Tradition

Kerwegiggel und zahlreiche Wagen zogen wieder durch Erbach

Der bunte Kerweumzug war wieder auf den Straßen unterwegs. Gefeiert wurde auch noch am Montag.

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rid/ü
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Aus dem Wilden Westen grüßten die Proseccoschnecken des SV Erbach beim Kerweumzug des Stadtteils. © Astrid Wagner

Erbach. Sonntagnachmittag, kurz vor 14 Uhr. Ein kleiner Linienbus fährt durch Erbach. Oben am Pannekucheeck hält er an und spuckt wichtige Menschen aus: Die letzten Protagonisten des Kerweumzugs klettern aus dem Gefährt und auch der ein oder andere Zuschauer. Während die meisten kurz zuvor tapfer den steilen Berg zu Fuß hinauf gestapft waren, haben sie sich den schweißtreibenden Aufstieg gespart. Derweil entspinnt sich am Straßenrand eine Diskussion über das Wetter, basierend auf der Frage, ob das jetzt ein wunderschöner Spätsommertag oder ein herrlicher Herbsttag ist.

Dort, wo sich die Ortsstraße von oben nach Erbach hinunter schlängelt, sieht und hört man sie schon, die Umzugsteilnehmer. Durch eine Lücke zwischen den Häusern sieht man den Anhänger der Kerwejugend Ober-Laudenbach schwanken, Musik dröhnt, alle tanzen und hüpfen – die Stoßdämpfer halten dagegen, so gut sie können. „Kein Gefahrstof is sicher, wir saufen alles aus‘m Trichter“, steht auf dem Anhänger zu lesen. Irgendwo schein ein „f“ verloren gegangen zu sein. Die singenden Mitfahrer kennen die Texte der Partyhits trotzdem aus dem Effeff.

Dann geht es los. Zur Absicherung fährt ein Wagen der Kirschhäuser Feuerwehr vorneweg, gefolgt von zwei Kindern, die das mit Krepprosen geschmückte Schild „Erbächer Kerb“ vor sich her tragen. Die Erbacher Fahne ist dem Fahnenträger eine Nummer zu groß, er muss sie anheben wie ein Abendkleid, auf das man nicht treten möchte. Die Kerwemädels sortieren sich noch kurz, bevor sie fröhlich ins Volk winken. Hühner werden vorbeigetragen und gefahren, scharren scheinbar desinteressiert am bunten Treiben im Stroh.

Imposant: die „Braut“ in einem Traum in Weiß, mit Schlapphut, gefakter Oberweite, aber glatt rasiert. Der Blick geht zurück zu Kerweparrer und Mundschenk, die ihr folgen. Hoch in der Luft am Rednerpult schwebend, sonnenblumengeschmückt. Endlich erschallt sie, die Frage: „Wem ist die Kerwe?“ Einstimmig wird die Antwort gegrölt.

Kerwejugenden aus Stadtteilen mit dabei

Und da ist auch die motorisierte zweibeinige Kerwesau. Ein riesiger bunter Kerwegiggel aus Pappmaché fährt auf einem Hänger vorbei und symbolisiert das Kerwemaskottchen. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kirschhausen sorgt für den richtigen Ton, im Schlepptau die Mädchen und Jungen des Kindergartens „Tatzelwurm“.

Der SV Erbach (SVE) schickt ebenso den Nachwuchs ins Rennen. Allerliebst anzusehen sind auch die „Minigiggel“ mit blumen- und ballonverzierten Vehikeln – vom Kinderwagen über Trettraktor bis hin zum Dreirad – und den niedlichen Küken-Sonnenhüten. Die Hula-Hoop-Gruppe des TV Hambach sorgt mit gekonnten Hüftschwüngen dafür, dass das Drehen der bunten Reifen beim bergab laufen wie ein Kinderspiel aussieht. Gute Stimmung im Wild-West-Style verbreiten wie gewohnt die Proseccoschnecken des SVE. Die Erbacher Feuerwehr tut das, was sie am besten kann: Sie spritzt mit Wasser um sich. Gekreische allerorten von den Getroffenen.

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Und dann grüßen die Kerwejugenden mit ihren Partygefährten: Die Hambacher kommen direkt aus dem All. Auf dem Gefährt der Ober-Laudenbacher sind auf der anderen Seite alle „Fs“ vollständig. Die Sonderbacher grüßen aus einem fahrenden Casino und Wald-Erlenbach wirbt für das nächste große Kerwe-Wochenende. (5. bis 7. September). Die Feierei in Erbach geht noch weiter bis zum Montagabend, mit vielen originellen Programmpunkten.

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