen und der mühseligen Suche nach Wahrheiten und Erlösung aufhorchen lassen. Am 17. September liest Tijan Sila aus seinem autobiografischen Roman „Radio Sarajevo“. Dort ist er geboren, dort erlebt der elfjährige Junge die Hölle des Bosnienkrieges mit Belagerung und Heckenschützen, Trümmerbergen und Schwarzmarkthandel. Ein gefährliches Terrain, das seine Eltern letztendlich zur Flucht nach Deutschland bewogen hat. Erst 30 Jahre später hat Tijan Sila es vermocht, seine Erlebnisse in einem Buch zu verarbeiten. Diese Lesung ist bereits gut nachgefragt.
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Stine, die Hauptperson in Anne Rabes autofiktionalem Romandebüt „Die Möglichkeit von Glück“, durchlebt in ihrer Kindheit die Hölle hinter geschlossenen Jalousien. Sie wächst auf in den Nachwendejahren, verunsichert vom Schweigen der Eltern und Großeltern, die unbeirrbar an ihren systemtreuen Überzeugungen festhalten, von Gewalt und Demütigungen im Schatten unbewältigter Vergangenheit, die im Osten Deutschlands Rassismus und Rechtsextremismus den Boden bereiten. Anne Rabe liest aus ihrem viel beachteten Roman am 8. Oktober.
„Mutternichts“ ist der Titel des Romanerstlings von Christine Vescoli aus Bozen, die am 19. November nach Heppenheim kommt. Die Mutter kommt schon mit acht Jahren als Magd auf einen Hof in Südtirol und schuftet sich hier die Seele aus dem Leib – klaglos und sprachlos, sodass die Tochter nach ihrem Tod lediglich anhand von Erinnerungsstücken versuchen kann, sich ihrem Leben anzunähern. Am 28. Januar 2025 liest Iris Wolff aus ihrem neuen Werk „Lichtungen“, in dem sie die unendliche Geschichte einer Freundschaft zwischen Lev und Kato erzählt – im Rückblick, gestützt auf Erinnerungen an die Kindheit in einem kleinen rumänischen Dorf. Lev ist dort geblieben, Kato lebt im Westen und schickt dem Jungen eines Tages eine Postkarte aus Zürich.„Lichtungen“ ist nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024. Mit dem dritten Teil ihrer Trilogie „Biografie einer Frau“ kommt am 18. Februar Julia Schoch in die Alte Sparkasse. Mit „Wild nach einem wilden Traum“ – der geplante Erscheinungstermin ist der 9. Januar – schließt sich ein Kreis, der mit einer Affäre zu einem Katalanen und Schriftsteller begann und das Leben der Hauptperson ins Trudeln bringt.
Zum Saisonabschluss am 18. März gibt es einen Nachholtermin mit Katja Schönherr, die in ihrem Buch „Alles ist noch zu wenig“ ein einschneidendes Ereignis in einer Familie schildert: einen Pflegefall, der die Lebensentwürfe von Mutter, Sohn und Enkelin in Frage stellt. Alle Lesungen beginnen um 20 Uhr. Es wird im Anschluss Zeit für Fragen an die Autoren geben, die Romane können erworben werden und die Verfasser sind gerne bereit, ihre Werke zu signieren. sj/ü
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