Bildung - Verantwortliche der katholischen Einrichtung kämpfen weiter um den Fortbestand

Kaum noch Hoffnung für das Haus am Maiberg

Von 
fran
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Alexander Mack, Benedikt Widmaier und Titus Möllenbeck vom Haus Maiberg. © Lotz

Heppenheim. Normalerweise stehen die Herbstmonate für die Verantwortlichen der Bildungsstätte Haus am Maiberg ganz im Zeichen der Vorbereitung des neuen Jahresprogramms. „Doch in diesem Jahr haben uns die Ereignisse in doppelter Hinsicht überholt“, sagt Titus Möllenbeck, der in der Einrichtung für die politische Erwachsenenbildung zuständig ist.

Zum einen sei hier natürlich die Corona-Pandemie zu nennen. „Und dann hat uns ausgerechnet am 30. September, dem 65. Geburtstag unseres Hauses, das Bistum Mainz mitgeteilt, dass die Einrichtung aus Kostengründen zum 31. Dezember 2022 geschlossen werden soll“, so Möllenbeck. „Von da an hatten wir ganz andere Sorgen.“

Tatsächlich kämpfen Akademiedirektor Benedikt Widmaier, Möllenbeck sowie das gesamte Team der Bildungsreferenten und Mitarbeiter seitdem nicht nur um den Erhalt der Einrichtung, sondern auch um ihre beruflichen Existenzen. Nach den jüngsten Gesprächen mit der Bistumsleitung gehe man davon aus, dass lediglich die beiden Stellen der Erwachsenenbildung und der politischen Jugendbildung über das Jahr 2022 erhalten bleiben, berichten Widmaier und Möllenbeck. Die Stellen der fünf weiteren Bildungsreferenten seien projektgebunden, so Widmaier weiter. Und diese Bindung ende wahrscheinlich mit der Umstrukturierung der Bildungsarbeit im Bistum. Wo beide Stellen künftig angesiedelt sind, ist laut Möllenbeck derzeit noch unklar. „Es ist aber davon auszugehen, dass in Heppenheim keiner mehr sein wird“, sagt Widmaier. „Die Struktur wird sich komplett verändern.“

Eindringlich erinnern Widmaier, Möllenbeck sowie Jugendbildungsreferent Alexander Mack in diesem Kontext noch einmal daran, dass dies aus ihrer Sicht völlig unverständlich ist. „Wir haben hier alles, was man braucht: Personal, Infrastruktur und das notwendige Know-how. Die Entscheidung ist – nicht nur für mich – nach wie vor nicht nachvollziehbar“, sagt Mack.

„Hätten Lösungen finden können“

Wenig Hoffnung hat das Trio auch, was die Zukunft der Bildungseinrichtung auf dem Maiberg selbst angeht – trotz einer Online-Petition mit inzwischen über 2200 Unterstützern, medienwirksamen Aktionen wie am Martinstag, als ein Darsteller des Namenspatrons des Bistums den Verantwortlichen in Mainz eine Protestnote überreichte, und Solidaritätsbekundungen von hochrangigen Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.

Selbst eine Übernahme durch einen Investor oder neuen Träger halten Widmaier und Möllenbeck für nicht wirklich realistisch, wenngleich sie betonen: „Wir stünden bereit.“ Gleichwohl ist sich Möllenbeck sicher: „Wären wir früher beteiligt worden, hätten wir Lösungen finden können.“ Zur Erinnerung: Leitung und Mitarbeiter des Hauses wurden über die Schließung informiert, Gespräche im Vorfeld hat es in diesem Zusammenhang allerdings nicht gegeben. „Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass das Bistum einem potenziellen Interessenten entgegenkommen würde – zumal ich diesen auch gar nicht sehe“, fügt Widmaier hinzu. Zu schnell sei klar kommuniziert worden, dass das Haus am Maiberg geschlossen werden soll.

Bis zum geplanten Termin Ende 2022 sind es aber noch fast genau zwei Jahre. Zwei Jahre, in denen sich Widmaier, Möllenbeck, Mack und ihr bewährtes Team weiter für die politische Bildung einsetzen wollen. Dass dies in Zeiten wie diesen eminent wichtig sei, hebt das Trio noch einmal hervor. Stichworte: Fake News, Hass-Reden oder Verschwörungstheorien. „Nicht umsonst werden die staatlichen Ausgaben für politische Bildung und Extremismusforschung aktuell stark erhöht“, sagt Widmaier. Und fügt an: „Genau für diese Themen steht das Haus am Maiberg.“

Fast schon klar ist also, dass auch im Jahr 2021 am Maiberg Aufklärungs- und Bildungsarbeit in den verschiedensten Bereichen geleistet werden soll – von der Klimakrise über 30 Jahre deutsche Einheit bis hin zur Begleitung der zahlreichen Wahlen im kommenden Jahr. Zudem betont Akademiedirektor Widmaier: „Unser Jahresprogramm 2021 steht im Zeichen von Corona und Digitalsierung.“ Dies zeige sich daran, dass das Programm auf elektronischem Weg über die Homepage und diverse Onlinekanäle verteilt werde. Zudem gilt: Insbesondere im ersten Halbjahr finden die meisten Angebote online statt. fran

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